Viele Milcherzeuger sind abhängig von guten Kontrakten mit dem Handel oder Werken. Trotzdem bleiben Unsicherheiten. Wir haben bei drei Landwirten nachgefragt, wie sie ihre Abhängigkeit durch den Anbau von eigenen Feldfrüchten verringern bzw. sich mehr Sicherheiten schaffen.
Elite: Mit welchem Konzept sichern Sie sich Ihr Futter und reduzieren die Abhängigkeit vom Handel?
Maximilian Schäfer: Wir füttern unseren Kühen unter anderem Erbsen aus eigenem...
Viele Milcherzeuger sind abhängig von guten Kontrakten mit dem Handel oder Werken. Trotzdem bleiben Unsicherheiten. Wir haben bei drei Landwirten nachgefragt, wie sie ihre Abhängigkeit durch den Anbau von eigenen Feldfrüchten verringern bzw. sich mehr Sicherheiten schaffen.
Elite: Mit welchem Konzept sichern Sie sich Ihr Futter und reduzieren die Abhängigkeit vom Handel?
Maximilian Schäfer: Wir füttern unseren Kühen unter anderem Erbsen aus eigenem Anbau. Wir haben uns dazu entschieden, Erbsen als weitere Hauptfrucht anzubauen, da sie unsere Fruchtfolge auflockern und eine gute Vorfrucht für die Folgekulturen sind. Ein weiterer Vorteil der Erbsen ist, dass sie ohne Dünger und mit nur sehr geringem Pflanzenschutzaufwand auskommen. Außerdem passt die zeitige Ernte zwischen Wintergerste und Weizen gut in unser Zeitfenster und führt zu einer besseren Ausnutzung des Mähdreschers.
Elite: Wie viel Zukauffuttermittel können Sie dadurch einsparen bzw. ersetzen?
Schäfer: Durch die Verwendung der Erbsen als Futtermittel lassen sich circa 20 – 25 % der zugekauften Eiweißfuttermittel einsparen. Wobei der Anbau von Erbsen nur wirtschaftlich interessant ist, wenn man sie im eigenen Betrieb verfüttern kann, da sie im Vergleich zu anderen Markfrüchten einen geringeren Deckungsbeitrag erwirtschaften. Des Weiteren gestaltet sich in Zukunft die Aussaat im Frühjahr nach einer Zwischenfrucht bei unseren staunassen und oft wechselnden Böden zunehmend schwieriger als bisher beim Anbau ohne Zwischenfrucht.
Immer wiederkehrende hohe Preise für Eiweißfuttermittel werfen die Frage auf, ob der Anbau heimischer Körnerleguminosen Sinn macht.
Elite: Mit welchem Konzept sichern Sie sich Ihr Futter und reduzieren die Abhängigkeit vom Handel?
Andrea Rahn-Farr: Wir sind mit 9 ha in den Anbau von Sojabohnen eingestiegen und haben auch die Ernte eines Kollegen gekauft, um die Abhängigkeit etwas zu mindern. Außerdem rechne und kontrolliere ich meine Rationen und die aufgenommene Futtermenge. Wir füttern z. B. mit mehrmaliger Futtervorlage per Bandfütterung (5 x täglich). Dadurch haben wir wenig Futterreste (unter 1 %).
Wir analysieren zusätzlich unsere Grobfuttermittel und passen die Rationen der Mehrkalbskühe und Färsengruppen regelmäßig an. Unser Mineralfutter ist eine darauf abgestimmte betriebseigene Mischung mit Harnstoff und Natriumbicarbonat. So minimieren wir die „Fehlerquote“ beim Dosieren der kleinen Mengen teuren Minfus.
Die monatlichen Auswertungen des IOFC in der Beratungsgruppe von Sibylle Möcklinghoff (HBV Unternehmensberatung) zeigen uns, wo wir noch Einsparmöglichkeiten haben und wo auch nicht. Hier diskutieren wir einmal monatlich per Onlinekonferenz in der Gruppe intensiv, welche Methoden erfolgsversprechend sind und was Kollegen vielleicht besser machen. Der Austausch untereinander bringt viel, weil man sich selbst immer wieder hinterfragt.
Elite: Wie viel Zukauffuttermittel können Sie dadurch einsparen bzw. ersetzen?
Rahn-Farr: Die Sojaernte lassen wir bei wetterauer-soja.de pressen und toasten, sodass wir hoffentlich monatlich eine Menge von circa acht bis zehn Tonnen Sojaextraktionsschrot erhalten werden. Der Erlös für das Sojaöl deckt die Kosten für die Verarbeitung. Der Anbau der Bohnen birgt ein Risiko, weil die Sojabohnen in unserer Region nicht jedes Jahr gut geraten.
Ich habe letztes Jahr außerdem den Luxus-Konsum von Pellets am Melkroboter „abgestellt“, indem ich die Kraftfutter-Milch-Tabelle schärfer eingestellt habe. Bei unseren 380 Laktierenden waren auf diese Weise 200 kg am Tag einzusparen, ohne dass Leistung oder Kondition gelitten hätten.
Zum 1. und 2. Schnitt 2022 haben wir auch nicht „gespart“, sondern die Wiesen passend zum Entzug mineralisch und mit Gärrest gedüngt – wie immer, denn nur so lassen qualitativ hochwertige Grassilagen erzeugen. Das Protein aus der Grassilage ist für uns das günstigste, was wir bekommen können, selbst bei hohen Düngerpreisen.
Elite: Mit welchem Konzept sichern Sie sich Ihr Futter und reduzieren die Abhängigkeit vom Handel?
Martin Steinmann: Wir hatten in trockenen Jahren Probleme, Mais zu bekommen. Als Alternative wollten wir Zuckerrübenschnitzel in die Ration einplanen. Das Problem ist, dass man nie sicher weiß, wie viel Schnitzel man am Ende vom Werk sicher erhält. Daher haben wir uns dazu entschieden selbst Zuckerrüben anzubauen, um eine feste Menge zum Vorzugspreis sicher zu bekommen.
Elite: Wie viel Zukauffuttermittel können Sie dadurch einsparen bzw. ersetzen?
Steinmann: Dieses Jahr haben wir 7 ha Zuckerrüben angebaut, letztes Jahr waren es 9 ha. In die Ration kommen sieben Kilogramm Frischmasse pro Kuh. Durch die Zuckerrübenschnitzel können wir etwa ein Fünftel des Mais ersetzen. Sie haben mehr Energie als Rohprotein im Vergleich zum Mais. Bei guter Grassilage passen sie daher gut in die Ration.
Die Fleckvieh-Kühe von Raimund Hierl steigern seit Jahren ihre Leistung auf nun 10.700 kg. Eines seiner Erfolgsrezepte: Eine ausgefeilte Fütterung. Mit Video!