Tiergesundheit

Die Sensordaten intensiver nutzen

Sensoren sind in den Herden weit verbreitet. Wir zeigen Beispiele auf, wie die erhobenen Daten noch umfassender genutzt werden können.

Sensoren sind in den Herden weit verbreitet. Gerade auf ­Gruppenebene lassen sich die Daten noch umfassender nutzen.
Sensoren (Hals- und Ohrsensor, Pansenbolus) spie­len für das Herdenmanagement eine wichtige Rolle. So betrachten Milcherzeuger die anfallenden Daten der Einzeltiere tagesaktuell und können bei Gesundheitsproblemen schnell handeln.

Dr. Hanna Strodhoff-Schneider

agroprax

Doch die Systeme können mehr. Mithilfe der Wiederkau- und Fresszeiten lassen sich nicht nur einzelne kranke oder brünstige Tiere ausfindig machen. Vielmehr kann durch die Sensoren das Herdenmanagement langfristig kontrolliert werden, indem man sich einzelne Gruppen innerhalb der Herde anschaut. So lassen sich Umwelt-, aber auch Fütterungs- oder Herdenmanagement-Einflüsse erkennen. Bei der Einschätzung der Gruppendaten ist es wichtig, diese langfristig und regelmäßig zu betrachten.
Die Wiederkauzeit eignet sich besonders gut, um Einzeltiererkrankungen auszumachen. Da die Einflüsse auf das Wiederkauen jedoch vielfältig sind, werden zur Beurteilung des Futtermanagements eher die Fresszeiten ausgewertet. Wichtig ist, dass sie immer in Bezug zur tatsächlichen Futteraufnahme gesetzt werden: Wie viel frisst die Kuh und wie lange benötigt sie dazu?

Fresseffizienz entscheidet

Während die Länge der Wiederkauzeiten zwischen verschiedenen Herden eng beieinander liegt, findet man bei den Fresszeiten größere Schwankungen. Die Fresszeiten bei den Laktierenden liegen zwischen drei bis sechs Stunden. Für die optimale Dauer der Fresszeit gibt es deshalb keine allgemeingültige Aussage.

Sensoren sind in den Herden weit verbreitet. (Bildquelle: Thiemann)

Hier gilt vielmehr:
Sinken die Fresszeiten bei gleichbleibender bzw. steigender Futteraufnahme ist das in der Regel positiv zu bewerten. Ein Beispiel: Wird in der Ration von einer länger gehäckselten auf eine kürzer geschnittene Grassilage gewechselt, sieht man häufig ein Absinken der Fresszeiten bei gleichbleibender Futteraufnahme. Ein ähnliches Bild zeigt sich nach der Optimierung von Mischvorgängen. Dies bedeutet, dass die Kühe effizienter Fressen (mehr Futter in kürzerer Zeit), ohne zu selektieren. Eine homogener aufgenommene Ration und geringere Belegdichten am Fressplatz sind positive Folgen.

Konstante Fresszeiten haben einen positiven Einfluss auf die Pansengesundheit

Rückläufige oder konstante Fresszeiten, trotz einer ­Rationsumstellung, haben somit in der Regel einen positiven Einfluss auf die Pansengesundheit, sofern die TM-Aufnahme gleichbleibt oder steigt. Umgekehrt bedeutet dies, dass wenn die Fresszeiten nach einer Rationsänderung zusammen mit der tatsächlichen Futteraufnahme abnehmen, dies auf Probleme mit der neuen Ration hindeuten könnte und sie erneut überprüft werden sollte. Deshalb ist bei der Betrachtung der Fresszeiten über einen längeren Zeitraum entscheidend, dass gleichzeitig die TM-Aufnahme der Herde bzw. der Kuhgruppen wöchentlich bestimmt wird.

Deshalb ist bei der Betrachtung der Fresszeiten über einen längeren Zeitraum entscheidend, dass gleichzeitig die TM-Aufnahme wöchentlich bestimmt wird. (Bildquelle: Thiemann)

Daneben ist es wichtig, besondere Ereignisse wie eine Rationsumstellung, veränderte Mischprozesse oder einen Silowechsel zu notieren. Zeigen sich dann Auffälligkeiten bei den Fresszeiten der Kühe lässt sich vergleichen, ob die Ereignisse in einem Zusammenhang stehen.

