EuroTier 2024

EuroTier: Künstliche Intelligenz im Kälberstall

KI, Tierwohl und Senkung von Emissionen: Aus diesen Bereichen kommen u.a. die frisch prämierten Medaillengewinner. Wir stellen Innovationen für Kälber- und Kuhstall vor.

Die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) hat die Preisträger des Innovation Awards EuroTier 2024 veröffentlicht. Insgesamt verlieh die DLG zwei Gold- und zehn Silbermedaillen an Produkte, die in der Milchkuh- und Kälberhaltung eingesetzt werden können. Neben den Themen Künstliche Intelligenz, Emissionsreduzierung und Tierwohl lag auch ein Schwerpunkt auf der Optimierung Arbeitsabläufe. Somit kamen auch praktische Lösungen nicht zu kurz!

Tierwohl par excellence

So dicht dran war die Stalltechnik noch nie, wenn es um das Thema Hitzestress geht. Denn eine der Goldmedaillen ging an die Firma Cow-Welfare (Halle 12, B49), die mit ihrem Flex Air Stall-System das Frischluft direkt an die Kuh bringen soll.

Bei diesem System wird die frische Luft außerhalb des Stalls angesaugt und mit Druck durch die Liegeboxenbügel direkt an die Kuh geleitet. (Bildquelle: Werkbilder)

Über eine Schlauchlüftung wird frische Außenluft in den Stall gesaugt und mit Druck über die Boxenbügel bis in die Liegeboxen direkt auf die Kuh weitergeleitet. Es soll so eine effektive Kühlung ermöglichen und zur Vermeidung von Hitzestress beitragen. Dieses Produkt gewann auch den Animal Welfare Award.

Bei diesem Produkt soll der Geruch der Iso-Säuren neutralisiert sein. (Bildquelle: Werkbilder)

Zinpro IsoFerm (Silbermedaille) besteht aus einer Mischung verzweigtkettiger, flüchtiger Fettsäuren (Iso-Säuren), deren unangenehmer Geruch neutralisiert (maskiert) wurde, sodass sie als Futterzusatz verwendet werden können. Abhängig von der Stoffwechsellage der Kuh sollen die Säuren eine erhöhte Faserverdauung und Proteinsynthese im Pansen fördern, was zu einer gesteigerten Milchmenge und einer verbesserten Tiergesundheit führen soll. Zu finden ist dieses Zinpro IsoFerm in Halle 22, C31.

Arbeitsalltag erleichtern und Risiken minimieren

Unter die Silbermedaillen schafften es auch drei Innovationen, die den Arbeitsalltag erleichtern sollen. Dazu gehört zum einen ein Schiebetorsystem, dass nur von einer Person bedient werden muss, ein Schwerlastmagnet, mit dem sich Fremdkörper schnell und mit geringem Verletzungsrisiko aus dem Futter entfernen lassen sowie eine Einstreuanlage, die die Ballenbändern selbstständig entfernt.

Nur eine Person kann die benötigte Stallfläche verändern. (Bildquelle: Werkbilder)

Das Spinder Track-Schiebetorsystem (Silbermedaille) von Spinder Dairy Housing Concepts (Halle 12, D03), das über Schienen läuft, erlaubt es einer einzelnen Person, die benötigte Stallfläche schnell und unkompliziert an wechselnde Gruppengrößen anzupassen. Das Torsystem kann sowohl in neuen Ställen eingebaut, als auch in bestehenden Ställen nachgerüstet werden.

Der Schwerlastmagnet ist komplett im Gehäuse verbaut. (Bildquelle: Werkbilder)

Der im Gehäuse integrierte Siloking-Schwerlastmagnet (Halle 27, E15) kann zusammen mit anhaftenden Fremdkörpern aus dem Futtermischwagen entnommen werden, wodurch das Entfernen dieser Fremdkörper mit einem erheblich reduzierten Verletzungsrisiko erfolgen kann.

Das Pressengarn wird bei der Einstreuanlage automatisch entnommen. (Bildquelle: Werkbilder)

Der BeTeBe Strohexpress soll die Arbeitszeit durch eine automatische Pressengarn-bzw. Strohbänder-Entnahme verkürzen und bietet mit seinem Ballenmagazin Platz für bis zu zwölf Quaderballen. Dies soll eine flexiblere Gestaltung der Arbeitszeiten und eine Verbesserung der Arbeitsqualität in Liegeboxen-, Tretmist- oder Tiefstreuställen ermöglichen. Die Einstreuanlage ist in Halle 12, F26 zu finden.

Tierwohl bleibt wichtiges Thema

Zwei weitere Silbermedaillen wurden für Produkte verliehen, die den Ammoniakausstoß reduzieren sollen. Diese Technologien sollen wesentlich zur Verringerung von Emissionen beitragen und damit eine nachhaltige Milchkuhhaltung fördern.

Mithilfe eines Ureasehemmers können Ammoniak-Emissionen eingespart werden. (Bildquelle: Werkbilder)

Die Atmowell-Technologie (Silbermedaille) mit Ureaseinhibitor von SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH (Halle 12, Stand F23) soll die Ammoniakemissionen direkt am Entstehungsort, also auf den Laufflächen, erheblich reduzieren. Die Firma hat zusammen mit BeTeBe ein System entwickelt (am Spaltenschieber), das den Inhibitor gleichmäßig über den Laufflächen verteilt. So sollen bis zu 58% der NH3-Emissionen reduziert werden können.

