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„Elite entdeckt“ möchten wir Sie regelmäßig über interessante, neue Produkte und Innovationen in der Branche informieren, die wir bei Besuchen auf Milchkuhbetrieben oder durch andere Wege entdeckt haben.
Wenn Nicole Göschelbauer aus Altlengbach in Niederösterreich über das installierte Pansensensor-System von Smaxtec eine Mastitis-Meldung auf ihr Handy kommt, merke man der betreffenden Kuh in den allermeisten Fällen noch gar nichts an. „Die Viertel sind nicht...
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„Elite entdeckt“ möchten wir Sie regelmäßig über interessante, neue Produkte und Innovationen in der Branche informieren, die wir bei Besuchen auf Milchkuhbetrieben oder durch andere Wege entdeckt haben.
Wenn Nicole Göschelbauer aus Altlengbach in Niederösterreich über das installierte Pansensensor-System von Smaxtec eine Mastitis-Meldung auf ihr Handy kommt, merke man der betreffenden Kuh in den allermeisten Fällen noch gar nichts an. „Die Viertel sind nicht gerötet und auch nicht hart, die Tiere wirken auf mich zu diesem Zeitpunkt oft noch gesund, ihre Milch war bis zuletzt äußerlich unverändert.“ Die Milchkuhhalterin mit 50 Fleckviehkühen greift in solchen Situationen dennoch standardmäßig zum Schalmtest. Und tatsächlich: Auch er zeigt in den meisten Fällen bereits Schlieren und eine steigende Zellzahl und damit eine sich anbahnende Mastitis an.
Der Schalmtest und die Leitfähigkeitsmessung bestätigen die frühe Mastitismeldung.
Nicole Göschelbauer, Milcherzeugerin aus Altlengbach
„Auch die Leitfähigkeitsmessung im Roboter bestätigt diesen Verdacht in der Regel. In bis zu 85 % der Fälle ist eine solche Mastitis-Meldung schon in einem solch frühen Stadium treffsicher, das zeigten uns die im Anschluss durchgeführten bakteriologischen Untersuchungen“, sagt die Landwirtin. Weil sie Mitglied im österreichischen Tiergesundheitsdienst ist und daher bakteriologische Untersuchungen keine zusätzlichen Kosten verursachen, ist der Versand einer Milchprobe für sie im Regelfall der nächste Schritt. „Wir sind damit in der Erkennung von Euterproblemen sehr früh dran und können schwere Fälle oder gar Totalausfälle verhindern.“ Göschelbauer stattet alle Tiere in der Herde ab einem Alter von 16 Monaten mit dem Bolus aus.
Fehlmeldung nur bei gestressten Kühen
Auch ihre Berufskollegin Rosa Eder aus dem Flachgau bei Salzburg ist mittlerweile bei Euterentzündungen in ihrer Herde mit 55 Kühen sehr früh dran. „Sobald eine Push-Nachricht vom Pansenbolus kommt, dass eine Mastitis wahrscheinlich ist, kontrolliere ich das Euter zeitnah. Auch wenn dann am Euter noch nichts auffällt, melke ich es aus, trage eine Eutersalbe auf und beobachte das Tier engmaschig. Zu Mastitis Stufe 1 oder gar zu schwereren Fällen kommt es dann meist nicht mehr“, sagt sie. Auch bei ihr tragen alle Tiere ab 16 Monaten einen Bolus.
KI erkennt Muster von Fieberschüben
Möglich wird diese frühe Mastitis-Erkennung laut Bolus-Hersteller, Firma Smaxtec aus Graz, durch ein spezielles KI-Modul, das dafür die Veränderung von mehreren Gesundheitsparametern der Kuh heranzieht. So wird neben der inneren Körpertemperatur die Veränderung im Wiederkauen, in der Hauben-Pansen-Motorik und in der Aktivität des Tieres einbezogen. Außerdem würden betriebs- und tierindividuelle Eigenschaften, wie die Saison und die Laktationsnummer des betroffenen Tieres, mit verrechnet.
Ein typisches Muster einer sich erst entwickelnden Mastitis seien mehrere kurze Fieberschübe, die schon vor den ersten Symptomen auftreten, so der Hersteller. Dieses Muster habe man mit der neuen TruAdvice TM-Technologie erkannt, so dass Mastitis bereits bis zu vier Tage vor sichtbaren Symptomen, d.h. noch in Stufe 0, erkannt werden kann und nicht erst wie bisher üblich in Stufe 1 als milde Entzündung. Sobald dieses spezifische Muster der Parameter durch die Technik erkannt wird, erhält der Tierhalter eine Meldung: „Die Kuh xy hat mit einer Wahrscheinlichkeit von xy % eine Mastitis.“ Die Trefferquote gibt der Hersteller mit ca. 90 % an. Eine unabhängige Untersuchung mit der neuen Technik gibt es bisher noch nicht. Laut Magdalena Mayer von Smaxtec würden die laufenden Pansenboli automatisch über Over-the-Air-Updates um diese Funktion erweitert. Sie stehe allen Betrieben zur Verfügung, es entstünden keine Extrakosten.
