Klauengesundheit
Fünf Schritte zur gesunden Klaue
Wer die Klauen seiner Kühe selber ausschneidet, sollte immer erst die 5 Schritte zur funktionellen Klauenpflege abarbeiten. Und zwar auch dann, wenn akute Probleme ins Auge fallen.
Dreimal im Jahr jede Kuh zur funktionellen Klauenpflege in den Stand zu holen, zahlt sich aus. Das zeigt die Tiergesundheit in Betrieben, die diesen Rhythmus in ihren Herden konsequent einhalten, immer wieder.
Sie korrigieren damit nicht nur eine ungleiche Lastenverteilung an den Klauen und sorgen damit für eine möglichst große gerade Auftrittsfläche, sondern mindern damit gleichzeitig auch das Risiko für Probleme an Ballen und Zwischenklauenspalt. Krankheitsbedingte Schäden können so außerdem frühzeitig korrigiert oder gar behoben werden.
Die fünf Schritte der funktionellen Klauenpflege gilt es dabei nacheinander und konsequent abzuarbeiten. Das gilt auch dann, wenn bei einem lahmen Tier zuerst ein akutes Problem ins Auge springt: Zuerst erfolgt der Pflegeschnitt, dann die Behandlung der Klauenläsion.
Kuh individuell betrachten
Das Schema der funktionellen Klauenpflege gilt zwar für jeden Schnitt und für jede Kuh gleichermaßen. Dennoch sollte man die Klauen jeder Kuh individuell betrachten. Zum Beispiel kann es gerade bei Kühen mit langen Klauen und vor allem bei durch Klauenrehe vorgeschädigte Klauen vorkommen, dass das Klauenbein schneller zum Vorschein kommt, als man denkt. Hier ist es angebracht mehr Länge und Sohlendicke zu belassen.
Die Abfolge der funktionellen Klauenpflege sieht konkret so aus (siehe auch Grafiken):
1. Hintergliedmaßen, Innenklaue
Ziel: Innenklaue auf Länge bringen und Sohle begradigen
Was: Die Innenklaue wird durch senkrechtes Ansetzen von Zange oder Flex auf eine Vorderwandlänge (Abstand zwischen Klauenspitze und Kronsaum) von ca. 7,5 cm gebracht. Bei schwereren, älteren Kühen geht man eher auf 8 cm. Eine Schablone hilft bei der Abmessung. Bei der Sohlendicke an der Zehenspitze sind 0,7 cm anzustreben. Auch hier ist bei größeren und schwereren Tieren ein Zuschlag von 1 – 2 mm möglich. Aber Vorsicht, dass die Sohle nicht zu dünn, das heißt weich, wird. Ziel ist eine Winkelung von ca. 50 bis 55°, wobei die Trachtenhöhe möglichst beibehalten wird. Am besten eignen sich hierfür Klauenmesser oder Flex. Den Ballen gilt es zu schonen. Innerer und äußerer Tragrand müssen dann gleich hoch sein. Zur Kontrolle, ob die Auftrittsfläche gerade ist, können Sie den Griff des Messers einmal quer und einmal längs auf die Klaue legen.
2. Hintergliedmaßen, Außenklaue
Ziel: Anpassung der Höhe der Außenklaue an die Innenklaue
Was: Die Außenklaue ist an den Hintergliedmaßen stärker belastet, daher wächst hier auch mehr Horn. Die Vorderwand wird auch hier wieder auf eine Länge von etwa 7,5 cm gebracht, die Sohlendicke auf etwa 0,7 cm. Im Idealfall ist jetzt über die gesamte Klaue hinweg eine ebene Auftrittsfläche entstanden.
Dies kann durch das Anspannen der Beugesehne durch Druck auf die beiden Klauenspitzen kontrolliert werden. Das Gewicht der Kuh kann sich jetzt gleichmäßig auf die gesamte Fläche verteilen.
3. Hintergliedmaßen, Innen- und Außenklaue
Ziel: Hohlkehlung schneiden
Was: Mit einem Abstand von ca. 3 cm zur Klauenspitze schneidet man nun mit dem Klauenmesser eine Hohlkehlung und zwar sowohl von der Innen- als auch von der Außenklaue jeweils zum Zwischenklauenspalt hin. Sie reicht im Idealfall in der Länge vom Ende der Weißen Linie an der Klauenspitze bis zum Ballen. In der Breite umfasst sie etwa 50 bis 60 % der Sohlenfläche. Es macht auch hier Sinn, mit der Innenklaue zu beginnen. Dieser Arbeitsschritt dient gleichzeitig dazu, überschüssiges Horn im Übergang zum Zwischenklauenspalt zu entfernen. Mit dieser Kehlung wird der sogenannte Beugeknorren (Knochen über der Lederhaut) beim Auftritt entlastet und gleichzeitig der Zwischenklauenspalt belüftet. Außerdem ist damit eine gewisse Selbstreinigungsfunktion gewährleistet. Zu achten ist unbedingt darauf, dass die Übergänge fließend sind. Dann kann sich weniger Schmutz festsetzen. Die optimale Tiefe der Hohlkehlung lässt sich mit einem Daumendruck gut überprüfen. Das Horn sollte hier elastisch nachgeben.
4. Hintergliedmaßen, Außenklaue
Ziel: Defekte freischneiden und entlasten
Was: Druckschäden an der Außenklaue sind durch einen Entlastungsschnitt zu behandeln. Sollte dies nicht ausreichen, wie z. B. bei Sohlengeschwüren, muss die erkrankte Klauenhälfte durch einen Klotz auf der jeweils gesunden Gegenklaue entlastet werden. Druckschäden erkennt man gut an rötlichen Hornverfärbungen. Wichtig ist, wieder auf fließende Übergänge zu achten. Hierbei arbeitet man mit dem Klauenmesser. Ist die Läsion zu tief und zu schwierig zu schneiden, ist es besser, den Tierarzt hinzuzuziehen.
5. Hintergliedmaßen, Außen- und Innenklaue
Ziel: Loses Horn entfernen
Was: An den Belastungsklauen (hinten außen, vorne innen) ist loses Horn zu entfernen. An den kleineren Maßklauen kann dieses belassen werden, bzw. darf nur so weit entfernt werden, dass Entlastung der größeren Klauenhälfte noch gewährleistet ist. Hier ist zu bedenken, dass auch loses Horn tragen kann. Wichtig ist, dass an den Klauen weder Löcher noch Gräben und Kanten zurückbleiben. Vor allem der Tragrand der kleineren hinteren Innenklaue muss unbedingt vollständig erhalten bleiben.
Jetzt sind die Vorderfüße dran
Sind diese fünf Schritte an den beiden Hintergliedmaßen durchgeführt, kommen die Vorderfüße dran. Hier beginnt man zuerst mit der Außenklaue, da hier die Innenklaue stärker belastet ist. Diese wird dann an die Höhe der Außenklaue angepasst.
Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Die funktionelle Klauenpflege sollte mindestens dreimal jährlich durchgeführt werden. Je öfter, desto besser. Ganz wichtig ist sie jedoch vor der Kalbung, idealer Zeitpunkt ist hier ein bis zwei Monate vorher. Um den 50. Laktationstag sollte die nächste Klauenpflege terminiert werden.
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