Eine Kuh, die in der Liegebox aufsteht und sich unverzüglich wieder hinlegt, nur um die Liegeseite zu wechseln. Oder eine alte Kuh, die sich wenige Sekunden nach dem Betreten der Liegebox ablegt. Wenn Sie diese beiden Szenarien in Ihrem Kuhstall kennen, können Sie sich freuen! Denn die Gestaltung der Liegeboxen scheint geeignet für Ihre Kühe zu sein.
Oft ist das aber nicht das Bild, das die Praxis bietet. Jeder einzelnen Kuh die passende Liegebox anzubieten, ist natürlich kaum...
Eine Kuh, die in der Liegebox aufsteht und sich unverzüglich wieder hinlegt, nur um die Liegeseite zu wechseln. Oder eine alte Kuh, die sich wenige Sekunden nach dem Betreten der Liegebox ablegt. Wenn Sie diese beiden Szenarien in Ihrem Kuhstall kennen, können Sie sich freuen! Denn die Gestaltung der Liegeboxen scheint geeignet für Ihre Kühe zu sein.
Oft ist das aber nicht das Bild, das die Praxis bietet. Jeder einzelnen Kuh die passende Liegebox anzubieten, ist natürlich kaum möglich. Dennoch sollten die Liegeplätze für den Großteil der Herde komfortabel sein. Denn: Eine Kuh liegt mehr als zwölf Stunden am Tag. Und diese Liegezeit ist besonders wichtig für ihre Gesundheit und damit auch für ihr Leistungspotenzial. Das Liegen bedeutet eine Entlastung für die Fundamente, die Abtrocknung der Klauen, eine gute Durchblutung des Euters und Zeit zum Wiederkauen! Umso wichtiger ist es daher, die Liegeboxen so komfortabel wie möglich zu gestalten.
Augen auf im Stall
Ob die Liegeboxen im eigenen Kuhstall passen oder optimiert werden sollten, lässt sich einfach, ohne fremde Hilfe, feststellen. Die Boxeneinrichtung und natürlich die Kühe und deren Verhalten geben Aufschluss über die aktuelle Situation.
Damit ein Laufhof nicht zum Stehhof wird, sind einige Eckpunkte zu beachten.
Fell-lose Stellen und Technopathien
Blanke Stellen an der Liegeboxeneinrichtung, insbesondere dem Nackenrohr und den Boxenbügeln, deuten darauf hin, dass die Maße unbedingt anzupassen sind. Zwei „klassische“ blanke Stellen der Liegeboxeneinrichtung sind die Unterseite des Nackenrohres und die Unterseite der Bügel. Ist das Nackenrohr blank, ist das ein Zeichen dafür, dass viele Kühe sich mit dem Widerrist am Rohr stoßen: Es ist zu niedrig montiert. Blanke Stellen an den Bügeln deuten wiederum darauf hin, dass die Kuh sich schräg in die Box legen muss, weil zu wenig Kopfraum gegeben ist. Durch das schräge Ablegen der Kuh berührt ihr Rücken dann die Bügel von der Innen- und Unterseite. Beide „Fehleinstellungen“ der Liegeboxen zeigen auch die Kühe selbst. Denn dann haben die Kühe, passend zu den blanken Boxeneinrichtungen, vermehrt Technopathien oder Fell-lose Stellen am Widerrist oder Rücken!
Zu klein zum Ablegen
Ein weiteres Warnsignal, dass die Boxenmaße nicht passen, zeigt das Verhalten der gesamten Herde. Stehen mehr Kühe als dass Kühe liegen? Oder stehen viele Tiere mit den Vorderbeinen in den Liegeboxen und brauchen mehrere Minuten, um sich abzulegen? Das sind deutliche Signale, dass die Kühe sich genau überlegen (müssen), ob und wie sie sich hinlegen, um sich nicht an der Boxeneinrichtung zu stoßen oder zu verletzen. Also müssen auch hier die Boxenmaße angepasst beziehungsweise teilweise vergrößert werden.
- Bügelende: 25 cm vor der Boxenkante
- Nackenrohrhöhe: 125 cm (Fleckvieh), 130 cm (Holstein)
- Bugschwelle: 180 – 195 cm bis zur Kotstufe
- Liegeboxenbreite: 120 bis 125 cm
- Länge bei Wandboxen: 280 cm
- Länge bei gegenständigen Boxen: 250 cm
An den Größten orientieren
Es gibt Empfehlungen für Liegeboxenmaße (abhängig von der Größe der Tiere), an denen man sich im ersten Schritt orientieren sollte (siehe „Wichtige Kennzahlen“ auf Seite 9) und die Liegeflächen dahingehend wenn möglich anpassen sollte. Ist das geschehen, gilt es erneut die Kühe zu beobachten, um ein möglicherweise verändertes Ablegeverhalten zu erkennen. Zögern die Kühe immer noch beim Hinlegen und haben sie weiterhin Fell-lose Stellen sowie Technopathien am Widerrist oder Rücken? Dann müssen weitere Anpassungen erfolgen – solange bis eine Verbesserung erkennbar ist. Für die Höhe des Nackenrohrriegels orientiert man sich an den größten 10 % der Kühe. Von derer durchschnittlichen Widerristhöhe zieht man 10 cm ab, um die Höhe des Nackenrohrs zu bestimmen. Ist keine Erhöhung möglich, dann empfiehlt es sich das Nackenrohr weiter nach vorne zu montieren, um zu verhindern, dass sich die großen Kühe daran stoßen. Bei dem Kauf neuer Boxeneinrichtung bieten sich gewellte Nackenrohre an. Auch flexible Liegeboxenbügel können eine Lösung sein. Denn wenn nicht ausreichend Platz für den Kopfschwung ist, legen sich die Kühe schräg ab.
