Aus den Niederlanden kommt die LED-Leuchte „Freshlight“ für den Stall, die das volle Lichtspektrum der Sonne bieten und die Stallluft von Staub und Ammoniak reinigen soll.
LEH-Lampen, die den Stall gut ausleuchten und die Luft gleichzeitig durch eine Ionisierung von Ammoniak, Feinstaub, Gerüchen und Keimen reinigen. Das versprechen die Freshlight-Lampen der niederländischen Firma FreshlightAgri. Beim Prozess der Ionisierung wird die...
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LEH-Lampen, die den Stall gut ausleuchten und die Luft gleichzeitig durch eine Ionisierung von Ammoniak, Feinstaub, Gerüchen und Keimen reinigen. Das versprechen die Freshlight-Lampen der niederländischen Firma FreshlightAgri. Beim Prozess der Ionisierung wird die elektrische Ladung von Schmutzpartikeln, Feinstaub und weiteren Schadstoffen in der Luft verändert. Dadurch können sie sich z.B. an Wassermoleküle in der Luft binden, werden schwerer und setzen sich dann an speziellen Metallborsten am Gehäuse der Leuchten ab.
Erste Studien
Während die Firma FreshlightAgri für Geflügelställe bereits erste Versuche vorlegen kann, die eine reinigende Wirkung der Lampen belegen, stehen Studien im Milchviehstall derzeit noch aus, seien aber in Planung. Im Geflügelstall zeigte eine fünfjährige Studie an der Universität Wageningen, dass die Feinstaubbelastung um über 30 % reduziert werden konnte. Der Ammoniakgehalt sei um ca. 25 % gesenkt worden.
Durch die Veränderung der elektrischen Ladung von Staub oder anderen Schadstoffteilchen in der Luft können sich diese zum Beispiel an Wassermoleküle binden und sich laut Hersteller dann an speziellen Metallborsten am Gehäuse absetzen.
(Bildquelle: Werkbild)
Volles Sonnenlichtspektrum
Neben der luftreinigenden Wirkung bieten die LED-Freshlight-Lampen das volle Spektrum des Tageslichts, das neben dem sichtbaren Licht aus UV-A- und UV-B-Strahlung sowie aus Infrarotlicht besteht. Insbesondere durch UV-B-Strahlung würde im Tier auch die Bildung von Vitamin D3 stimuliert. Da die Lampen kein UV-C-Licht erzeugen, entstehe kein schädliches Ozon.
FreshlightAgri bietet die neue Technologie sowohl als Röhrenlampen als auch als Scheinwerfer an. Erhältlich sind sie entweder mit 25 Watt und 5100 Lumen (Lichtmenge pro Zeiteinheit), mit 50 Watt und 102000 Lumen oder mit 75 Watt und 15300 Lumen. Die Lichtleistung der 230 Volt-Lampen wird mit 190 bis 200 Lumen pro Watt angegeben. Trotz dieser sehr hohen Leuchtkraft sei der Stromverbrauch geringer als bei vergleichbaren LEH-Röhren.
Der Reinigungsaufwand sei trotz der Ionisation nicht höher als bei anderen Lampen. Die spritzwassergeschützten, robusten Lampen lassen sich dimmen und per Zeitschaltuhr bedienen. Außerdem sind sie Dekra- und TÜV-zertifiziert und eignen sich für Steuerregelungen wie EIA und Vamil. Ihre Lebensdauer gibt der Hersteller mit 60 000 Brennstunden an, was vor allem daran liege, dass man die Treiber (Starter) austauschen könne.
In Deutschland werden Freshlight-Lampen von Fa. Traunsteiner in Maitenbeth oder über Fa. Grüter in Buttisholz in der Schweiz vertrieben. Die Preise liegen je nach Modell zwischen 300 und 400 €. Firma Traunsteiner erstellt auch für jeden Stall einen kostenlosen Lichtplan, mit dem der passende Lampen- und Strahlertyp gefunden werden und der unter anderem sicherstellen soll, dass auf Augenhöhe des Tieres ca. 200 bis 300 Lux ankommen.
