Im Sommer unter die Dusche

Elite: Seit sieben Jahren sorgt auf dem Milchkuhbetrieb Im Winkel neben Ventilatoren eine Kuhdusche für ein optimales Stallklima. Warum habt Ihr Euch für diese Kombination entschieden?

Im Winkel: 2017 ist die Milchleistung unserer Kühe aufgrund des heißen Wetters von der einen auf die nächste Milchkontrolle um vier Liter gesunken. Da war klar, dass wir reagieren mussten. Das simple und effektive System der Kuhdusche hat es mir einfach angetan. Ventilatoren über den Fress­gängen hatten wir bereits.

Elite: Inwiefern ist die Kuhdusche für euch simpel und effektiv?

Im Winkel: Seitdem die Kuh­dusche im gesamten Kuhstall ­installiert ist, gab es keinen Sommer mehr, in dem wir so einen Leistungseinbruch ­hatten. Kurzatmigkeit kennen unsere 180 Kühe nicht. Durch die Vernebelung des Wassers sinkt die Stalltemperatur um 5 °C. Die Kuh­dusche ist temperaturgesteuert. Ab 24 Grad wird automatisch in ­Intervallen Wasser mit normalem Leitungsdruck von 2 bis 4 bar versprüht. Die Ventilatoren starten bereits ab 20 °C. Je höher die Stalltemperatur, desto länger sind die Sprühzeiten. Der hohe Wasserverbrauch der Dusche wird durch den Mehrerlös für die Milch allemal wieder ­aufgefangen.

Elite: Wieso beginnt die Kuhdusche „erst“ ab 24 Grad?

Im Winkel: Eingestellt war die ­Dusche für 23 Grad. Als jedoch eine Kuh mit Lungenentzündung zu kämpfen hatte, haben wir die Temperatur auf 25 Grad erhöht. Das wiederum war uns zu hoch. So haben wir uns nach und nach an eine für unseren Stall optimale Temperatur herangetastet und sind mittlerweile mit 24 Grad sehr zufrieden. Besonders wichtig ist es, dass erst der Ventilator ein­geschaltet wird und dann die Kuhdusche. Die Kühe dürfen nicht nass werden.

Elite: Ab einer Luftfeuchtigkeit von 70 % sollte man die Kuhdusche ausstellen. Könnt Ihr das bestätigen?

Im Winkel: Ja. Wir haben versuchsweise bei schwülem Wetter im ­vollen Wartebereich einen PE-Schlauch mit Löchern angebracht, Wasser angestellt und die Wirkung getestet. Das war aber eher ­kontraproduktiv. Eine Kuhdusche erhöht die Luftfeuchtigkeit weiter. Die Wärmeabgabe der Kuh ist eingeschränkt. Seitdem schalten wir die Dusche bei tropischem Wetter nach Gefühl händisch aus. 

Elite: Könnte man auch einen Sensor im Stall installieren, der die Luftfeuchtigkeit automatisch misst?

Im Winkel: Ja. Aufgrund negativer Erfahrungen aus der Vergangenheit befürchte ich jedoch, dass sich die einzelnen Frequenzsteuerungen wie die der Brunsterkennung oder des Spaltenroboters gegenseitig negativ beeinflussen könnten.

Elite: Ist das Verstopfen der Düsen ein Problem?

Im Winkel: Zum Glück nicht. Das aufwendige Demontieren der Düsen können wir uns sparen. Ich entkalke monatlich die Kuh­dusche. Dazu rühre ich drei Liter Melkmaschinenreiniger in 200 Liter Wasser. Eine an der ­Steuerung installierte Pumpe saugt dieses Konzentrat an und versprüht es in regelmäßigen ­Abständen. Da die Konzentration so gering ist und sofort vernebelt wird, stellt das kein gesundheitliches Problem für die Tiere dar. Die Pumpeinheit kann auch für andere Mittel, wie zum Beispiel zur Fliegenbekämpfung, genutzt werden.

Auch das Einwintern der ­Kuh­dusche ist total einfach. Wir können einfach einen Kompressor an die Regeleinheit anschließen und das restliche Wasser wird aus den Schläuchen gepustet.

Elite: Was kann an Eurem Lüftungssystem noch verbessert werden?

Im Winkel: Im Trockensteherstall werde ich zeitnah Ventilatoren oder auch eine Kuhdusche installieren. Wie genau, ist noch unklar. Wichtig ist, dass die Anlagen so ­installiert sind, dass wir noch ausreichend Platz bei der Entmistung haben. Außerdem ­möchten wir noch fünf Ventilatoren über den Liegeboxen der ­laktierenden Kühe installieren. Wenn die angebracht sind, ist das Kühl- und Lüftungskonzept für uns ideal.