Achtung: Um jeder Kuh der Herde einen komfortablen Liegeplatz bieten zu können, ist es unumgänglich, sich bei der Montierung an den größten Kühen der Herde zu orientieren. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass die Liegeboxen durch die kleineren, oftmals jüngeren Tiere der Herde stärker verschmutzen und dadurch ein höherer Pflegebedarf entsteht. Daher ist es sinnvoll, eine homogene Herde zu züchten, damit die Kühe alle ähnlich groß sind.
Tipp: Auch bei den Liegeboxen der Rinder und Trockensteher lohnt sich eine visuelle Kontrolle der Liegeboxeneinrichtung und der Tiere selbst.
Trocken und weich wie ein Hotelbett
Großen Einfluss auf den Liegekomfort hat die Beschaffung der Liegefläche. Hinweise, dass sie nicht optimal gestaltet ist, sind dicke und/oder Fell-lose Gelenke (v. a. Sprunggelenk und Vorderfußwurzelgelenk). Treten beide Hinweise vermehrt bei Einzelkühen auf, heißt es: Achtung, hier stimmt etwas nicht!
Grundsätzlich muss man zwischen Hoch- und Tiefboxen unterscheiden. Dicke Gelenke treten häufiger bei Hochboxen auf. Grund dafür können zum einen das Alter der Gummimatte (Gummi ist rissig und spröde) als auch die Einstreu, wie zum Beispiel Häckselstroh oder Kalk, sein, wodurch Hautirritationen durch Reibungen entstehen. Dass die Hochbox einen geringeren Arbeitsaufwand beschert, ist klar. Jedoch haben bereits eine Vielzahl an Studien bewiesen, dass sie sich, bei Liegekomfort und -dauer der Kühe, nicht gegenüber der Tiefbox behaupten kann.
Bessere Gummimatte oder Hoch-Tiefbox
Gibt es also Probleme mit Hochboxen, bietet sich entweder der Einbau einer komfortableren Gummimatte oder der Umbau zur Hoch-Tiefbox im bestehenden System an. Durch eine Aufkantung am Ende der Liegefläche lässt sich auf die bestehende Hochbox oft eine Tiefbox relativ einfach integrieren. Die Aufkantung sollte dabei 40 cm nicht überschreiten, um zu gewährleisten, dass vor allem ältere Kühe problemlos in die Box Ein- und Austreten können.
Wichtig: Nach einem Umbau zur Hoch-Tiefbox darf man nicht vergessen, die restliche Liegeboxeneinrichtung anzupassen. Beispielsweise wird die Höhe des Nackenrohres dann zu niedrig sein.
Die perfekte Liegefläche
Um Liegekomfort und Hygiene in der Tiefbox zu schaffen, muss sie eine stabile Matratze und eine trockene, hygienische Deckschicht enthalten. Für die strukturgebende Matratze empfiehlt sich eine Kalk-Stroh-Wasser-Mischung im Verhältnis 5 : 1 : 3. Die Nutzung von Mist oder Biogassubstrat kann funktionieren, ist aus hygienischer Sicht allerdings sehr kritisch zu betrachten. Ist die Eutergesundheit der eigenen Herde nicht stabil, sollte die Entscheidung eindeutig zugunsten der Kalk-Stroh-Wasser-Matratze fallen. Alternativ zu einer organischen Matratze bieten sich Sandbettwaben an. Die Waben können bei einem Boxenumbau auch auf der bisherigen Liegefläche montiert und mit Sand gefüllt werden, um einen strukturwirksamen Untergrund zu schaffen.
Für die Deckschicht (gilt bei einer organischen Matratze sowie bei einer Sandbettwabe) sollte man nicht nur auf Stroh setzen, da die Kühe das Material leicht aus den Boxen tragen. Hier empfiehlt sich ebenfalls eine Mischung aus Kalk, Stroh und Wasser (3 : 1 : 1), die es auch in fertig gemischter Form zu kaufen gibt.
Optimierung lohnt sich immer
Sich ein Bild von der aktuellen Liegeboxen-Situation im eigenen Stall zu machen und anhand der oben genannten Kriterien zu prüfen, lohnt sich immer. Die Kühe und die Einrichtung geben wichtige Hinweise, ob und was zu optimieren ist. Dafür braucht es in den meisten Fällen weder einen Berater noch neue Boxeneinrichtungen. Das eigene Auge sowie das Ummontieren der Nackenriegel sind meist schon die Lösung bzw. mindestens eine Verbesserung. Und jede Verbesserung zahlt sich in einer längeren Liegezeit und daraus resultierend gesünderen Kühen aus. Allem voran ist natürlich wichtig, dass jedem Tier jederzeit ein Liegeplatz zur Verfügung steht.
In Zusammenarbeit mit Clemens Mauch (Keller GmbH & Co. KG)
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