Die Möglichkeiten im Milchkuhbetrieb N und P einzusparen sind vielfältig. Sie reichen von einer nährstoffreduzierten Fütterung bis zum Verkauf der Nährstoffe. Wir haben vier Milcherzeuger aus Deutschland und den Niederlanden gefragt, was ihre Strategie ist und welches weitere Einsparpotenzial sie sehen.
Nährstoffe im Boden ins Gleichgewicht bringen
Elite: Was unternehmen Sie in Ihrem Betrieb, um N (Protein) und/oder P zu reduzieren? Wie stark...
Die Möglichkeiten im Milchkuhbetrieb N und P einzusparen sind vielfältig. Sie reichen von einer nährstoffreduzierten Fütterung bis zum Verkauf der Nährstoffe. Wir haben vier Milcherzeuger aus Deutschland und den Niederlanden gefragt, was ihre Strategie ist und welches weitere Einsparpotenzial sie sehen.
Nährstoffe im Boden ins Gleichgewicht bringen
Elite: Was unternehmen Sie in Ihrem Betrieb, um N (Protein) und/oder P zu reduzieren? Wie stark bzw. wie haben Sie reduziert?
Wißmann: Unser Ansatz ist es, die Nährstoffe im Boden ins Gleichgewicht zu bringen, um eine bessere Effizienz zu erreichen. Untersaaten und Zwischenfrüchte speichern Nährstoffe. Mithilfe der Cultan-Düngung (Langzeitdüngung mit Ammonium) wird die Nährstofffreisetzung an die Entwicklung der Pflanzen angepasst. Wir nutzen keinen synthetischen P-Dünger und sparen ca. 15 % N.
Elite: Was sind die Gründe für Sie Nährstoffe einzusparen bzw. gezielter einzusetzen? Sehen Sie weiteres Einsparpotential?
Wißmann: Wir möchten Nährstoffe gezielter einsetzen, um die Bodengesundheit und -fruchtbarkeit zu steigern. Weiteres Einsparpotenzial erwarten wir im Gemengeanbau, die bekannten Kulturen möchten wir mit Leguminosen und Kräutern aufwerten. Zudem im Einsatz von Pflanzenkohle (Fütterung) und Urgesteinsmehl (Einstreu Liegeboxen) sowie in einer Düngung nach Ertragszonen.
Weniger P im Eiweißergänzer
Elite: Was unternehmen Sie in Ihrem Betrieb, um N (Protein) und/oder P zu reduzieren? Wie stark bzw. wie haben Sie reduziert?
Joost: Unser Eiweißergänzer enthält neben Raps Sonnenblumenschrot und Ackerbohnen, um eine P-Überversorgung zu vermeiden. Über Kraftfutter im AMS können wir die Kühe nah am tatsächlichen Bedarf füttern. Die größten Einsparungen sehen wir jedoch im Futterbau. Hier nutzen wir Gülle zur Unterfußdüngung. Damit sparen wir im Jahr 3,5 t P₂O₅-Dünger und 1,5 t N-Dünger.
Elite: Was sind die Gründe für Sie Nährstoffe einzusparen bzw. gezielter einzusetzen? Sehen Sie weiteres Einsparpotential?
Joost: Es sind neben der DüV vor allem wirtschaftliche Gründe, denn es lässt sich über unsere Gülledüngung deutlich Mineraldünger einsparen. Daneben werden wir unabhängiger von schwankenden Düngerpreisen. Wir sehen den gesellschaftlichen Druck, Nährstoffe effizienter zu nutzen und sind hier auf einem guten Weg. Es besteht noch Potenzial bei emissionsarmer Ausbringung.
Protein in der Ration stark gesenkt
Elite: Was unternehmen Sie in Ihrem Betrieb, um N (Protein) und/oder P zu reduzieren? Wie stark bzw. wie haben Sie reduziert?
Kool: Wir richten die Ration stark an der Leistung aus, also am Bedarf, weil sie unter Druck geriet. Wir streben 140 bis 150 g Rohprotein je kg TM in der Ration an. Wir passen den Phosphor-Gehalt mit einer Soja-/Rapsmischung nach oben an, er beträgt 3,1 g pro kg TM. Wenn der Milchharnstoffgehalt unter 150 oder über 180 mg/l steigt oder wenn Kühe die Leistung nicht halten, passen wir an.
Elite: Was sind die Gründe für Sie Nährstoffe einzusparen bzw. gezielter einzusetzen? Sehen Sie weiteres Einsparpotential?
Kool: Wir haben den Nährstoffanfall um 1.000 kg N reduziert, dafür müssen wir 300 m³ Gülle weniger abgeben, das spart ca. 2.000 €/Jahr. Mit 15 g XP/kg TM weniger in der Ration sparen wir 1,5 ct pro kg Milch, also 10.000 €. Wir haben die Grenzen der Fütterung erreicht. Ich denke, wir können trotzdem die Produktion noch steigern. Dafür brauchen wir aber weniger trockene Sommer.
Separierte Gülle an Gartenbaubetriebe verkaufen
Elite: Was unternehmen Sie in Ihrem Betrieb, um N (Protein) und/oder P zu reduzieren? Wie stark bzw. wie haben Sie reduziert?
van der Schans: Im Jahr 2012 haben wir mit der Fermentierung von reinem Frischmist (Biogasanlage, 100 kWh) begonnen. Zwei Jahre später haben wir dann in eine Separationsanlage und Beddingmaster investiert. Das kompostierte Substrat aus dem Beddingmaster nutzen wir als Einstreu für die Kühe und liefern es außerdem an lokale Gartenbaubetriebe (für Gewächshäuser) und Gartencenter. Vor fünf Jahren haben wir dann noch mal in einen Nachfermenter investiert, um unsere Effizienz zu steigern. Den zusätzlichen Methanausstoß nutzen wir für die Heizung in unserer eigenen Molkerei. Insgesamt bleibt die Menge an N und P durch das Fermentieren gleich, aber wir reduzieren den Methanausstoß um 33 bis 50%.
Elite: Was sind die Gründe für Sie Nährstoffe einzusparen bzw. gezielter einzusetzen? Sehen Sie weiteres Einsparpotential?
van der Schans: Eine Kreislaufwirtschaft ist gerade für uns als familiengeführtes Molkereiunternehmen wichtig, auch um unverwechselbar zu sein. Zudem ermöglichen es die Separation und Kompostierung, deutlich mehr N und P pro Tonne zu verkaufen. Die nächsten Schritte für uns sind Investitionen in die Gülle-Verarbeitung, um Kunstdünger zu ersetzen. Wir schauen uns auch die Möglichkeit an, den Mist zu filtrieren und das Wasser zur Bewässerung der Felder oder als Tränkewasser für die Kühe wieder zu verwenden.
Mehr Informationen zu Abgabe von Wirtschaftsdünger finden Sie in dem Beitrag: Wenn Phosphat zum Problem wird und Gülle separieren: wann und wie?