„Unsere Tiergesundheit war vorher auch schon gut. Doch die Arbeitserleichterung im neuen Kälberstall hat uns noch einmal richtig Freiraum verschafft!“ Michael Wienand blickt seinem Gegenüber offen ins Gesicht und strahlt, während er mit der Hand in Richtung Kälber zeigt. Diese liegen im tiefen Stroh und dösen, nur ganz leicht zieht die Frischluft aus den Lüftungsschläuchen über das glänzende Fell.
Ende 2016 haben die Kälber von Andrea und Michael...
„Unsere Tiergesundheit war vorher auch schon gut. Doch die Arbeitserleichterung im neuen Kälberstall hat uns noch einmal richtig Freiraum verschafft!“ Michael Wienand blickt seinem Gegenüber offen ins Gesicht und strahlt, während er mit der Hand in Richtung Kälber zeigt. Diese liegen im tiefen Stroh und dösen, nur ganz leicht zieht die Frischluft aus den Lüftungsschläuchen über das glänzende Fell.
Ende 2016 haben die Kälber von Andrea und Michael Wienand sowie GbR-Partner Henrik Lütke-Glanemann ihren Kälberstall bezogen. Eine neue Lösung war nötig geworden, weil durch das nahe Wasserschutzgebiet und eine Verschärfung der JGS-Regeln der alte Standort der Gruppen-Iglus nicht mehr möglich war.
Durch eine Fortbildung stießen die GbR-Partner auf ein Stallkonzept aus den USA – den „Kälbergesundheitsstall“. Anders als bei der Igluhaltung leben die Kälber in Einzel- bzw. Gruppenboxen, jedoch unter einem Dach.
Die Stirnseiten des Stalles (23m) sind mit großen Rolltoren ausgestattet, die Längsseiten (20m) sind offen und werden im Winter durch Curtains verschlossen. Die Belüftung erfolgt neben den offenen Stallwänden über eine Schlauchbelüftung. Der gesamte Stall ist maschinell entmistbar. Für die GbR-Partner war schnell klar: Diese Haltungsform ist die Richtige für sie.
Arbeit sparen durch praktische Technik
Gemeinsam melken die beiden Familien im Sauerland (NRW) 130 Milchkühe und teilen sich die Arbeit im Kuhstall. Während Henrik Lütke-Glanemann auf seiner Hofstelle die Jungrinder aufzieht, stehen Kühe und Tränkekälber bei Andrea und Michael Wienand.
Die Partner der MuH Kuh GbR haben seit ihrer Gründung 2015 viel optimiert: sie melken nun automatisch, haben den Stall erweitert, flexible Liegeboxen eingebaut, die Fütterung auf die wegfallende Weidehaltung angepasst und die Herde um 10 Kühe abgestockt. Ihnen ist wichtig, die Bedingungen so zu gestalten, dass es den Kühen gut geht. Ihr Herdenmanagement richten sie am Einzeltier aus. Das kostet Zeit.
Da war es folgerichtig, dass ein neuer Kälberstall neben Tiergerechtheit vor allem eine effiziente Arbeitsweise bieten sollte. „Mir gefällt, dass ich mit den Einzelboxen in keine Iglus mehr kriechen muss, wetterunabhängig bin und und alle Tiere vom Eingang aus einfach überblicken kann“, beschreibt Wienand.
Boxen einfach reinigen
Nach der Geburt erhalten die Kälber noch im Abkalbestall vier Liter Kolostrum. Danach stallt Michael Wienand sie im Kälberstall in eine großzügige Einzelbox (2,8 m2) ein. Der Clou: Schon nach drei Tagen öffnet er die Zwischenwand zum ähnlich alten Nachbarkalb. Denn paarweise gehaltene Kälber sind agiler und weisen bessere Tageszunahmen auf.
„Zum Tränken schließe ich die Wand wieder und kann genau kontrollieren, ob die Kälber genug saufen“, erklärt Michael Wienand, eine Hand an der grünen Kunststoff-Zwischenwand. Per Milchtaxi erhalten sie zweimal täglich fünf Liter Milch, dazu Wasser, Trocken-TMR und Heu. Wienands achten zudem, darauf, „stressige“ Situationen im Leben eines Kalbes (Enthornen, Umstallen, Futterwechsel) nicht zum gleichen Zeitpunkt durchzuführen.
