Im Sommerhalbjahr bzw. ab 20 °C Lufttemperatur können sich Mischrationen auf dem Futtertisch besonders schnell nacherwärmen. Anfällig sind besonders Rationen mit hohen Stärke- und Zuckergehalten (durch die Ausgangssilagen selbst, oder etwa den Einsatz von Melasse oder Getreidemehl) und Mischrationen, denen Wasser zugesetzt wird.
Durch den im Mischprozess eingebrachten Sauerstoff und die warme Umgebungstemperatur beginnen die in den Silagen vorhandenen Mikroorganismen sehr schnell mit...
Im Sommerhalbjahr bzw. ab 20 °C Lufttemperatur können sich Mischrationen auf dem Futtertisch besonders schnell nacherwärmen. Anfällig sind besonders Rationen mit hohen Stärke- und Zuckergehalten (durch die Ausgangssilagen selbst, oder etwa den Einsatz von Melasse oder Getreidemehl) und Mischrationen, denen Wasser zugesetzt wird.
Durch den im Mischprozess eingebrachten Sauerstoff und die warme Umgebungstemperatur beginnen die in den Silagen vorhandenen Mikroorganismen sehr schnell mit dem Abbau von Zucker und Stärke. Entsprechend sinkt nicht nur die Schmackhaftigkeit sondern auch der Nährwert der Ration im Trog. Als Nebenprodukt der mikrobiellen Stoffwechselprozesse entsteht Wärme. Von Nacherwärmung ist die Rede, wenn die Temperatur der Futtermischung größer-gleich 2 °C wärmer ist, als die Lufttemperatur.
Nacherwärmung von TMR vorbeugen
Dass sich die Mischration auf dem Futtertisch erwärmt, lässt sich vorbeugen. Zum einen durch die einfachen Hygienemaßnahmen für Silos und Futtertisch und zum anderen durch Futterzusätze, die mit in die Ration eingemischt werden.
Maßnahmen am Silo:
So wenig wie möglich Silofläche zum Füttern aufzudecken und dabei immer für eine gute Abdichtung der Folienkante an der Anschnittsfläche (Querriegel aus Sandsäcken oder „oldschool“ mit Sandschicht auf der Zwischenfolie + Reifen) zu sorgen, verringert den Eintritt von Sauerstoff sowie Regenwasser (wäscht die stabilisierende Gärsäure „aus“) in den Silostock und damit das Risiko, dass sich die Silage aufgrund angeregter Stoffwechselaktivität der vorhandenen Mikroorganismen (Bakterien, Hefen, Schimmelpilze) bereits im Silo erwärmt.
Genug Vorschub ist, neben dem Umsetzen der Regeln für optimale Entnahme (von der Seite und Oben zuerst entnehmen, glatte und dichte Anschnitte, keine losen Reste liegen lassen) sowie der Verdichtung und Abdeckung zum Einsilieren, das beste Hilfsmittel: Im Sommer gilt mindestens 1,5 m pro Tag bei nach Norden ausgerichteter Anschnittfläche und mind. 2 m, besser 2,5 m pro Tag bei nach Osten, Westen oder Süden ausgerichteter Anschnittfläche. Kann dieser Vorschub unvermeidbar nicht erreicht werden (z. B. aufgrund von knapper Lagerfläche), sollten zur Sicherheit immer Siliermittel der Wirkungsrichtung 2 (Verbesserung der aeroben Stabilität, Haltbarkeit unter Lufteinfluss) bei der Ernte eingesetzt werden. Zusätzlich hilft es, wenn die Unterziehfolie beim Aufdecken nicht abgeschnitten sondern lang gelassen wird, und diese nach der Futterentnahme wieder runter gezogen und auf dem Boden beschwert wird, sodass die Folie die Anschnittsfläche „abdeckt“ (siehe Foto).
Was tun, wenn die Silage schon im Silo warm wird?
