Im Januar 2013 hat Eberhard Stahr die Kälberhaltung auf seinem 440-Kuh-Betrieb in Sachsen-Anhalt von einem Experten überprüfen lassen und daraufhin die Kälberhaltung umgestellt. Haben die Maßnahmen Erfolg gehabt?
Unsere Zahlen waren in Ordnung, mehr aber auch nicht. Vor allem bei den Zunahmen gab es Luft nach oben, auch wurden zu viele Kälber während Tränkephase krank. Und...
Im Januar 2013 hat Eberhard Stahr die Kälberhaltung auf seinem 440-Kuh-Betrieb in Sachsen-Anhalt von einem Experten überprüfen lassen und daraufhin die Kälberhaltung umgestellt. Haben die Maßnahmen Erfolg gehabt?
Unsere Zahlen waren in Ordnung, mehr aber auch nicht. Vor allem bei den Zunahmen gab es Luft nach oben, auch wurden zu viele Kälber während Tränkephase krank. Und da uns bewusst ist, dass die Welt sich weiterdreht, haben wir uns für die Beratung entschieden.“ Geschäftsführer Eberhard Stahr schaut in die Runde und hört aufmerksam zu, was Berater Andreas Richter ihm erzählt. Der Kälberspezialist im Dienst des Milchpulverherstellers Sloten Gmbh/Sprayfo hatte am Tag zuvor gemeinsam mit Herdenmanagerin Katharina Nohr einige Kennzahlen in das Computerprogramm eingegeben, welches den Sprayfo Kälberaufzucht Index (SKI) berechnet (siehe auch Elite 3/2013, Seite 28).
Probleme mit fütterungsbedingtem Durchfall
Zur Ermittlung des SKI werden die wichtigsten Bereiche der Kälberaufzucht, von der Biestmilchversorgung über die Milchpulverphase bis hin zur Gruppenhaltungsphase und dem Absetzen mit Punkten von 1 bis 5 bewertet. Die Angaben werden gewichtet und mit einer Gesamtpunktzahl von bis zu 1.000 Punkten versehen. Das Ergebnis zeigt, wo die Kälberaufzucht im Betrieb Verbesserungspotenzial bietet.
Im Januar 2013 erreichte die Kälberaufzucht der Ostrauer Agrar GmbH 589 Punkte. Das ist ein solides Ergebnis. Trotzdem gab es Nachholbedarf in einigen Bereichen:
- Die Abkalbebox wurde lediglich alle drei Wochen entmistet, auf eine anschließende Desinfektion wurde verzichtet. Mittlerweile wird entmistet, besenrein gefegt und mit Kalk abgestreut. Zudem werden nun zusätzlich verschiedene, auch gegen Kryptosporidien wirksame Desinfektionsmittel eingesetzt.
- Die Biestmilchversorgung war bereits gut organisiert, es gab eine Kolostrumbank. Allerdings wird heute jedes einzelne Gemelk mit der Biestmilchspindel überprüft.
- Der Betrieb fütterte Biestmilch an jedes Kalb und wechselte nach drei bis vier Tagen auf Mischkolostrum. Erst in der Gruppenhaltung begann die Fütterung mit Milchpulver. Der SKI bewertet dieses Vorgehen negativ: Die Zusammensetzung der Milch ändere sich täglich. Für die Kälber sei jedoch wie für die Kühe eine einheitliche Ration besser geeignet, daher belohnt der Index den frühen Einsatz eines Milchaustauschers.
- Jetzt erhalten die Kälber bereits ab dem 7. Lebenstag Milchpulver mit 50 % Magermilchanteil. Dieser ist besser verdaulich als der vorher verwendete Austauscher mit reichlich pflanzlichen Eiweißträgern.
- Das Milchpulver wird zu Beginn mit 190 g/l konzentriert. Bis zum Ende der Tränkephase sinkt erst die Konzentration, dann die Menge auf 145 g/l und zwei Liter MAT pro Tag ab. So kann man den spezifischen Bedürfnissen der Tiere in den einzelnen Altersstufen besser gerecht werden. Außerdem bekommen die Kälber in der Einzelhaltungsphase nun Wasser und zwei Mal täglich eine Trocken-TMR, bestehend aus Roggenhäckselstroh und Kraftfutter. Zum Absetzen liegt die aufgenommene Menge bei 2 kg pro Tier und Tag.
- In der Gruppenhaltung fütterten die beiden zuständigen Kälberfrauen bisher die TMR der hochleistenden Kühe, die für die wachsenden Kälber einen zu hohen Fettanteil enthielt. Daher mischt der Betrieb jetzt eigens eine Jungrinder-TMR (9 kg Mais, 2 kg Gras, 0,9 kg Soja, 0,6 kg Gersten-/Weizenschrot, 0,1 kg Stroh, 0,09 kg HL-Mineralstoffe, 0,01 kg Futterkalk).
- Die Abkalbebox wurde lediglich alle drei Wochen entmistet, auf eine anschließende Desinfektion wurde verzichtet. Mittlerweile wird entmistet, besenrein gefegt und mit Kalk abgestreut. Zudem werden nun zusätzlich verschiedene, auch gegen Kryptosporidien wirksame Desinfektionsmittel eingesetzt.
