Eines gibt es leider nicht: „die“ Anleitung für den perfekten Arbeitsplatz. Natürlich sollten bestimmte Rahmenbedingungen gelten (Sicherheit, Funktionalität). Doch was...
Jetzt bestellen und weiterlesen!
Elite - Das Fachmagazin für erfolgreiche Milchproduktion
Elite Print + Digital
Jahresabo
112,20 EUR
/
Jahr
6 Print-Ausgaben im Jahr versandkostenfrei
Alle Print-Ausgaben auch digital für Ihr Tablet oder Smartphone
Zugang zu sämtlichen Inhalten auf elite-magazin.de
Eines gibt es leider nicht: „die“ Anleitung für den perfekten Arbeitsplatz. Natürlich sollten bestimmte Rahmenbedingungen gelten (Sicherheit, Funktionalität). Doch was darüber hinaus für Mitarbeitende einen „attraktiven“ Ort zum Arbeiten ausmacht, bei dem es sich zu Bleiben lohnt, unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Wir haben zwei Experten um Ihre Einschätzung gebeten:
Felix Strothmeyer
Personalagentur farmconnect (www.farmconnect.de)
Benjamin Böse
Steuerberater (Wetreu Bremervörde)
Der große Vorteil: Dadurch, dass Sie herausfinden, was für Ihren Betrieb und Ihr Team passt, verbessern Sie automatisch Ihre Fertigkeiten in Bezug auf Mitarbeiterführung. Warum?
Jeder Mensch hat andere Ansprüche, Vorlieben und Bedürfnisse. Was nach Aufwand klingt, lässt sich jedoch strukturiert abarbeiten. Bedürfnisse lassen sich in fünf Kategorien einteilen (s.u.).
Um zu ermitteln, was dem individuellen Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin besonders wichtig ist, eignet sich ein strukturiertes Mitarbeitergespräch. Weiterer Vorteil: Der Mensch fühlt sich gesehen und durch die exklusive Zeit auch wertgeschätzt, was „automatisch“ die Zufriedenheit erhöht.
Mitarbeitergespräch – ein mächtiges Werkzeug
Ein Mitarbeitergespräch ist ein geplanter, vorbereiteter Gesprächstermin zwischen Chef:in und Mitarbeiter:in. Der Termin ist im Voraus bekannt, dauert mindestens eine halbe Stunde und findet im Sitzen an einem aufgeräumten Ort statt; die Handys sind aus. Ein guter Turnus ist einmal pro Jahr, das erste Mal nach drei Monaten Einarbeitungszeit.
Inhalt:
| Was braucht der Mitarbeitende, um gern zur Arbeit zu kommen?
| Wo fühlt man sich schon sicher, wo möchte man noch mehr Unterstützung? Wie möchte man sich perspektivisch weiterentwickeln? Was kann wer tun?
Lösungen konkret machen: Welche Maßnahmen, wann und durch wen? Kurz aufschreiben und auf jeden Fall nachhalten!
„Attraktivität“ bedeutet im Zusammenhang mit Lohnarbeit, dass ein Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommt. Darauf hat der Arbeitgeber einen enormen Einfluss, denn er kann die Rahmenbedingungen festlegen und abstellen, was die Angestellten demotiviert.
Bedürfnisse der Kollegen verstehen
Die Bedürfnisse eines Menschen lassen sich in fünf verschiedene Kategorien einteilen (Übersicht 1).
Grundbedürfnisse und das Gefühl der Sicherheit sind noch recht einfach zu befriedigen, indem man ausreichend Erholungsfreiräume und finanzielle Anreize schafft. Dazu zählt eine angemessene Arbeitszeit (geteilte Arbeitszeit ist durch doppelte Anfahrt oft nicht sehr attraktiv) sowie eine gute Organisation der Arbeitszeiten und -aufgaben.
Wochenendarbeiten und saisonal bedingte Arbeitsspitzen sind auf Milchkuhbetrieben unumgänglich. Diese lassen sich jedoch durch Freizeit ausgleichen. So kann beispielsweise auf ein Arbeitswochenende ein langes Wochenende folgen, bei dem der Angestellte am Freitag frei hat, ohne einen Urlaubstag nehmen zu müssen. Tipp:In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Schichten richtig einteilen.
