Desinfektionsmaßnahmen helfen infektiöse Erkrankungen und Tierseuchen aus dem Bestand zu halten. Eine Option zur Flächendesinfektion ist die UV-C-Strahlung. Ein Praxisbericht.
Hygiene und Biosicherheit sind die wichtigsten Faktoren, um die meisten der infektiösen Erkrankungen aus den Ställen von Kälbern, Rindern und Kühen fernzuhalten. Im Fall einiger anzeigepflichtiger Tierseuchen gibt sogar der Gesetzgeber eine Reinigung und Desinfektion betroffener Stallungen vor, bevor diese wieder neu belegt werden dürfen.
In puncto Flächendesinfektion bieten sich neben chemischen auch physikalische Verfahren an. Dazu gehört unter anderem das Abtöten und Inaktivieren von Mikroorganismen und Viren mittels UV-C-Strahlung (Ultraviolettstrahlung-C).
Über den Praxiseinsatz eines UV-C-Gerätes im Zusammenhang mit einem Ausbruch von Salmonellose in einem Milchkuhbetrieb mit 400 Tieren berichtet Dr. Theresa Scheu, die Tierärztin auf Hofgut Neumühle.
Im konkreten Fall war zunächst eine Kuh klinisch auffällig, mit hohem Fieber und blutigem Durchfall. In der Kotprobe dieser Kuh wurde Salmonella typhimurium var. copenhagen nachgewiesen. Der Erreger ist anzeigepflichtig! Sofort wurden Kontakttiere und schließlich der gesamte Bestand beprobt. Alle positiven Tiere wurden räumlich getrennt von den negativ getesteten Tieren aufgestallt.
Die Isolierbereiche wurden nach Vorgabe der „Verordnung zum Schutz gegen die Salmonellose der Rinder“ (RindSalmV, § 6), einmal wöchentlich gereinigt und desinfiziert.
Praxisbeispiel: Desinfektion im Kälberstall
Zur Desinfektion wurde zuerst das Kalb aus dem Iglu heraus geholt, und dann das Gerät an den Eingang des Iglus herangefahren. Die Bestrahlung mit UV-C-Licht für eine Dauer von fünf Minuten pro Iglu durchgeführt.
(Bildquelle: Scheu)
Die oberste Priorität liegt bei einem Salmonellose-Ausbruch darin, neugeborene Kälber vor einer Infektion zu schützen. Denn Salmonellen können schwere Durchfälle mit einem hohen Risiko von Tierverlusten verursachen. Zudem können Kälber infolge einer Infektion zu Dauerausscheidern des Erregers werden. Das birgt die Gefahr, dass das Infektionsgeschehen im Stall unnötig lange anhält und immer wieder aufflammen kann.
Aus diesem Grund wurden im Hofgut in der Haltung der neugeborenen Kälber (Einzeliglus) besondere Hygienemaßnahmen etabliert. Dazu gehörte das Tragen gesonderter Arbeitskleidung (Stiefel, abwaschbare Schürze, Einweghandschuh) in diesem Bereich. Zudem wurden Tränkeeimer, Stroh und Futter vorbereitet „von außen“ an den abgetrennten Schutzbereich herangebracht und „von innen“ angenommen und den Kälbern zugeteilt.
Ein Umstallen der Kälber war während der dreimonatigen Sanierungsmaßnahmen nur bedingt nach Absprache mit dem zuständigen Veterinäramt möglich. Daher mussten einzelne Kälber für bis zu sechs Wochen im Iglu bleiben. Um eine Vermehrung möglicher Erreger zu reduzieren und eine Kontamination der Stallungen mit Salmonellen zu verhindern, wurden die Iglus auch während der Belegung regelmäßig desinfiziert – mit UV-C-Strahlung.
Die Desinfektion erfolgte nach folgendem Schema: Die Kälber wurden am Halfter aus dem Iglu geführt, die Strohmatratze entfernt und das Iglu grob von Schmutz gereinigt. Dann wurde das UV-C-Gerät (EcoProtectorUV-C der Firma Urban GmbH & Co. KG) eingesetzt. In der Leuchteinheit dieses fahrbaren Boden- und Iglu-Desinfektionsgeräts sind insgesamt vier UV-C-Quecksilber-Niederdruck-Röhren mit einer Leistung von jeweils 15 W verbaut. Zur Desinfektion wurde das Gerät an den Eingang des Iglus herangefahren und die Bestrahlung mit UV-C-Licht für eine Dauer von fünf Minuten pro Iglu durchgeführt. So wurde reihum mit bis zu 15 Iglus verfahren.
Eine niederschmetternde Nachricht erhielten die Milchprofis der Dringenburg Milch: Salmonellen! Neun Monate lang haben sie um ihre hochleistende Herde gekämpft.
UV-C-Desinfektion hat viele Vorteile
Das UV-C-Verfahren bietet gegenüber dem Einsatz von flüssigen Desinfektionsmitteln mehrere Vorteile:
Es entfällt der Arbeitsschritt der Aufbringung (Schaumlanze, Rückenspritze). Es können keine Fehler bei der Herstellung einer Gebrauchslösung entstehen.
Es ist lediglich eine grobe Vorreinigung notwendig. Auf eine Hochdruckreinigung kann verzichtet werden.
Es gibt keine Probleme mit sogenannten Kältefehlern. Viele Desinfektionsmittel wirken nur bis zu einer Außen-/Oberflächentemperatur von 10° Celsius verläss-lich.
