Bereits bei der Sohlenbearbeitung der Klaue kann eine Verfärbung im Bereich der Hohlkehlung auf ein klassisches Sohlengeschwür hindeuten. Meistens ist die Außenklaue der Hinterbeine betroffen, aber auch an den Vordergliedmaßen treten Geschwüre auf.
Die Druckstelle lässt sich durch eine umschriebene Sohlenblutung identifizieren. Wird hier nicht eingegriffen, entwickelt sich im weiteren Verlauf ein Rusterholz’sches Sohlengeschwür (RSG). „Geschwür“ bedeutet, dass die Lederhaut...
Bereits bei der Sohlenbearbeitung der Klaue kann eine Verfärbung im Bereich der Hohlkehlung auf ein klassisches Sohlengeschwür hindeuten. Meistens ist die Außenklaue der Hinterbeine betroffen, aber auch an den Vordergliedmaßen treten Geschwüre auf.
Die Druckstelle lässt sich durch eine umschriebene Sohlenblutung identifizieren. Wird hier nicht eingegriffen, entwickelt sich im weiteren Verlauf ein Rusterholz’sches Sohlengeschwür (RSG). „Geschwür“ bedeutet, dass die Lederhaut frei liegt und entzündet ist. Entsprechend schmerzhaft ist die Krankheit, sodass das Tier spätestens jetzt eine Entlastungshaltung zeigt. Komplikationen treten auf, wenn sich das Geschwür zusätzlich infiziert, z. B. mit Erregern der Mortellaro’schen Erkrankung oder sich die eitrige Entzündung in die Tiefe bis in das Klauengelenk ausbreitet.
Was sind die Ursachen?
Rusterholz’sche Sohlengeschwüre bilden sich, wenn eine Entlastung am typischen Druckpunkt nicht mehr gegeben ist. Das kann einer falschen Klauenstellung, fehlender Klauenpflege bzw. Hohlkehlung oder einem zu geringen Fettpolster geschuldet sein. In Folge entsteht ein Punkt erhöhter Druckbelastung unter dem Klauenbein an der hornbildenden Lederhaut.
Die Problematik wird verschlimmert, wenn zusätzlich die Klaue zu lang ist. Die Last wird nicht mehr gleichmäßig auf die Sohle verteilt und es kommt zur erhöhten Druckbelastung im Ballenbereich. Grundsätzlich fördert Druck die Hornproduktion. Dies führt dazu, dass die Belastungsklaue gerne die größere Klaue ist, vor allem in Höhe und Dicke wird die Maßklaue übertroffen. Gleichzeitig bestimmt der Abrieb die Klauenform mit und führt dazu, dass eine fachgerechte Hohlkehlung bereits nach wenigen Wochen wieder verschwunden sein kann.
Geschwüre treten vermehrt bei Problemen mit Klauenrehe auf. Entsprechend hat die wiederkäuer- und leistungsgerechte Fütterung einen entscheidenden Einfluss auf die Bildung von gesundem Horn. Klauenrehe stört zum einen die Hornbildung und begünstigt damit die Entstehung von Geschwüren und anderen Horndefekten. Zum anderen ist eine Unterkonditionierung der Kuh, z. B. bei einer starken Ketose zu Laktationsbeginn, ein Grund für das Einschmelzen des belastungsschützenden Fettpolsters in der Klaue.
Wie therapiert man ein Sohlengeschwür richtig?
Die Behandlung hängt vom Schweregrad der Geschwürbildung ab. Bei der Vorstufe des RSGs, der Steingalle, gleicht man im Rahmen der Funktionellen Klauenpflege die Höhe der betroffenen Klaue möglichst der Partnerklaue an und schneidet die Hohlkehlung sorgfältig aus, damit die Druckbelastung am typischen Rusterholz’schen Punkt wegfällt. Ist bereits ein RSG entstanden, muss die Sohle der betroffenen Klaue durch einen Entlastungsschnitt so stark ausgedünnt werden, dass die gesunde Partnerklaue die Hauptlast tragen kann. Loses Horn am Rand des Geschwürs wird vorsichtig entfernt.
1,5 cm Höhenunterschied
Damit die Entlastung der betroffenen Klaue funktioniert, muss ein ausreichend großer Höhenunterschied von idealerweise 1,5 cm vorhanden sein. Ist das nicht der Fall, muss eine Entlastungshilfe („Klotz“) an der gesunden Partnerklaue zur vollständigen Druckentlastung geklebt werden. Das Sohlengeschwür kann mit einer Wundsalbe und einem Schutzverband gegen Verschmutzung und als Mortellaro-Prophylaxe versorgt werden, um eine weitere Infektion zu verhindern.
Prophylaxe: Damit Sohlengeschwüre gar nicht erst entstehen!
Treten Sohlengeschwüre vermehrt auf, gilt es die Pflegeintervalle zusammen mit dem Klauenpfleger zu prüfen und eventuell zu verkürzen. Zur Vermeidung von Punkten erhöhter Druckbelastung an der Klaue ist die korrekte Kehlung und Anpassung beider Klauen wichtig. Plane und stabile Sohlenflächen verteilen den Druck gleichmäßig. Eine ausgebildete Fachkraft für die Klauenpflege ist der richtige Ansprechpartner, wenn es darum geht, weitere Risikofaktoren im Haltungsumfeld, wie z. B. abrasive Böden oder durch Feuchtigkeit aufgeweichte Klauen, zu identifizieren.
In Zusammenarbeit mit Dr. Jörg Willig, Rindergesundheitsdienst Niedersachsen
Wie man Klauenrehe verhindert:
An der Entstehung von Klauenrehe können viele Faktoren beteiligt sein, die es zu finden gilt. Eine zeitnahe Klauenpflege ist unbedingt durchzuführen.
Noch mehr zu Klauenerkrankungen:
Lösen sich Wand- und Sohlenhorn voneinander entsteht ein Weiße-Linie-Defekt. Wird nicht zeitnah eingegriffen, können Erreger tiefe Klauenstrukturen angreifen.
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