Fütterung am Melkroboter

42 Liter täglich mit Fleckvieh

Auch in einem 0815-Boxenlaufstall sind mit einem AMS hohe Milcherträge mit Fleckvieh möglich, wenn die Herde frischlaktierend und die Fütterung ausgefeilt ist.

 

Serie: „AMS-Herden erfolgreich füttern“ Teil 4 „42 Liter täglich mit Fleckvieh“

Es muss nicht immer ein Neubau sein, auch in einem herkömmlichen 0815-Boxenlaufstall lässt sich ein AMS nachrüsten und viel Milch melken – davon konnten wir uns unweit des Chiemsee’s, auf dem Hof der Familie Mayer in Zacking, überzeugen.
Im Tagesdurchschnitt melken die 55 Fleckviehkühe dort rund 42 kg Milch mit 3,5 % Fett und 3,40 % Eiweiß. Das Erfolgsrezept: Eine frischmelkende Herde, eine immer gleichbleibende Futterration und natürlich die Abwesenheit von Stress.
Im August 2021 wurde im dreireihigen Kuhstall die vorhandene Fischgräte (2 x 5) gegen einen GEA DairyRobot R9500 ausgetauscht. „Für uns war von vorneherein klar, dass wir beim automatisches Melken auf GEA setzen wollten, vor allem da wir äußerst zufrieden sind mit der Unterstützung durch unseren Händler“, begründet Hans Mayer die Entscheidung.

Mit der Technik des Melkroboters sind Mayers sehr zufrieden, nur ganz selten ruft das AMS mal auf dem Smartphone an. (Bildquelle: Veauthier)

Vor dem Einbau des Melkroboters wurde der alte Melkstand zwischenzeitlich nach außen verlegt, um auch während der Umbaumaßnahmen die Herdenleistung abzusichern. Wichtig war der Familie, nicht in einer halbfertigen Baustelle mit dem Melken am Roboter zu beginnen.

Eine frischmelkende Herde

Seit mittlerweile gut drei Jahren suchen die rund 55 Fleckviehkühe, die gut und gerne 800 kg auf die Waage bringen – also eher den Zweinutzungs- als den Milchtyp repräsentieren, kontinuierlich 2,8 bis 3,0 täglich den Melkroboter auf. Die allermeisten Kühe wollen nicht zum Melken gebeten werden, nur einige wenige – zumeist Altmelker – müssen nachgetrieben werden. „Das sind aber maximal fünf Kühe“, weiß Veronika Mayer. Die 24 jährige Tochter des Betriebsleiter-Ehepaares kümmert sich verstärkt um das Herdenmanagement im Kuhstall. Wichtig ist ihr eine gute Fruchtbarkeit der Herde, denn eine frischmelkende Herde läuft besser und gibt am Ende auch mehr Milch. So liegt die Zwischenkalbezeit der Kühe auch bei nur 365 Tagen, der durchschnittliche Laktationstag bei 165. Einen nicht unwesentlichen Anteil an den guten Fruchtbarkeitsdaten schreiben die Mayers aber auch ihrem Besamungstechniker zu, einem Tierarzt, der ursprünglich aus Russland stammt, seit Jahren schon die Kühe in Zacking besamt. „Der weiß genau was er tut und er tut es sehr gut“, erklärt Hans Mayer, „deshalb besamen wir auch nicht selbst.“

Zwischenmelkzeit von 5 bis 8 Stunden

Täglich werden mehr als 2.200 kg Milch in der Melkbox gemolken. Die Melkanrechte sind so eingestellt, dass jeder Kuh spätestens nach 8,5 Stunden das Melkzeug wieder untergehängt wird. Frischlaktierende Kühe werden schon nach fünf Stunden erneut gemolken.
Erwähnenswert ist die sehr gute Eutergesundheit der Herde. Der Zellgehalt schwankt zwischen 60.000 und 120.000 Zellen/ml. Im Sommer ist der Zellgehalt zumeist etwas höher, was Hans Mayer auf die höheren Temperaturen im Stall zurückführt. Deshalb hat er auch ein paar Ventilatoren im Stall installiert, die das Stallgebäude etwas runterkühlen sollen. Allerdings können die Kühe auch nach draußen „ausweichen“. Parallel zum Stallgebäude haben Mayers einen Laufhof errichtet, auf dem sich auch einige Liegeboxen finden.

Tierwohl wird hier groß geschrieben! Der Laufhof ist mit Tiefliegebuchten bestückt. (Bildquelle: veauthier)

Die Tiefliegeboxen im Stall sind mit einem Gemisch von Stroh und Mist befüllt. Die Boxenpflege erfolgt zwei Mal täglich – das ist den Kühen anzusehen, Euter und Flanken sind sehr sauber. Tierwohl wird hier groß geschrieben!