Erst subklinisches Milchfieber, dann Mastitis
Im Milchgewinnungszentrum der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf werden ebenfalls Erfahrungen mit dem um das KI-Modul erweiterte Pansenbolus-System von Smaxtec gesammelt.
Fachlehrer Andreas Maag ist von der Mastitis-Früherkennung des Systems überzeugt: „Die Meldungen lassen sich sehr verlässlich auf vorherige Fieberschübe zurückverfolgen. Dann schauen wir die Kuh genau an und ein Schalmtest zeigt oft bereits leichte Veränderungen eines Euterviertels. Das Viertel wird dann ausgemolken und mit einer Eutersalbe eingeschmiert, bei wiederkehrenden Fieberschüben oder bei Positiven Schalmtest bekommt das Tier noch ein NSAID dazu. Meistens reicht das schon aus, um eine stärkere Entzündung zu vermeiden.“
Maag erkennt dank des Bolus deutlich mehr subklinische Milchfieber-Fälle als früher. „Sobald uns das System eine Untertemperatur meldet, erhält das Tier einen Calcium-Bolus. Durch die neue Technik wissen wir inzwischen auch, dass diese Tiere oft 40 bis 50 Tage danach eine Mastitis entwickeln. In diesem Zeitraum sind wir deshalb inzwischen besonders wachsam.“
Maag erkennt dank des Bolus auch subklinische Milchfieber-Fälle heute früher als in der Vergangenheit, weil der Bolus eine Untertemperatur frühzeitig meldet. Generell bekommen alle Tiere in der Herde prophylaktisch nach der Kalbung einen Ca-Bolus. „Wenn uns das System nach fünf bis sechs Tagen eine Untertemperatur meldet, bekommen sie einen zweiten Bolus hinterher. Auch das Risiko, dass diese Tiere in den ersten 100 Laktationstagen eine Mastitis entwickeln, wird durch die Technik sichtbarer.“
Die Meldungen lassen sich sehr verlässlich auf vorherige Fieberschübe zurückverfolgen.
Andreas Maag, Herdenmanager bei den Landwirtschaftlichen Lehranstalten, Triesdorf
Für E. coli zu langsam
Dass Fieberschübe ein wichtiger Hinweis auf eine kommende Euterentzündung sind, kann Milcherzeugerin Rosa Eder oft anhand der Temperaturkurven des Smaxtec-Systems gut nachvollziehen. Sie kontrolliert die so genannten „Watch-Listen“ der Technik jeweils vor den Melkzeiten morgens und abends und zusätzlich am Mittag.
„Die Treffsicherheit ist gut, Fehlmeldungen gibt es meist nur, wenn das Tier kurzzeitig unter Stress steht.“ An die Vielzahl an Meldungen musste sie sich zu Beginn dennoch erst gewöhnen, gibt sie zu. „Nach ca. drei Monaten kann man die Wichtigkeit der Alarme aber besser einordnen.“ Das System sei sensibel, könne bei sich schnell entwickelnden Mastitiden aber auch zu langsam reagieren: „Bei uns hat eine E.coli-Mastitis sehr schnell zu schweren Symptomen geführt, so dass wir den Tierarzt rufen mussten. Da reagierte das System noch zu langsam“, sagt Eder.
Bei einer sich sehr schnell entwickelnden E. coli-Mastitis reagierte die Sensor-Technik noch zu langsam.
Rosa Eder, Milcherzeugerin aus dem Flachgau
Vorteile für die Euterüberwachung
Beide befragten Milchkuhhalterinnen schätzen die Vorteile des Sensors für die Überwachung der Eutergesundheit. In beiden Herden habe sie einen Schritt nach vorne gemacht. „Als Roboterbetrieb sehen wir die Euter nicht jeden Tag, daher ist die neue Mastitiserkennung für uns in Kombination mit der Leitfähigkeit eine gute Unterstützung“, sagt Nicole Göschelbauer. Die Zellzahlen schwanken in ihrer Herde mittlerweile zwischen 100.000 und 200.000 Zellen.
Auch für das Trockenstellmanagement sei der Bolus eine wichtige Managementhilfe, betont Rosa Eder. „Denn wir setzen keine antibiotischen Trockensteller ein und auch keine Zitzenversiegler.“ Die Zellzahl liegt auch bei ihr jetzt im Mittel bei 100.000 Zellen, wozu sicher aber auch der neue Stall beigetragen habe.
Wir halten fest
Mit einem neuen KI-Modul kann der Pansenbolus von Smaxtec frühzeitig Veränderungen im Euter erkennen und den Tierhalter darauf aufmerksam machen. Die ersten Praxiserfahrungen damit sind gut. KI wird in der Früherkennung von Krankheiten in Zukunft wohl eine immer größere Rolle spielen. Auch Smaxtec plant, weitere Krankheiten in die Früherkennung einbeziehen zu wollen, als bisher.
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Der Pansenbolus von Smaxtec misst nun neben Temperatur und Aktivität auch die Wiederkautätigkeit – aus dem Netzmagen der Kuh heraus.