Was sagen die Praktiker?
Milcherzeuger, die die Leuchte bereits installiert haben, sehen vor allem in ihrer Helligkeit Vorteile. Korbinian Taubenthaler aus der Nähe von Erding in Oberbayern: „Wir haben sie vor zweieinhalb Jahren sowohl im neuen als auch alten Stall installiert. Sie sind deutlich heller als gewöhnliche LEDs. Die Flechte bei den Kälbern war nach der Installation der Lampen relativ schnell verschwunden.“ Ob die Luft wirklich sauberer ist als früher, möchte der Milchviehhalter nicht behaupten: „Ich habe ja keinen Vergleich.“ Einen höheren Reinigungsbedarf der ionisierenden Lampen stellt Taubenthaler nicht fest.
Andreas Vöst aus Gersthofen hat seinen Anbindestall sowie den Vorwartebereich vor dem Melkroboter mit den Freshlight-Lampen ausgerüstet. „Für den Altstall mit den niedrigen Decken sind die Lampen ideal. Sie sind extrem hell und bieten angenehmes Licht. Den Luftreinigungseffekt kann ich allerdings mit der Nase nicht spüren“, sagt er auf Anfrage der Elite-Redaktion. Den ganzen Stall würde er mit den Lampen aufgrund des Preises allerdings nicht ausrüsten.
In der Schweiz hat Willy Schmid, Milchvieh- und Schweinehalter aus Gossau, schon einige Erfahrung mit verschiedenen Lampen gesammelt. „Ich habe bereits mehrere Leuchten in meinen Ställen ausprobiert. Bei der Ausleuchtung haben mich die Freshlight-Lampen am meisten überzeugt. Auch die Flechten bei den Kälbern waren nach ihrer Installation schnell verschwunden. Wie gut sie die Luft reinigen, hängt natürlich auch von der bisherigen Qualität der Lüftung im Stall ab. Im Schweinestall zumindest riechen unsere Kleider nicht mehr so stark wie früher, meine ich.“ Schmid hat sowohl im neuen als auch im alten Kuhstall Freshlight-Lampen installiert. „Die Tiere zeigen ein besseres Brunstverhalten und für das dreimalige Melken ist eine verlängerte Tageslichtphase ebenfalls von Vorteil.“ Auch Schmid meint, dass sich die Stromkosten gegenüber früher verringert hätten.
Sebastian Traunsteiner von der deutschen Vertriebsfirma Traunsteiner GmbH aus Maitenbeth ergänzt, dass die Stallluft durch die Lampen vor allem im Winter besser sei, wenn die Ställe geschlossen seien. Eine Querlüftung könne außerdem den Ionisierungsprozess beeinträchtigen.
Wir halten fest
Die befragten Praktiker sind von den Freshlight-Leuchten überzeugt und würden sie wieder installieren. Um die Zusatzeffekte wie die Reinigung der Luft oder die Vitamin-D3-Anreicherung objektiv beurteilen zu können, wären unabhängige Untersuchungen im Milchviehstall sinnvoll.
Weitere Studien befürwortet auch Dr. Daniel Werner von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, da mittlerweile immer mehr LED-Leuchten auf den Markt kommen, die im Stall besondere Effekte, z.B. auf die Tiergesundheit, versprechen.
Daniel Werner
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
„In der Regel erreicht man mit fast jedem Lichtspektrum, das UV-Anteile besitzt, eine gewisse ionisierende Wirkung. Für eine Ionisierung von Ammoniak ist nach meinem Verständnis energiereiches kurzwelliges UV-C-Licht nötig, d.h. ein Spektrum von etwa 120 nm. Nur dann wird die für die Ionisierung von Ammoniak nötige Energie von mindestens 10,1 bis 10,16 Elektronenvolt erreicht“, so Dr. Werner. Die Freshlight-Lampen würden dagegen als energiereichste Strahlung 360 nm erreichen, was einer Energie von nur 3,44 Elektronenvolt entspreche.
Weitere Informationen zum Thema Licht finden Sie unter:
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