Kraftfutter nach eigener Rezeptur

Den Kühen vorgelegt wird eine Teilmischration, die auf 30 kg Milch ausgelegt ist. Davon nehmen die Tiere im Durchschnitt zwischen 20 und 21 kg Trockenmasse auf. Die Futtermischung enthält neben Gras- und einer 50 cm hochgeschnittener Maissilage mit mindestens 7,0  MJ NEL (Gras: Mais im Verhältnis 60 : 40) noch 6,0 kg Biertreber, 1,3 kg Luzerneheu, 4,0 kg eines Eiweißgemisches aus Raps-, Sojaschrot (GVO-frei) und etwas Harnstoff sowie 2,0 kg eines energiereichen Kraftfutters (Mais/Gerste/Weizen).
Den Mais schneiden wir extra hoch, so hat die Silage immer mindestens 7,0 MJ NEL
Hans Mayer
Die Futterration wird so gut wie nie geändert. Anpassungen werden nur vorgenommen, wenn der Milchharnstoffgehalt von den angepeilten 20 mg/100 ml abweicht.

Das Kraftfutter wird in der Scheune in eigenen Silos gelagert und von dort direkt in den Mischwagen gefüllt. (Bildquelle: veauthier)

Frisch vorgelegt wird die Futtermischung am Abend, am nächsten Morgen (6:00 Uhr) dann tagsüber alle zwei Stunden nachgeschoben, um die Kühe zum Fressen zu animieren. Die geringen Futterreste (3 %) zeigen, dass das Konzept aufzugehen scheint.
Im AMS erhalten die Kühe zusätzlich noch bis zu 4,5 kg eines speziellen, pelletierten Kraftfutters. Pro Melkvorgang werden jeder Kuh maximal 2 kg zugeteilt. Dies wird in einem Mischfutterwerk nach Mayers-Rezeptur gemischt. Frischabgekalbte Kühe können zunächst 1,5 kg davon täglich abrufen, nach und nach wird die Menge dann gesteigert bis nach vier Wochen dann die maximale Menge ausgeschüttet wird. Altmelker erhalten bis zum Trockenstellen noch 1,0 kg der Pellets täglich, damit sie auch weiterhin den Melkroboter aufsuchen.

Trockensteherration mit Stroh und sauren Salzen

Die trockengestellten Kühe erhalten im Grundsatz eine Futterration mit den gleichen Futterkomponenten. Allerding ist hier das Verhältnis Gras- zu Maissilage umgekehrt (8 kg Gras, 14 kg Mais), zudem sind noch 3,5 kg Stroh und saure Salze enthalten.
Kontrolliert wird die Fütterung über die vom Melkroboter erfassten Daten, insbesondere Aktivität und Wiederkauverhalten werden regelmäßig angeschaut. Schon bei kleineren Abweichungen, werden die betreffenden Kühe genau angeschaut bzw. nach den Ursachen gesucht.
In regelmäßigen Abständen von etwa zwei Wochen werden die Kraftfutterschalen gereinigt und die Kraftfuttersilos kontrolliert. Dabei wird vor allem nach Schimmelnestern geschaut. Sobald sich hier etwas einnistet, lässt die die Schmackhaftigkeit nach und die Futteraufnahme sinkt, weiß Hans Mayer aus Erfahrung.
Um die Trockenmasseaufnahme auch im Herbst zu sichern, silieren Mayers immer etwas in Rundballen zur Überbrückung ein. So kann die neue Maissilage erstmal richtig durchsilieren, bevor sie verfüttert wird.

Wechsel des Mineralfutters brachte Leistungsschub

Auf Nachfrage erklärte Hans Mayer, dass es auch schon mal Probleme mit der Fütterung gab. Vor ein paar Jahren hatte die Familie die Futterberatung und den Kraftfutterbezug an ein norddeutsches Unternehmen abgegeben, doch dann fiel die Milchleistung ab. „Irgendwann haben wir nur noch 26 Liter gemolken“, erinnert sich Hans Mayer, „da haben wir die Reißleine gezogen.“ Das Kraftfutter wurde wieder auf die ursprüngliche Rezeptur umgestellt und das Mineralfutter gewechselt – seit der Umstellung sei die Leistung wieder angestiegen. Erklären könne er sich das Phänomen eigentlich nicht, auf dem Papier habe die Futterration immer gepasst. Jetzt läuft es wieder rund im Stall, weshalb Mayers auch keine Anpassungen im Fütterungsmanagement mehr vornehmen wollen – auch wenn der Milchfettgehalt auf 3,5 % gesunken ist (Eiweiß: 3,4 %). „Das nehmen wir aber in Kauf, solange die Milch da ist!“
Gefragt nach den größten Vorteilen des Melkens mit dem Roboter, neben der Einsparung von Arbeitszeit, erklärt Hans Mayer: Die Kalbinnen profitieren deutlich vom AMS. Kaum eine, die weniger als 40 kg Milch gibt. Das war früher nicht so!“

Johanna, Hans und Tochter Veronika, die schon in den Startlöchern steht, haben eine beeindruckende Fleckviehherde gezüchtet. Sie setzen dabei voll auf die Typisierung ihrer Tiere. (Bildquelle: Veauthier)


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