Getreide ist in vielen Futterbaubetrieben vorhanden. Dies über mobile Mahl- und Mischanlagen in Vormischungen oder Kraftfutter aufbereiten zu lassen, ist bei vielen Milchkuhhaltern beliebt. Aufgrund des hohen Anteils an schnell im Pansen verfügbarer Stärke (ca. 85%) eignet sich die Energiekomponente aber nur begrenzt für Kühe.
Wir haben die Fütterungsberater Arndt Borgstede (LKW NRW) und Hermann Heindl (LKV Bayern) sowie die Lohnunternehmer Wolfgang Hepp (Baden-Württemberg) und Thomas Rensing (NRW) gefragt, was bei der Fütterung, Aufbereitung und Lagerung von Getreide zu beachten ist. Mit dem Ziel, die Pansengesundheit der Kühe und die Futterqualität über das ganze Jahr auf einem hohen Niveau zu sichern.
Futteranalysen zeigen, was rein passt
Ob und wie viel Getreide in eine TMR bzw. in eine Kraftfuttermischung passt, will gut überlegt sein, um keine (latente) Pansenazidose zu provozieren. Die Fütterungsberater beurteilen hierzu Folgendes:
- Die Grassilage hinsichtlich ihrem Masseanteil in der Ration und ihrem Zuckergehalt (0 bis 20%).
- Die Maissilage. Und zwar auf ihren Stärkegehalt (25 bis 45%), die Stärkeabbaugeschwindigkeit (wird mit zunehmender Lagerdauer „schneller“) und die Kornaufbereitung (je feiner, desto leichter verdaulich).
- Das Getreide auf seine Nährstoffgehalte.
Ohne Nährstoffanalysen der Silagen ist keine richtige Rationsplanung möglich. Maissilage sollte mehrmals im Jahr untersucht werden, da die Abbaugeschwindigkeit der silierten Maisstärke mit der Zeit steigt. So ist ab dem Frühjahr für Getreide meist weniger Platz in der Ration, dann passt besser der hohe Anteil pansenstabiler Stärke von Körnermais. Sinnvoll ist auch eine Analyse des Getreides, denn die Nährstoffgehalte variieren hier ebenfalls je nach Jahr.
Bei der Kombination aller Futtermittel gilt es dann die Rationskennzahlen einzuhalten, woraus sich auch die optimale Einsatzmenge an Getreide ergibt. Die Gesamtration inkl. Zusatzkraftfutter sollte folgende Werte nicht übersteigen (pro kg TM):
- max. 250 g unbeständige/pansenabbaubare Kohlenhydrate (Stärke und Zucker)
- davon max. 70 bis 75 g Zucker
- plus 40 bis 50 g beständige/pansenstabile Stärke
- = max. 250 bis 300 g Stärke und Zucker insgesamt
Fütterungsberater Hermann Heindl gibt ein Problem-Beispiel: „Wenn Maissilage mit 45% Stärke und Grassilage mit 20% Zucker je zur Hälfte gefüttert würden, wären die Grenzwerte der pansenabbaubaren Kohlehydrate schon mit der Grundration überschritten. Eine solche Kombination ist zu vermeiden.“ Ist viel Eiweiß im Grundfutter, dann sind die Stärkegehalte meist niedrig, sodass mehr Platz für Getreide ist. Als grobe Faustzahlen nennt Heindl maximal 3 kg Getreide (Weizen/Gerste) und 2 kg Körnermais/Kuh und Tag – das treffe auf 75% seiner Beratungsbetriebe zu.
Wichtig: Frisch geerntetes Getreide sollte mindestens vier Wochen ablagern, bevor begonnen wird, es zu füttern.
Hinweis: Getreide, dass auf dem Halm gekeimt/ausgewachsen ist, verfügt aufgrund der mit der Keimung einhergehenden Stoffwechselprozesse im Korn über höhere Zuckergehalte und geringere Stärkegehalte.
Dauerregen belastet die Getreideernte. Einschätzungen zur Erntefähigkeit, Futtereignung, Preisen, Konservierung zur Fütterung und Strohqualität.
Mit Melasseschnitzeln gegensteuern
Um die Stärkeproblematik bei hochleistenden Herden bzw. höheren Kraftfuttergaben pansentechnisch im Griff zu halten, ist es ratsam, im Kraftfutter einen Teil des Getreides durch Melasseschnitzel zu ersetzen – außer bei zuckerreichen Grassilagen, da sind unmelassierte Trockenschnitzel angesagt. Alternativ kann man einen Teil Silomais durch Pressschnitzel austauschen. So sinkt die Gesamtstärke, während die Energiekonzentration der Ration stabil bleibt.
Überschüssiges Getreide nach der Ernte in Futtermittel „umzuhandeln“, die man nicht im Betrieb hat, etwa Körnermais und Melasse- oder Pressschnitzel, ist daher oft eine gute Entscheidung.
Probleme mit zu viel Stärke in der Ration bekommen leicht auch Milcherzeuger, die heimische Eiweißkomponenten einsetzen. Vor allem wenn sie Ackerbohnen bzw. Erbsen füttern, die bei relativ wenig Eiweiß (25 bis 30%) viel Stärke enthalten (45 bis 55%).