Nach circa vier Wochen weichen weitere Zwischenwände und sechs bis acht Kälber bilden eine Gruppe an der Milkbar. Später wechseln sie gemeinsam auf die andere Stallseite in eines von fünf Gruppenabteilen. Mit 12 bis 14 Wochen werden die Kälber langsam abgetränkt und mit sechs Monaten ziehen die Jungrinder in einen Boxenlaufstall auf dem Betrieb des GbR-Partners. Die festen Gruppen bleiben über die gesamte Aufzuchtphase bestehen.
Einfach reinigen
Der gesamte Stall lässt sich mit einem Radlader entmisten, weil bei den Kälberboxen lediglich an den Stirnseiten ein schmaler Sockel betoniert ist; die Zwischenwände lassen sich komplett entfernen. „Das Ganze ist kein Stroh-Spar-Stall – umso wichtiger, dass die Reinigung maschinell geschieht“, ist Michael Wienand überzeugt. Um auch die Zwischenwände einfach reinigen zu können, hat er sich einen Wagen gebaut, mit dem sie einfach zur Waschplatte gefahren werden können.
Durch die beweglichen Zwischenwände lassen sich außerdem sehr einfach im Laufgang vor den Kälberboxen kleine Abteile „bauen“, in denen die jungen Kälber warten, während der Liegebereich gereinigt wird.
Die Kotstufe in den Gruppenbuchten schiebt Wienand einmal wöchentlich ab, den Strohbereich mistet er alle vier Wochen.
Wichtiger Faktor: Biosicherheit
Die Tiergesundheit hat sich durch den neuen Stall nicht nennenswert verändert, denn auch vorher hatten sich Andrea und Michael Wienand intensiv mit der Kälberaufzucht auseinandergesetzt und mussten kaum Kälber behandeln. Das führen sie insbesondere darauf zurück, dass ihnen das Thema Biosicherheit sehr am Herzen liegt.
Seit einigen Jahren schon ergänzen die GbR-Partner ihre Herde ausschließlich aus Eigenremontierung. „Wir kaufen nichts zu, niemand Fremdes betritt den Stall. Das ist für mich ein ganz wichtiger Aspekt in Sachen Tiergesundheit“, sagt Wienand. Verkaufskälber z.B. fährt er mit einer selbst gebauten, mobilen Transportbox bis an die Straße, wo der Viehhändler sie einsammelt.
„Wir kaufen nichts zu, niemand Fremdes betritt den Stall.“
Michael Wienand, Milchkuhhalter
2.500 Euro pro Tierplatz
Arbeitskomfort und Tierwohl haben sich die GbR-Partner rund 2.500 Euro brutto pro Tierplatz (bei 80 Plätzen) kosten lassen. Ob sich das lohnt? Michael Wienand sieht es als Schritt in die Zukunft:
„In den letzten Jahren haben wir viel investiert. Die Kühe danken es uns mit einer richtig guten Leistung von über 11.500 kg. Die Kälber bestmöglich aufzuziehen, ist ein weiterer Baustein, um auch in Zukunft noch, aus der Familie heraus und gesellschaftlich akzeptiert, unseren Milchkuhbetrieb zu führen.“
Jetzt neu: Das Elite-Fachbuch „Gesunde Kälber – leistungsstarke Färsen“
Die Partner der MuH Kuh GbR konnten viele neue Erkenntnisse zur Kälberhaltung in ihrem Konzept umsetzen. Viele weitere Tipps und Hintergründe erfahren Sie in
unserem neuen Fachbuch zur Kälberaufzucht!
Denn die Voraussetzungen für die Leistung einer Milchkuh werden schon lange vor ihrer Geburt gelegt. So haben z.B. Hitzestress oder die Fütterung der Mutter Einfluss darauf, ob ein Kalb sich zu einer leistungsstarken Milchkuh entwickelt oder zeitlebens nur mittelmäßige Leistungen bringt. Ab dem Zeitpunkt, an dem das Kalb in der Abkalbebox geboren wird, ist der größte Einflussfaktor auf die Entwicklung des Kalbes der Mensch. Dieser muss das Kalb bestmöglich versorgen und optimale Umweltbedingungen bereiten.
Lesen Sie jetzt, was es ab der Geburt der Kälber und während der nachfolgenden Aufzucht bei der Fütterung, der Haltung und dem Gesundheitsmanagement zu beachten gibt!
Das neue Elite-Fachbuch können Sie hier bestellen.