Futtertisch-Management überprüfen

Fresszeiten sollten weder über den Tag noch zwischen den Tagen schwanken. Unregelmäßigkeiten können verschiedene Ursachen haben.
Fresszeiten im Tagesverlauf: Sind Fresszeiten unregelmäßig (Stundenbasis) verteilt oder gehen sie gegen null (Übersicht 1), kann dies darauf hindeuten, dass die Kühe nicht ans Futter kommen bzw. nicht genug Futter vorliegt. So lässt sich über die Fresszeiten z. B. erkennen, ob die Kühe in den frühen Morgenstunden noch Futter vorfinden. Sinken die Fresszeiten zu einem bestimmten Zeitpunkt unter einen Grenzwert, muss man klären, ob ausreichend Restfutter gefüttert wird oder ob häufiger bzw. zu anderen Zeiten Futter angeschoben werden sollte. So lässt sich z. B. auch der automatische Futterranschieber passgenauer (z. B. auch engmaschiger) einstellen. Außerdem können andere Umwelteinflüsse, wie z. B. zu lange Melkzeiten, sichtbar gemacht werden, die sich negativ auf Fress- und Wiederkauzeiten pro Gruppe auswirken können.

Sind Fresszeiten unregelmäßig (Stundenbasis) verteilt oder gehen sie gegen null, kann dies darauf hindeuten, dass die Kühe nicht ans Futter kommen. (Bildquelle: Schildmann)

Schwankungen zwischen den Tagen: Auftretende Unregelmäßigkeiten können darauf hindeuten, dass den Kühen jeden Tag eine „andere“ Ration (unterschiedliche Mischqualitäten oder Lademengen z. B. beim Wechsel des Fütterers) vorgelegt wird.

Trockensteher anschauen

Bei der Betrachtung der Daten ist es wichtig auch die Trockensteher im Auge zu behalten. Gerade diese Daten sind ein Mehrwert, da hier ansonsten keine weiteren Leistungsdaten vorliegen anhand derer man den Zustand der Kühe beurteilen könnte. So lassen sich (negative) Umwelteinflüsse, wie Hitzestress oder Überbelegung, auch im Trockensteherstall aufspüren.
Relevant ist auch, sich das Verhalten der Tiere um das Kalben anzuschauen. Wann sinkt die Fresszeit vor der Kalbung bzw. wie lange brauchen frische Kühe, um wieder auf das Niveau der Herde zu kommen? All diese Punkte lassen Rückschlüsse darauf zu, ob die Rationen und das Management rund ums Kalben funktionieren.

Das Verhalten rund ums Abkalben sollte mithilfe der Sensoren überwacht werden. (Bildquelle: Schildmann)

Einzeltiere, die im gesamten Trockenstand im Vergleich zur Herde unterdurchschnittliche Fress- und Wiederkauzeiten aufweisen, sollten besonders im Auge behalten werden, da sie ein hohes Risiko für postpartale Erkrankungen haben.

Wie oft Daten kontrollieren?

Täglich: Zweimal am Tag eine Einzeltierkontrolle.
Wöchentlich (fester Wochentag): Einmal pro Woche die Gruppen auswerten. Fresszeiten auf Herdenebene sowie die für die Laktierenden und Trockensteher anschauen. Dabei sollte die Entwicklung der Fresszeiten von Tag zu Tag, aber auch im Tagesverlauf kontrolliert werden.
Neben diesen Gruppenalarmen sollten einmal wöchentlich die Transitphasenalarme (­bieten nicht alle Programme) und auch das Verhalten rund um die Kalbung angeschaut werden.

Einmal pro Woche sollte man die Gruppen auswerten. (Bildquelle: smaXtec)

Frederk Meppen

100 Kühe, Niedersachsen

Fütterung im Blick

Fraederk Meppen nutzt die Daten seines Sensorsystems nicht nur für die tägliche Kontrolle der Alarme, sondern auch um seine Fütterung und das Futtertischmanagement im Auge zu behalten. „Ich schaue mir an, wie viele Kühe nach der Futtervorlage zum Futtertisch laufen. Mein Ziel ist es, dass nicht mehr als 40% der Tiere aufstehen. Ansonsten könnte dies auf zu wenig Restfutter oder eine hohe Selektierbarkeit der Ration hindeuten.“ Nicht nur der Milcherzeuger selbst, sondern auch seine Mitarbeiter schauen sich die Daten regelmäßig an.

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