Gut gemahlen muss es sein
Getreide sollte als fein gemahlenes Schrot verfüttert werden, so ist es leicht und schnell verdaulich. Getreide grob zu quetschen gilt als überholt, allenfalls sind die Flocken noch als Mischungsanteil gefragt. Das Getreideschrot setzt in der Fütterung eine perfekt gemischte TMR (geringe bis keine Selektion möglich) bzw. eine kleinteilige Portionierung des Kraftfutters voraus, um starke Ausschläge der Pansen-pH-Werte unter pH 6,0 zu vermeiden.
Eine Herausforderung ist zudem, dass bei flachen Siloausläufen die Rieselfähigkeit von mehligem Getreide schlecht ist. Hier kann das Vermischen mit strukturierteren Komponenten, z.B. Getreideflocken, Pellets oder Melasseschnitzel helfen. Und es staubt. Das stört die Kühe am Kraftfutterautomaten und beim Füllen des Futtermischwagens. Die Zugabe von 1% Futteröl kann da gegensteuern.
Gefüttert wird nur einwandfreies Getreide: Eine Reinigung und eine max. Lagerfeuchte von 14,5% sind dafür Voraussetzungen. Liegt der Feuchtegehalt in der Ernte höher, ist das Getreide zwecks stabiler Hygiene und Nährstoffe zu konservieren. Achtung: Toxine, die bis zur Ernte von Feldpilzen gebildet wurden, sind auch nach dem Konservieren noch im Korn!
Konservieren durch Trocknen...
Die Verfahren zur Konservierung beeinflussen die Preiswürdigkeit des Getreides. Die eigenen (Lager-)Kapazitäten spielen dabei eine große Rolle.
Konservieren durch Trocknen: Das Haltbarmachen der ganzen Körner durch Wasserentzug erfordert viel Aufwand und Energie für Abfahren, Reinigen, Belüften ( 14% Feuchte) bzw. Trocknen ( 14% Feuchte) und (Um-)Lagern. Die Kosten werden als hoch bewertet. Dennoch ist das Verfahren üblich. So erklärt Lohnunternehmer Wolfgang Hepp, dass in seinem Kundenstamm das Trocknen noch das verbreitetste Verfahren ist.
Betriebe, die keine Belüftungs-/Trocknungsanlage oder genug Lagerraum besitzen, können teils auf Trocknungsgenossenschaften mit Lagerkapazität zurückgreifen. Auch viele Landhandel bieten dies an. Dann gibt es mobile Trocknungen. Bei Lohnunternehmer Thomas Rensing fragen diesen Service aber nur wenige Milchkuhhalter nach.
...oder durch Säurezusatz?
Konservieren mit organischen Säuren: Die milchkuhhaltenden Kunden von Thomas Rensing setzen eher auf die Konservierung mit Säurezusatz. Dabei ist sowohl der Service der mobilen kombinierten Konservierungs- und Reinigungsanlagen für ganze Körner gefragt (bis 18% Feuchte, 30 t/h), als auch das gleichzeitige Schroten und Konservieren des Getreides ab Feld mit der (CCM-)Mühle (17 bis 18% Feuchte problemlos, bis max. 22% Feuchte).
Die Säure wird entsprechend des Feuchtegehaltes, des Aufbereitungsgrads und der Lagerdauer dosiert. Wird gemahlen, ist ein Aufschlag von 10 bis 15% Säure erforderlich. Der Landservice Rensing setzt auf abgepufferte, nicht korrosive (NC) Säureprodukte. Diese greifen Materialien weniger an und erlauben mehr Arbeitsschutz als beim Einsatz reiner Propionsäure.
Biobetriebe dürfen nur reine Propionsäure zur Konservierung einsetzen. Die Kosten für eine Propionsäure-Behandlung der ganzen Körner (18% Feuchte, zwölf Monate Lagerdauer) betragen ca. 0,75 €/dt. NC-Produkte sind teurer. Die Kosten für das Verfahren werden oft über einen Stundenlohn abgerechnet (ca. 110 €, inkl. Kornreinigung), die Säure wird extra berechnet. Das Schroten ab Feld kostet je nach Menge bis zu 20 €/t, plus Säure.
Jahres- oder Wochenvorrat schroten?
Die Kombination Schroten plus Säurezusatz ab Feld und Lagern im Flachlager bewertet Fütterungsberater Arndt Borgstede als sehr preiswürdig. Vorausgesetzt, dass Verluste und Verderb durch eine korrekte Anwendung der Säurezusätze und eine saubere, trockene und schädlingsfreie Lagerung des Getreides verhindert werden. Laut Thomas Rensing nimmt die Beliebtheit dieses Kombiverfahrens jedoch ab. Die ordentliche Lagerung eines Jahresvorrats (ohne Schüttkegel, Abdecken mit Vlies/Netz, Kontrolle) fordere viele Betriebe heraus. Am besten ist die hygienische Umsetzung möglich, wenn das Getreidemehl/-schrot unter Dach und auf befestigtem Boden, z.B. in einer Strohhalle, gelagert wird.
Die ganzen Körner konserviert einzulagern und nach und nach über mobile Anlagen zu Hofmischungen aufbereiten zu lassen (15 bis 25 €/t), ist dagegen kontrollierter umsetzbar und bringt Vorteile beim Mischen der TMR (genauer, schneller). Enthalten diese Hofmischungen Mineralfutter, Fette etc., sind sie ohne Konservierungsmittelzusatz vier, und mit acht Wochen haltbar. Lagerungstechnisch ideal ist es, zwei Silos (mit Airdumper) für jede Futterart zu haben, die im Wechsel befüllt werden können.
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