- Die Biestmilchversorgung war bereits gut organisiert, es gab eine Kolostrumbank. Allerdings wird heute jedes einzelne Gemelk mit der Biestmilchspindel überprüft.
- Der Betrieb fütterte Biestmilch an jedes Kalb und wechselte nach drei bis vier Tagen auf Mischkolostrum. Erst in der Gruppenhaltung begann die Fütterung mit Milchpulver. Der SKI bewertet dieses Vorgehen negativ: Die Zusammensetzung der Milch ändere sich täglich. Für die Kälber sei jedoch wie für die Kühe eine einheitliche Ration besser geeignet, daher belohnt der Index den frühen Einsatz eines Milchaustauschers.
- Jetzt erhalten die Kälber bereits ab dem 7. Lebenstag Milchpulver mit 50 % Magermilchanteil. Dieser ist besser verdaulich als der vorher verwendete Austauscher mit reichlich pflanzlichen Eiweißträgern.
- Das Milchpulver wird zu Beginn mit 190 g/l konzentriert. Bis zum Ende der Tränkephase sinkt erst die Konzentration, dann die Menge auf 145 g/l und zwei Liter MAT pro Tag ab. So kann man den spezifischen Bedürfnissen der Tiere in den einzelnen Altersstufen besser gerecht werden. Außerdem bekommen die Kälber in der Einzelhaltungsphase nun Wasser und zwei Mal täglich eine Trocken-TMR, bestehend aus Roggenhäckselstroh und Kraftfutter. Zum Absetzen liegt die aufgenommene Menge bei 2 kg pro Tier und Tag.
- In der Gruppenhaltung fütterten die beiden zuständigen Kälberfrauen bisher die TMR der hochleistenden Kühe, die für die wachsenden Kälber einen zu hohen Fettanteil enthielt. Daher mischt der Betrieb jetzt eigens eine Jungrinder-TMR (9 kg Mais, 2 kg Gras, 0,9 kg Soja, 0,6 kg Gersten-/Weizenschrot, 0,1 kg Stroh, 0,09 kg HL-Mineralstoffe, 0,01 kg Futterkalk).
Rund 20 % der Kälber litten während der Tränkephase an vorwiegend fütterungsbedingtem Durchfall. Durch die Rationsumstellung verringerte sich dieser Wert auf 15 % der Kälber.
Außerdem kämpfen 25 % der Neugeborenen mit Husten und Lungenentzündung. Das liegt am mangelnden Luftaustausch im Stall (Höhe der Stallöffnung passt nicht zur Tiefe). Hier gab es noch keine Verbesserung, die Kälber stehen nach wie vor im alten Stall. Die Genehmigungen für einen neuen Außenklimastall liegen vor, bald soll der Bau beginnen.
Unter ähnlichen Bedingungen bessere Zunahmen
Kein Wunder, dass die jüngsten Tiere die angestrebten Tageszunahmen nicht erreichten: Wünscht man sich nach drei Monaten ein Gewicht von 120kg, wogen die Kälber in Ostrau durchschnittlich nur etwa 105 kg, nach einem halben Jahr brachten sie 200 statt 220 kg auf die Waage. Durch die beschriebenen Optimierungsmaßnahmen konnten die Tageszunahmen deutlich gesteigert werden (siehe auch Übersicht 1).
Heute bringen die Kälber 117 kg nach drei Monaten, 220 kg mit einem halben Jahr und 380 kg mit 13 Monaten auf die Waage. Jedes Kalb wird nun nach der Geburt und zum Ausstallen gewogen und das Gewicht nicht mehr nur geschätzt. Dazu wurde eigens eine Waage angeschafft. Ab dem sechsten Monat wachsen die Jungrinder extensiv bei einem Aufzüchter im Harz auf. Von dort kehren sie im siebten Monat tragend mit 559 kg zurück. Das durchschnittliche Erstkalbealter beträgt 27 Monate. Hier lassen sich Unterschiede durch die veränderte Kälberaufzucht erst in einigen Jahren feststellen. Der SKI beträgt jetzt 806 Punkte.
Kälberindex nur ein Puzzleteil
Die Bewertung durch den Sprayfo Kälberaufzuchtindex ist nur ein Baustein im Betriebskonzept. Geschäftsführer Eberhard Stahr bespricht gemeinsam mit Herdenmanagerin Katharina Nohr und den Kälberfrauen monatlich die wichtigsten Kennzahlen (Anzahl und Verlauf der Geburten, Kälberverluste, Totgeburten, Anzahl und Gewichte der zur Aufzucht verkauften Rinder). Quartalsweise werden zudem die Betriebszahlen mit allen Angestellten besprochen, zwei Mal jährlich gibt es Belegschaftsversammlungen in lockerer Runde. Auch Ausflüge zum „Tag des Milchviehhalters“ oder Fortbildungen gehören dazu. Eberhard Stahr investiert in seine Angestellten: „Letztlich ist Wissen der nachhaltigste Weg, um durch mitdenkende Mitarbeiter den Betrieb voranzubringen.“
C. Stöcker