Nicht jeder Silierzusatz eignet sich aber für jeden Einsatzzweck. Bei falscher Auswahl oder unsachgemäßer Anwendung kann der Schuss auch nach hinten losgehen!
Ein rechtzeitiger Schnittzeitpunkt, ausreichendes Verdichten, zügiges Abdecken allein reicht aber nicht immer aus, um über Wochen und Monate die Futterqualität im Silo zu erhalten. Manchmal ist dazu ein Siliermittelzusatz erforderlich.
Bei der Dosierung müssen unbedingt die Herstellerangaben beachtet werden. Eine Unterdosierung muss auf jeden Fall vermieden werden, da die Wirkung der Mittel von der Bakterienimpfdichte (Anzahl Keime/g Siliermittel) abhängt. Allerdings gibt es bei der Impfdichte große Unterschiede zwischen den Präparaten. Einige Hersteller arbeiten mit niedrigen Impfdichten von 100.000 Keimen/g Siliergut, andere mit 1 Mio. Keimen. Entscheidend für den Siliererfolg ist nicht die absolute Anzahl der Keime, sondern ihre Qualität und Vermehrungsrate. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann bei nassen, verschmutzten Silagen die Dosierung etwas erhöhen.
Säuren und Salze bei nassem Gras
Muss (Gras) witterungsbedingt feuchter siliert werden, so entscheidet vor allem der Verschmutzungsgrad (Gras 30 % TM) ob eine Silage auch ohne Silierzusatz gelingen kann oder nicht. Bei verschmutztem, nassem Futter, Reinbeständen von Klee oder Luzerne oder bei Temperaturen unter 8 °C (letzter Schnitt im Herbst) empfiehlt es sich, chemische Zusätze (Siliersäuren oder Salze) zu verwenden. Mit organischen Säuren (Ameisensäure, Propionsäure, Sorbinsäure, Benzoesäure) oder mit deren Salzen (Formiat, Propionat, Benzoat) soll der pH unabhängig von der Milchsäuregärung abgesenkt, Fehlgärungen (Nacherwärmungen) verhindert werden.
Die Ameisensäure senkt den pH-Wert am stärksten ab. Säuren haben auch eine unspezifisch hemmende Wirkung auf Bakterien. Für den Einsatz säurehaltiger Zusätze sind spezielle, säurefeste Dosiergeräte notwendig, denn bei Anwendung von Säuren, aber auch von Salzverbindungen kann es zu Korrosionsschäden von Maschinenteilen kommen. Siliersalze enthalten meist auch Nitrate bzw. Nitritverbindungen oder keimhemmende Substanzen. Sie sollten schwer silierbarem, d. h. klee- und kräuterreichem Futter mit hoher Pufferkapazität, wasserreichen Zwischenfrüchten oder verschmutztem Futter zur pH-Absenkung zugesetzt werden. Salze mit Nitrit-Zusätzen wirken besonders selektiv auf Colibakterien, Mikrokokken, Clostridien und Listerien.
Auch Mischprodukte von verschiedenen Säuren werden in flüssiger oder granulierter Form angeboten. Daneben gibt es auch Kombinationsprodukte von Milchsäurebakaterien und Salzen.
Beim Einsatz chemischer Konservierungssalze sind Wartezeiten bis zu acht Wochen einzuhalten!
Homofermentative MSB bei optimalen Bedingungen
Zur Verbesserung des Futterwertes von Gras- und Maissilagen bietet sich der Einsatz homofermentativer Milchsäurebakterien (MSBho) an. Mit der MSBho-Zugabe wird versucht, die natürlich vorkommenden MSB zu „dominieren“, da der Pflanzenzucker von den zugesetzten hochwertigeren MSBho sechsmal so effektiv genutzt wird wie von den meisten natürlich vorkommenden MSB. Der Gärverlauf soll so gezielt gesteuert werden. Voraussetzung für den Einsatz von MSBho sind zuckerreiche Pflanzenbestände (bei Gras: früher Schnittzeitpunkt). Mithilfe von MSBho kann der Gärungsstart vorangetrieben, der pH-Wert rascher abgesenkt werden, die Verluste sinken.