Die Spaltenbodenmatte weist ein drei-prozentiges Gefälle auf, wodurch der Urin schnell abfließen soll. (Bildquelle: Werkbilder)

Die Spaltenbodenmatte espaFlex (Silbermedaille) von Gummiwerk Kraiburg (Halle 12, E57) für bestehende und neue Spaltenbodenflächen ermöglicht durch ein drei-prozentiges Gefälle quer zur Laufrichtung und ein Wellenprofil eine rasche Trennung von Kot und Harn. Dadurch bleiben die Laufflächen trockener, was sowohl die Klauengesundheit fördert als auch die Ammoniakemissionen reduziert.

Medaillenregen im Kälberbereich

Auch im Bereich Kälberhaltung wurden mehrere Produkte ausgezeichnet: Eine Gold- und vier Silbermedaillen gingen u.a. an Lösungen, die eine intensivere Datenauswertung ermöglichen, auch mithilfe künstlicher Intelligenz. Diese Technologien werden zur präzisen Überwachung der Kälbergesundheit eingesetzt, um so die Haltung und das Wohlbefinden der Tiere weiter zu verbessern.
Aber nicht nur hochmoderne technische Lösungen verbessern das Kälbermanagement. Auch praktische Alltagslösungen wie der Tränkeeimerdeckel mit Einfüllöffnung wurden ausgezeichnet, da sie ein hygienisches Tränkemanagement sicherstellen.

Über eine Sprachsteuerung können Daten der Kälber abgerufen und auch eingegeben werden. (Bildquelle: Werkbilder)

CalfGPT (Goldmedaille) von Förster-Technik (Halle 13, D35) ist ein KI-gestütztes (basierend auf OpenAI), sprachgesteuertes System für das Datenmanagement in der Kälberbetreuung. Es ermöglicht dem Milcherzeuger über eine Sprechverbindung frei formulierte Anfragen zu Daten einzelner Kälber zu stellen bzw. über die Sprachsteuerung Daten einzugeben. Dadurch soll das Management der Kälber vereinfacht und effizienter gestaltet sein.

Das System erfasst die einzelnen Schluckvorgänge und passt die Durchflussmenge an. (Bildquelle: Werkbilder)

Urban SipControl (Silbermedaille) der Urban GmbH & Co. KG (Halle 13, B09) überwacht wichtige Parameter des Tränkevorgangs bei Kälbern. Das System erfasst die Saugstärke der Kälber sowie die einzelnen Schluckvorgänge. So soll die Dauer des Tränkevorgangs als auch die Durchflussmenge der Milchtränke automatisch an die individuellen Bedürfnisse jedes Kalbes angepasst sein.

Mit dem Sensorsystem von CowManager soll künftig nicht nur die Gesundheit der Kühe, sondern auch die der Kälber überwacht werden können. (Bildquelle: Werkbilder)

Das Ohrsensorsystem CowManager-Youngstock (Silbermedaille) der CowManager GmbH nutzt einen sensorgestützten Algorithmus mit maschinellem Lernen, um den Gesundheitszustand von Kälbern vorherzusagen. Die Alarme werden dem Alter der Tiere angepasst, weshalb sich, laut Hersteller, Krankheiten sehr früh voraussagen lassen. Dies soll zur Verbesserung der Kälbergesundheit beitragen. Ansehen kann man sich dieses System in Halle 11, F55.

Mit dem SenseHub Dairy Youngstock können die Kälber in den ersten zwölf Lebensmonaten überwacht werden. (Bildquelle: Werkbilder)

Der Ohrmarkensensor SenseHub Dairy Youngstock (Silbermedaille) von MSD Tiergesundheit (Halle 11, B10) überwacht kontinuierlich in den ersten zwölf Lebensmonaten wichtige Verhaltensparameter wie Aktivität, Saugen, Fressen und Wiederkauen von Kälbern. Diese Daten lassen sich, laut Hersteller, mit dem betrieblichen Herdenmanagement verbinden. Dadurch sollen Gesundheitsprobleme frühzeitig erkannt und direkt aus dem Herdenmanagementsystem heraus gezielte Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können.

Der Tränkeeimer-Deckel besitzt eine sich selbst verschließende Öffnung. (Bildquelle: Werkbilder)

Der Tränkeeimer-Deckel Easyfüll (Silbermdaille) der HIKO GmbH (Halle 11, D59) vereinfacht eine hygienische Kälberfütterung, auch bei der Nutzung eines Milchtaxis, und soll deutlich das Eindringen von Schmutz und Fliegen reduzieren. Der Deckel besitzt eine sich selbst verschließende Öffnung, durch die der Einfüllstutzen des Milchshuttles eingeführt und der Eimer gefüllt werden kann, ohne dass der Deckel abgenommen werden muss.

Spätestens, wenn die Milchleistung der Herde runtergeht, merkt man: Den Kühen ist zu heiß. Doch welche Anzeichen gibt es schon viel früher?


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