Einen Melkroboter baut man nicht über Nacht ein. Dem Einzug gehen monatelange Planungen voraus. Wichtig ist es, das Einmelken frühzeitig zu planen und sich langsam auf das neue Management am AMS vorzubereiten. Wir haben mit dem Roboterspezialisten Dirk Wiethoff gesprochen, welche wichtigen Punkte zu beachten sind.
Elite: Im Melkroboter werden bis zu 60 Tiere mehrmals täglich, mit nur einem Melkzeug gemolken. Was muss vor dem Einzug in puncto...
Einen Melkroboter baut man nicht über Nacht ein. Dem Einzug gehen monatelange Planungen voraus. Wichtig ist es, das Einmelken frühzeitig zu planen und sich langsam auf das neue Management am AMS vorzubereiten. Wir haben mit dem Roboterspezialisten Dirk Wiethoff gesprochen, welche wichtigen Punkte zu beachten sind.
Elite: Im Melkroboter werden bis zu 60 Tiere mehrmals täglich, mit nur einem Melkzeug gemolken. Was muss vor dem Einzug in puncto Eutergesundheit deshalb beachtet werden?
Dirk Wiethoff: Damit die Euter optimal gemolken werden können, sehen sich die Melkroboterhersteller vor dem Einzug die Länge und Breite der Zitzen an und suchen auf dieser Grundlage geeignete Zitzengummis aus. Schon im Vorfeld sollte man sich die Zellzahl der Herde bzw. der Einzelgruppen genau anschauen. Sechs Monate vor dem Einzug, sowie direkt vor der Inbetriebnahme sollte eine zytobakteriologische Untersuchung erfolgen, um den Eutergesundheitsstatus der Herde und der Einzelkühe zu kennen. So lassen sich chronisch kranke Kühe (z.B. Staph. aureus, kuhassoziierter Keim) ausfindig machen, die gegebenenfalls gemerzt werden sollten. Direkt vor dem Einzug sollte dann bei jeder Kuh ein Schalmtest erfolgen.
Elite: Was ist nach dem Einzug zu beachten?
Dirk Wiethoff: Spätestens sechs bis acht Wochen nach der Anschaffung des Roboters ist es wichtig, über Tupferproben am Melkbecher bzw. Zitzengummi zu prüfen, ob die Hygienemaßnahmen des Roboters greifen. Die Kontrolle der Zwischendesinfektion sollte routinemäßig in die Kontrolle des Roboters integriert werden.
Elite: Eine hohe Auslastung am AMS muss das Ziel sein. Können deshalb alle Kühe vom Melkstand mit in den Roboter umziehen oder sollte eine Vorselektion erfolgen?
Dirk Wiethoff: Zu eng stehende Hinterzitzen, sehr kurze Zitzen und extrem hoch- oder auch tiefliegende Euter sind für das Ansetzen im Melkroboter problematisch. In der Regel unterstützen die Melkroboterhersteller die Milcherzeuger bei der Selektion von Kühen mit ungeeigneten Zitzen. Langfristig sollte man bei der Auswahl der Vererber auf diese Kriterien achten.
Elite: Die Fütterung ist einer der entscheidenden Punkte, um die Kühe am Laufen zu halten und den Roboter gleichmäßig auszulasten. Muss bereits vor bzw. während der Umstellungsphase hierbei etwas beachtet werden?
Dirk Wiethoff: Schon bei der Planung für den Melkroboter sollte man darauf achten, dass man sich die Möglichkeit offen hält, ca. zwei Kraftfuttersorten bzw. flüssiges Lockfutter anbieten zu können. In den Monaten vor dem Einmelken sollte man noch stärker darauf achten, dass die Trockensteher gut vorbereitet sind, um Stoffwechselerkrankungen zu verhindern. Denn nur gesunde Kühe laufen zum Roboter. Die Ration muss an die Bedürfnisse des automatischen Melkens und der vorherrschenden Herdenleistung angepasst werden. Schon zwei bis drei Wochen vor der Umstellung sollten die Kühe die neue Ration erhalten. Der Grund ist, dass eine Rationsumstellung und gleichzeitig ein neues Melksystem zu viel Stress für die Kühe bedeuten. Die Kühe sollten auch, wenn möglich, an das neue Kraftfutter gewöhnt werden. Dies lässt sich in einigen Fällen in der noch nicht in Betrieb genommenen Melkbox oder über vorhandene Transponderstationen füttern.
Elite: Was kann helfen, das direkte Einmelken für Tier und Mensch so stressfrei wie möglich zu gestalten?
Dirk Wiethoff: Die Roboter sollte man, wenn das baulich möglich ist, 14 Tage vor dem Melken für die Kühe zum Kennenlernen installieren lassen. Vorab großzügig Trockenstellen, denn Kühe mit geringer Leistung zieht es nicht so stark zum Roboter. Außerdem muss man dann nicht direkt nach dem Einzug trockenstellen. Die Ersteinweisung inklusive der Treibewege und Ersteinstellung erfolgt in der Regel durch den Roboterhersteller.
Elite: Gibt es weitere Punkte die ein stressfreieres Einmelken fördern?
Dirk Wiethoff: Im Vorfeld sollten Milcherzeuger die Halsbänder vorbereiten und die Euterhaare z.B. durch Abflämmen kürzen. Planen Sie für alle Arbeiten und das Einmelken ausreichend Helfer ein. Durch diese Maßnahmen lässt sich der Stress an den Tagen des Einmelkens minimieren. In den ersten Tagen sollte man auch nachts und mittags treiben, um den bisherigen Melkrhythmus zu durchbrechen. Wenn möglich, sollte nicht in einer Hitzeperiode umgestellt werden. Die Milchkuhhalter benötigen aber nicht nur während des Einmelkens Unterstützung. Deshalb sollten sie sich auch für die Zeit danach Beratung für das Herdenmanagement suchen.
Elite: Melken im Melkroboter erfordert andere Arbeitsroutinen als beim konventionellen Melken. Wie sollte man sich auf diese Routinen einstellen?
Dirk Wiethoff: Die Klauengesundheit ist für den Erfolg des automatischen Melkens von großer Bedeutung. Sollte es vor dem Einzug in den Melkroboter keine routinemäßigen Klauenpflege-Termine gegeben haben, müssen diese spätestens jetzt über das Jahr verteilt eingeplant werden. Dazu gehört gegebenenfalls auch ein wöchentliches Klauenbad.
Elite: Gibt es weitere Bereiche, bei denen feste Routinen notwendig sind?
Dirk Wiethoff: Ja, die Milcherzeuger müssen auch die Organisation der Fütterung an das automatische Melken anpassen. Die TMR muss immer 24 Stunden lang, gut verteilt am Futtertisch vorliegen, auch nachts. Nur so kann man die Kühe den ganzen Tag animieren zum Futter und Melken zu gehen. In AMS-Betrieben macht deshalb ein automatischer Futterschieber Sinn. Frischmelker und Behandlungskühe erst ein paar Stunden nach der Frischfutter-Vorlage melken. Pflege- und Wartungsarbeiten des Roboters sollten über den Tag verteilt werden und dann erfolgen, wenn wenig Kühe zum Roboter laufen. Stallrundgänge und Zutrieb über den Tag verteilt organisieren, gerne die Kühe auch unregelmäßig treiben, um sie zu überraschen. So kann man verhindern, dass die Kühe sich an das Treiben gewöhnen.
Je schonender Färsen an das Melksystem gewöhnt werden, desto besser melken sie. Tipps für ein frühzeitiges Training mit wenig Zeitaufwand und großem Nutzen.