Rote Beete wird vor allem für den menschlichen Verzehr angebaut. In die Kuhration wandert wenn dann nur die Überproduktion oder der Trester aus der Saftproduktion. Dadurch, dass die Rübe nur so selten frisch auf dem Futtertisch landet, gibt es kaum Untersuchungen zu ihren Inhaltsstoffen oder der Verdaulichkeit.
Die Forschungslücke fiel Svenja Hermes, ehemalige Studentin an der Georg-August-Universität in Göttingen auf. Zuhause auf dem elterlichen Kuhbetrieb bauen sie erfolgreich...
Rote Beete wird vor allem für den menschlichen Verzehr angebaut. In die Kuhration wandert wenn dann nur die Überproduktion oder der Trester aus der Saftproduktion. Dadurch, dass die Rübe nur so selten frisch auf dem Futtertisch landet, gibt es kaum Untersuchungen zu ihren Inhaltsstoffen oder der Verdaulichkeit.
Die Forschungslücke fiel Svenja Hermes, ehemalige Studentin an der Georg-August-Universität in Göttingen auf. Zuhause auf dem elterlichen Kuhbetrieb bauen sie erfolgreich seit fünf Jahren Rote Beete an und verfüttern sie saisonal an die eigenen Herde. Die Idee dafür kam ihrem Vater. Er erhoffte sich durch die Fütterung zusätzliches Betacarotin und eine alternative Rohproteinquelle in die Ration bringen zu können. In ihrer Masterarbeit nahm Svenja Hermes die rote Rübe daher genauer unter die Lupe.
Für den Versuch wurden 12 verschiedene Rote Beete Sorten und fünf verschiedene Bunte Beete Sorten an zwei unterschiedlichen Standorten angebaut. Nach der Ernte ermittelte Svenja Hermes den Ertrag, die Nährstoffzusammensetzung, die Verdaulichkeit und Abbaugeschwindigkeit je nach Rübenzerkleinerung. Das sind die Ergebnisse:
700 bis 1.000 dt/ha
Der durchschnittliche Ertrag der Roten Beete lag im Versuch bei 679 dt/ha. Der vergleichsweise geringe Ertrag ist auf einen verspäteten Saatzeitpunkt zurückzuführen sowie eine Unterdüngung weil Teile der Versuchsflächen im roten Gebiet lagen. Unter besseren Bedingungen können mit Roter Beete laut Literatur Erträge von 700 bis 1.000 dt/ha erreicht werden. Das zeigt auch die Praxiserfahrung der Familie Hermes aus den vergangenen Jahren. Zwischen den Erträgen der Roten und Bunten Beete lag im Versuch kein signifikanter Unterschied.
Mit 14,5 % Trockenmasse ein klassisches Saftfuttermittel
Die Untersuchung der Nährstoffzusammensetzung ergab im Durchschnitt über alle Rote Beete Sorten eine Trockenmasse (TM) von 14,5 %. Damit weist die Rote Beete deutlich weniger Trockenmasse auf als die Zuckerrübe mit 28,3 % TM oder die Energierübe mit 23 % TM.
Die Rote Beete zeigte in der Nährstoffzusammensetzung mit 591 g/kg einen geringeren Zuckeranteil in der Trockenmasse im Vergleich zur Zuckerrüben (745 g/kg) oder Energierüben (764 g/kg). Dafür wies sie aber mit 115 g/kg einen deutlich höheren Rohproteingehalt aus als die Zuckerrübe mit 31 g/kg oder die Energierübe mit 39 g/kg.
Mit Rote Beete Kosten sparen
Im Versuch zeigte Rote Beete eine hohe Verdaulichkeit mit 90,4 % der organischen Masse. Die Untersuchung der Rübenzerkleinerung zeigte, dass frische Rübenpartikel nicht zu klein sein sollten, damit sie nicht zu schnell abgebaut werden. Die optimale Größe liegt bei 1 bis 3 cm. Bei zu großen Partikeln ( > 5 cm) besteht die Gefahr von Schlundverstopfungen oder Selektion.
Durch den hohen Energieanteil von 8 bis 8,2 MJ NEL/kg TM ist Rote Beete vergleichbar mit Kraftfuttermitteln (Energiestufe 4). Der große Vorteil: Durch den höheren Rohproteingehalt reicht es bei einer Fütterung von Rote Beete aus, ein Ausgleichsfutter mit geringerem Proteingehalt zuzukaufen. Das kann monetäre Vorteile erbringen. Als optimale Einsatzmenge wird pro Kuh und Tag eine Menge von 3 kg Trockenmasse (entspricht etwa 21 kg Frischmasse) empfohlen.
Das Potenzial der Roten Beete auf einen Blick
- Verfügbarkeit: Der Anbau, die Ernte und die Lagerung von roter Beete ist in gleicher Weise wie traditionell eingesetzte Zucker- oder Futterrüben möglich. Der Zukauf rechnet sich nur bei Überschüssen bzw. Übergrößen aus der Lebensmittelproduktion.
- Ertrag: Rote Beete zählt mit Erträgen von 700 bis 1.000 dt/ha zu den ertragsreichen Futtermitteln. Ertragssteigernd können folgende Punkte wirken: Direktsaat, angepasste Aussaatstärke für ertragsreiche große Rüben, Pillierung des Saatgutes, angepasste Düngung.
- Zusammensetzung:
– hoher Zuckergehalt (591 g/kg TM)
– hoher Energiegehalt (8,0 bis 8,2 MJ NEL/kg TM)
– hoher Rohproteingehalt (114 g/kg)
- Verdaulichkeit & Abbaugeschwindigkeit: hohe Verdaulichkeit mit 90,4 % der organischen Masse. Bei frischen Rote Beete-Rüben sollte auf die Partikelgröße geachtet werden, um eine sukzessive Zuckerfreisetzung und somit eine reduzierte Gefahr für Pansenazidosen zu gewährleisten. Optimal sind die Partikel 1 bis 3 cm groß. Zu große Partikel können zu Schlundverstopfungen führen.
- Einsatz: Eignet sich als heimisches, GVO-freies Futtermittel für hochleistende Kühe. Die Einsatzmenge sollte bei maximal 3 kg Trockenmasse pro Tag liegen. Durch die Schmackhaftigkeit kann sich die Futteraufnahme der Kühe steigern.
Fazit
Frische Rote Beete hat Potenzial als ein alternatives energiereiches Futtermittel für hochleistende Milchkühe. Die Vor- und Nachteile sind vergleichbar mit traditionell eingesetzten Rüben. Ein großer Vorteil ist der höhere Rohproteingehalt. Allerdings ist mit einer höheren Frischmasse-Einsatzmenge zu rechnen, weshalb eine Kosten-Nutzen-Analyse erforderlich ist. Noch steht die Rote Beete nicht auf der Positivliste für Einzelfuttermittel, obwohl großes Potenzial besteht.
Fun Fact: Rote Beete in der Ration verfärbt die Milch nicht rot, sorgt aber für rötlichen Kot und Urin.
Quelle: „Potenzial von Roter Beete in der Milchkuhfütterung“ Masterarbeit von Svenja Hermes, Georg-August-Universität Göttingen
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