Entscheidend ist, dass luftfreie Verhältnisse im Futterstock vorherrschen. Auch ist ein Mindestgehalt an vergärbarem Zucker von drei Prozent in der Frischmasse (FM) bzw. zehn Prozent in der Trockenmasse (TM) erforderlich. Bei zuckerarmen Extensivbeständen können MSBho also keine Wirkung entfalten. Je schneller der pH-Wert absinkt, umso mehr Zucker kann gespart werden, der den Pansenbakterien dann später zur Verfügung steht. MSBho können unter optimalen Silierbedingungen den Futterwert um bis zu 0,2 MJ NEL/kg TM verbessern. Eine höhere Futteraufnahme bzw. eine Steigerung der Milchleistung machen den Siliermitteleinsatz letztlich rentabel.
Hinweis: Die Reduktion der Essigsäuregehalte bewirkte jedoch eine deutlich schlechtere aerobe Stabilität der Silagen nach der Auslagerung.
Siliermittel gegen Nacherwärmung
Die Nacherwärmung spielt auch bei Grassilagen eine immer größere Rolle. Die durch Hefen verursachten Nacherwärmungsprozesse an den Oberflächen lassen sich durch Propionsäure stoppen. Organische Säuren und chemische Salzverbindungen können bis zu einem TM-Gehalt von 55 Prozent bzw. bei Graskonserven mit einem Rohfasergehalt von 180 bis 300 g/kg TM empfohlen werden. Einige Propionsäureprodukte wirken speziell gegen Hefe- und Schimmelpilze. Dabei ist etwa ein halber Liter Propionsäure verdünnt mit zwei Litern Wasser je Quadratmeter Anschnittfläche aufzubringen. Der Einsatz von Propion-säureprodukten empfiehlt sich auch bei schwer zu verdichtendem Futter zur Oberflächenbehandlung vor dem Abdecken des Silos oder als Feuerwehrmaßnahme bei auftretender Nacherwärmung (auch bei Maissilage möglich).
Heterofermentative Milchsäurebakterien (MSBhe) sind zu empfehlen, wenn nach der Siloöffnung ein unzureichender Vorschub gegeben ist bzw. Silage bei hohen Außentemperaturen entnommen werden muss. MSBhe sind in der Lage, aus Milchsäure und Pflanzenzucker Essigsäure zu bilden. Hefen werden vor allem durch (den undissoziierten Anteil an) Essigsäure im Wachstum gehemmt. In welchem Ausmaß die Essigsäure stabilisierend wirkt, hängt vom pH-Wert ab: je tiefer der pH, desto größer voraussichtlich die Hemmwirkung der Essigsäure. Vor diesem Hintergrund werden MSBhe häufig auch in Kombination mit homofermentativen Bakterien gemischt. In der Anfangsgärphase wird durch die MSBhe ein Großteil des Pflanzenzuckers zu Milchsäure umgebaut, dabei sinkt der pH-Wert. Im weiteren Gärverlauf setzen sich die MSBhe durch, die bevorzugt Essig-säure bilden.
- Die MSBhe benötigen etwa sechs Wochen, um genügend Essigsäure zu bilden.
- Ihre Wirkung erhöht sich mit zunehmendem Trockenmasse-Gehalt der Silage.
- Die aerobe Stabilität der Silage nach der Silageentnahme fällt um so länger aus, je länger die Silage vorher im Silo lagert – allerdings gilt dies nur bei luftdichter Lagerung. Für Silage, die im ungeöffneten Silo bereits mit Sauerstoff in Berührung kommt, trifft dies sicher nicht zu. Hier kann sich eine lange Lagerdauer sogar negativ auswirken. Einer perfekten Abdeckung kommt somit eine überragende Bedeutung zu.
- Die MSBhe benötigen etwa sechs Wochen, um genügend Essigsäure zu bilden.
- Ihre Wirkung erhöht sich mit zunehmendem Trockenmasse-Gehalt der Silage.
- Die aerobe Stabilität der Silage nach der Silageentnahme fällt um so länger aus, je länger die Silage vorher im Silo lagert – allerdings gilt dies nur bei luftdichter Lagerung. Für Silage, die im ungeöffneten Silo bereits mit Sauerstoff in Berührung kommt, trifft dies sicher nicht zu. Hier kann sich eine lange Lagerdauer sogar negativ auswirken. Einer perfekten Abdeckung kommt somit eine überragende Bedeutung zu.