Hat sich eine Silage bereits als anfällig für Erwärmung im Silo erwiesen, gilt: Nicht auf Vorrat, sondern täglich und nur so viel wie für die Tagesration nötig am Silo aufdecken und die Anschnittsfläche durch Unterziehfolie und/oder das tägliche Aufsprühen von verdünnter Propionsäure (300 bis 500 g/m², verdünnt mit 2 bis 5 l Wasser) oder Kaliumsorbat (= Sorbinsäure-Mix) schützen. Alle Maßnahmen können eine Erwärmung lediglich verzögern – viel Vorschub ist das wirksamste Gegenmittel!
Kontrolle: Es ist immer aufschlussreich wirklich einmal die Silagetemperatur zu Messen. Am besten mit einer Stichsonde/Ballenthermometer. Auch eine Wärmebildkamera erlaubt gute Erkenntnisse, aber Achtung: Letztere erfasst nur die Temperatur auf der Oberfläche und nicht in der Tiefe!
Maßnahmen bei Futtervorlage und Futtertischhygiene
Auch wenn die Silage im Silostock nicht erwärmt ist, kann es später zu einer Nacherwärmung der gemischten Ration im Trog kommen. Hier sind folgende Maßnahmen am wirkungsvollsten und gleichzeitig praktikabel:
Maßnahmen zum Füttern:
Täglich alle Futterreste (“besenrein“) aus dem Trog entfernen. Dasselbe gilt für den Futtermischwagen: Nach dem Füttern immer komplett entleeren. Keine Silagen für den nächsten Tag „vorladen“.
Bei einer Futtervorlage für 24 h ist es besser am Abend zu füttern, sodass die größte Futtermenge in der kühleren Nacht im Trog liegt). Noch besser, aber zeitlich nicht immer praktikabel, ist eine zweimal tägliche Futtervorlage.
Gilt eine Ration als gefährdet für Nacherwärmung (aus den genannten Gründen) oder hat sich bereits als anfällig für Nacherwärmung erwiesen, kann das Einmischen von stabilisierenden Futterzusätzen in die Ration helfen. Bei den Zusätzen handelt es sich meist um organische Säuren und deren Salze (Produkte sind flüssig oder granuliert verfügbar) und sie wirken vorbeugend, da sie den pH-Wert der Ration senken und damit die Aktivität von Bakterien, Hefen und Pilzen. Je nach Einsatzmenge liegen die Kosten von Zusätzen zur Stabilisierung von Mischrationen bei 1,80 bis 5,60 € pro t Futtermischung. Sind die Ausgangssilagen schon im Futterstock erwärmt, können Zusätze selbst allerdings nur noch wenig ausrichten!
Egal welches Produkt eingesetzt wird – die Herstellerangaben zu Dosierung und Anwendung sollten konsequent eingehalten werden, um nicht die Futteraufnahme oder die Gesundheit von Mensch und Tier zu gefährden! Werden reine Säuren verwendet, muss der Betrieb ein HACCP-Protokoll über die Anwendung führen.
Nicht nur zur Stabilisierung der Gesamtmischung, sondern auch hofeigene Kraftfuttermischungen mit Getreide oder Getreideschrot allein, sollten mindestens über die Sommermonate bzw. ohnehin bei einem Ganzjahresvorrat, zur Konservierung mit Säuren behandelt werden. Über derart behandeltes Getreideschrot werden Mikroorganismen ebenfalls in ihrer Aktivität gehemmt und damit das Futter vor dem Verderb geschützt.
Zusätze zur Stabilisierung von TMR im Vergleich
Zwei ältere, aber aufschlussreiche Versuchsbericht zur
„Stabilisierung von Total-Misch-Rationen durch Zusätze“ sowie zur
„Stabilisierung der Anschnittfläche bei Maissilage im Sommer“ finden Sie unter den beiden Verlinkungen auf der Internetseite des Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW Aulendorf).
Quellen: u. a. Christine Hinz, Rensing Landservice GmbH & Co. KG, LAZBW Aulendorf, Pioneer, Schaumann