Dünger, Proteinfuttermittel, Diesel: Die Kosten steigen in vielen Bereichen der Milcherzeugung rasant. Eine Entspannung ist derzeit nicht in Sicht. Wir haben drei unabhängige Fachberater im Bundesgebiet gefragt, ob es bei der Fütterung, im Herdenmanagement und bei der Silierung überhaupt noch Reserven gibt und wenn ja, wie man rangehen sollte, um sie zu erschließen.
Hin zur Grundfutterleistung von 50 %
Elite: Was ist...
Dünger, Proteinfuttermittel, Diesel: Die Kosten steigen in vielen Bereichen der Milcherzeugung rasant. Eine Entspannung ist derzeit nicht in Sicht. Wir haben drei unabhängige Fachberater im Bundesgebiet gefragt, ob es bei der Fütterung, im Herdenmanagement und bei der Silierung überhaupt noch Reserven gibt und wenn ja, wie man rangehen sollte, um sie zu erschließen.
Hin zur Grundfutterleistung von 50 %
Elite: Was ist angesichts des Kostendrucks aktuell Ihr wichtigster Rat an die Milcherzeuger? Wie können sie konkret reagieren?
Rainer Hahn: Jetzt muss alles in der Produktion, vor allem aber der Einsatz von Zukaufsfuttermitteln, auf den Prüfstand. Bei der Grassilage brauchen wir in diesem Jahr 1 bis 2 % mehr Eiweiß. Jetzt gilt es, sich auf den Weg in Richtung einer Grundfutterleistung von 50 % zu machen und den Kraftfutteranteil zu reduzieren. Überprüfen sollte man auch, ob man die Fahrwege z.B. zwischen den verschiedenen Futterkomponenten auf dem Hof verkürzen kann und ob alle Maschinen auch wirklich ausgelastet sind. Entlasten kann zudem eine engere Zusammenarbeit mit dem Nachbarn. Mehr passieren muss jetzt auch beim Thema Öffentlichkeitsarbeit. Denn aktuell haben wir die Chance, die Wertschätzung für unsere Produkte zu steigen. Ich vermisse die Botschaft: „Wir haben eine regionale Produktion, die wir halten müssen.“
Elite: Und wo sollte man jetzt und in Zukunft auf keinen Fall sparen?
Hahn: Leistungsorientiert zu füttern, ist auch in diesen Zeiten ein Muss. Man könnte allenfalls überlegen, ob man den Eiweißanteil in der Ration der Altmelker etwas reduziert. Für den Kuhkomfort sollten Sie weiterhin alles tun und auch nötige Investitionen nicht aufschieben. Denn ein Investitionsschau wird Sie eines Tages wieder einholen. Das sehen wir in der Rückschau häufig. Erstellen Sie für anstehende Investitionen am besten eine Prioritätenliste.
Sparzapfwelle nachrüsten
Elite: Was ist angesichts des Kostendrucks aktuell Ihr wichtigster Rat an die Milcherzeuger? Wie können sie konkret reagieren?
Markus Steinbauer: Wer die Abläufe bei der Grasernte gut plant und den Lohnunternehmer konkret mit Hilfe einer Flurstückskarte instruiert, kann seine Einsatzzeit reduzieren und richtig Geld sparen. Die Erntekette muss zudem auf das Ziel der 24-h-Silage und die Schnittlänge auf die Trockensubstanz abgestimmt sein. Fangen Sie bei den hofnahen Flächen an, damit der Radlader später bei viel Masse im Silo genug Zeit hat, zu verdichten. Vorhandene Lenkhilfen und ein Vorgewendemanagement werden in der Praxis noch zu wenig genutzt. 2 bis 2,5 Liter Kraftstoff pro Stunde lassen sich auch mit einer Sparzapfwelle sparen. Sie ist bei den meisten Schleppern nachrüstbar.
Elite: Und wo sollte man jetzt und in Zukunft auf keinen Fall sparen?
Steinbauer: Man sollte auf keinen Fall einen Arbeitsgang weglassen, denn schließlich wollen wir ja Futterqualität ernten. Vor allem beim 1. Schnitt geht es nicht ohne Aufbereiter. Hier lohnt es sich auch, den Schwad mittig zusammenzuführen. Er sollte außerdem breit statt hoch angelegt sein, damit der Häcksler auch gut „gefüttert“ wird. Vernachlässigen darf man auch die Abfahrtskontrolle nicht, denn eine defekte Maschine bringt die gesamte Kette ins Stocken und kostet unnötig Geld.
In der 2. Laktationshälfte runterfahren
Elite: Was ist angesichts des Kostendrucks aktuell Ihr wichtigster Rat an die Milcherzeuger? Wie können sie konkret reagieren?
Frank Wattendorf: Derzeit gilt mehr denn je: Kraftfutter in der zweiten Laktationshälfte konsequent an die zurückgehende Leistung anzupassen. Bei TMR-Fütterung Tiere rechtzeitig trockenstellen, Schlachtkühe lieber zu früh als zu spät verkaufen. Vorsichtig sollte man mit einer Verlängerung der Zwischenkalbezeit umgehen: Frisch abgekalbte Kühe haben die beste Futtereffizienz. Grassilage mit kurzer Häckselsilage benötigt weniger Kraftaufwand und Zeit beim Mischen als Ladewagensilage. Der Futtermischwagen darf nicht überladen werden und die Messer müssen regelmäßig kontrolliert und rechtzeitig ersetzt werden. Wichtig ist, dass die Tiere die vorgelegte Ration effizient verwerten: Darum keine Überbelegung, die Trogration darf möglichst wenig selektiert werden und muss an den Leistungsstand der Herde angepasst werden.
Elite: Und wo sollte man jetzt und in Zukunft auf keinen Fall sparen?
Wattendorf: Besonders Kühe in der ersten Laktationshälfte müssen leistungsgerecht versorgt werden. Kraftfutter einsparen können besonders AMS-Betriebe in der zweiten Laktationshälfte. Grünland muss weiterhin bedarfsgerecht gedüngt werden. Wird hier am falschen Ende gespart, sind eine zurückgehende Milchleistung und steigender Kraftfutteraufwand die Folge!
Um mehr Liquidität im Milchkuhbetrieb zu generieren, kann es interessant sein, stärker zu remontieren.
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