Vernünftige Arbeitskleidung, Sauberkeit, funktionierende Arbeitsgeräte, ein Aufenthaltsraum und die Sicherheit am Arbeitsplatz sollten Standard sein!
Teambesprechungen können auf einem Milchkuhbetrieb für viel Klarheit sorgen – Tipps, wie man sie effizient gestaltet!
2. Das richtige Gehalt
Um den finanziellen Bedürfnissen gerecht zu werden, zählt in erster Linie das Gehalt. Dies sollte sowohl den Anforderungen der Stelle entsprechen als auch zum Lohnniveau des Betriebs passen. Daneben können zusätzliche Leistungen für die Mitarbeitenden interessant sein, die sich zum Teil auch steuerlich positiv für den Betrieb auswirken (Übersicht 2).
Übersicht 2
Tipp: Welche Maßnahmen sich für den eigenen Betrieb tatsächlich lohnen, sollten Sie mit Ihrem Steuerberater bzw. dem Lohnbüro abklären und durchrechnen lassen!
Leistungsprämien machen dann Sinn, wenn ein Mitarbeiter gesetzte Ziele direkt beeinflussen kann (z. B. Herdenmanagerin, Melker).
Den sozialen Bedürfnissen gerecht zu werden, ist schon schwieriger. Es geht darum, eine gute Arbeitsatmosphäre und ein Wir-Gefühl zu schaffen und den Mitarbeiter so intrinsisch, d. h. aus sich selbst heraus, zu motivieren – ein längerfristiger Prozess!
Klar ist aber, dass die Einstellung und das Verhalten des Betriebsleiters eine entscheidende Rolle spielen. Ein wertschätzender Chef ist immer motivierend. Neben Gesprächen können auch Team-Events, wie eine gemeinsame Betriebsfahrt oder ein Betriebsfest, den Zusammenhalt fördern. Darüber hinaus sollten Sie mit jedem Mitarbeiter erarbeiten, wie er sich im Betrieb weiterentwickeln will und welche gemeinsamen Ziele Sie verfolgen.
Sagen, wenns gut läuft! Viel zu oft beschränkt sich ein Gespräch auf Kritik. -Besser ist es, sich regelmäßig auszutauschen.
(Bildquelle: Landwirtschaftsverlag GmbH)
Lob und Anerkennung kommen im Alltag oft zu kurz. Auf vielen Betrieben werden hauptsächlich Fehler und Probleme angesprochen. Diese werden vom Mitarbeiter umso mehr als Kritik aufgefasst, wenn zuvor nie Platz für ein Lob war. Daher ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen und gute Arbeit zu würdigen und wertzuschätzen!
5. Gestalten dürfen!
Für Betriebsleitende oder Herdenmanager (Leitungsstellen) ist der „Sinn“ der Arbeit bzw. die Möglichkeit, sich im Job zu entfalten, oft wichtiger als der letzte Euro. Es kann sich lohnen, diesen Mitarbeitern mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten oder Verantwortung zu übertragen. Aber:
Ein Mitarbeiter kann sich nur dann selbst verwirklichen, wenn die Komplexität der Stelle zu den Qualifikationen passt und er oder sie in der Lage ist, die Aufgaben zu meistern. Eine Unter- oder Überforderung sorgt schnell für Unmut und Stress.
Um dem Mitarbeiter bei der Weiterentwicklung zu helfen, können Sie gemeinsam erarbeiten, welche Ziele bis wann auf welche Weise erreicht werden sollten. Hilfreich ist es auch, gezielt Fortbildungen anzubieten und stückweise verantwortungsvollere Aufgaben zu übertragen.
Wachsende Milchkuhbetriebe brauchen Unterstützung. Dabei muss es nicht immer ein ausgebildeter Landwirt sein! Eine einfache Anleitung von der Planung bis zum Arbeitsvertrag.