Das Gesundheitsrisiko für die Anwender ist geringer als bei anderen Desinfektionsverfahren für Stallflächen (Flüssigkeiten, Branntkalk).
Die Anwendung der UV-C Einheit ist einfach, trocken und risikoarm. Die Bestrahlungszeit von fünf Minuten an der Kälberbox lässt sich effektiv nutzen, um die nächste Box für die Desinfektion vorzubereiten.
Das verwendete UV-C-Gerät eignet sich auch für die Desinfektion größerer Areale und bietet damit auf Stallböden eine Alternative für den Einsatz von zum Beispiel Branntkalk (Calciumoxid, hohes Gefahrenpotenzial). Die Bestrahlungszeit muss im Verhältnis zu einem Kälberiglu allerdings verlängert werden. In der Tabelle (siehe unten) sind die mittlerweile ermittelten Kennwerte zur Bestrahlung von großen Abteilen aufgeführt. Je nach Erreger ist eine unterschiedliche Lichtdosis zur Abtötung erforderlich. Umso weiter die Oberfläche vom UV-C-Gerät entfernt ist, und je schräger der Einfallswinkel, desto länger muss bestrahlt werden.
In zwei Bachelorarbeiten der Hochschulen Osnabrück und Weihenstephan‑Triesdorf wurde das UV-C-Verfahren auch ökonomisch bewertet. Ergebnis: Auch wenn die Desinfektion an sich mehr Zeit beansprucht, überwiegt der Vorteil durch eine Einsparung von Arbeitszeit für die Pflege erkrankter Tiere, da es zu weniger klinischen Erkrankungen der untersuchten Kälber kam. Entsprechend fielen weniger Tierarztkosten für Behandlungen an. Beide Faktoren sowie die Anwendervorteile sind gegenüber dem Anschaffungspreis eines Gerätes zu kalkulieren.
1 | Kennwerte zur wirksamen Desinfektion durch UV-C-Bestrahlung
Die neue Standard-Desinfektion
Auf dem Hofgut Neumühle wurde durch die beschriebenen Maßnahmen in der Zeit der Salmonellenbekämpfung erreicht, dass sich kein einziges der neugeborenen Kälber mit dem Erreger infizierte. Die Tiergesundheit verschlechterte sich trotz der ungünstigen Belegdichte nicht – im Gegenteil, sie wurde in Teilen sogar verbessert. Dies machte sich vor allem in der Reduktion auftretender Durchfallerkrankungen bemerkbar. Deshalb wird der EcoProtectorUV-C nun, nach der überstandenen Salmonellose, im Betrieb als Standard-Verfahren zur Desinfektion im Kälberbereich verwendet.
Anwenderschutz
UV-C-Strahlung schädigt das Erbgut, hierauf beruht ihre Fähigkeit, Bakterien und Viren abzutöten. Die meisten derzeit verwendeten UV-C-Desinfektionsgeräte arbeiten mit Wellenlängen um 254 nm, deren erbgutschädigende Wirkung in Studien bestätigt wurde.
Beim Einsatz von UV-C-Strahlung ist Vorsicht geboten! Die Strahlung darf keinesfalls auf Menschen und Tiere gerichtet werden und diese dürfen nicht direkt in die Lichtquelle sehen. Als akute Reaktionen auf direkte UV-C-Bestrahlung sind Entzündungen an Augen und Haut bekannt. Da die DNA geschädigt wird, können derart geschädigte Zellen langfristig zu Krebszellen entarten. Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz
Die neue Standard-Desinfektion
Der EcoProtectorUV-C wird auch nach der überstandenen Salmonellose im Betrieb als Standard-Verfahren zur Desinfektion im Kälberbereich verwendet.
(Bildquelle: Urban GmbH & Co. KG)
Auf dem Hofgut Neumühle wurde durch die beschriebenen Maßnahmen in der Zeit der Salmonellenbekämpfung erreicht, dass sich kein einziges der neugeborenen Kälber mit dem Erreger infizierte. Die Tiergesundheit verschlechterte sich trotz der ungünstigen Belegdichte nicht – im Gegenteil, sie wurde in Teilen sogar verbessert. Dies machte sich vor allem in der Reduktion auftretender Durchfallerkrankungen bemerkbar. Deshalb wird der EcoProtectorUV-C nun, nach der überstandenen Salmonellose, im Betrieb als Standard-Verfahren zur Desinfektion im Kälberbereich verwendet.
Fazit: Empfehlenswertes Verfahren
Das UV-C-Verfahren sollte als Desinfektionsmaßnahme nach den Kriterien der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft anerkannt werden.“
Dr. Theresa Scheu
Das Verfahren der UV-C-Strahlung zur Desinfektion, das schon länger in der Humanmedizin zum Einsatz kommt, bringt sowohl im Tierseuchenfall als auch im Normalbetrieb Vorteile in der Anwendung und der Wirkung mit sich. Es ist daher wünschenswert, dass sich diese Technik auch im Bereich des Hygienemanagements und der Biosicherheit in nutztierhaltenden Betrieben etabliert. Es sollte deshalb als gültige Desinfektionsmaßnahme nach den Kriterien der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) anerkannt werden.
Im Sinne von Anwenderschutz und Wirksamkeit ist es zu empfehlen, nur für diesen Einsatzbereich entwickelte und geprüfte sowie herstellerzertifizierte UV-C-Geräte zu verwenden.
Mikrobiologische Analysen von Kot und Gülle sind hilfreich für die tiergesundheitliche Bestandsdiagnostik sowie die Düngung. Infos zum noch „jungen“ Diagnostik-Tool.