Im Moment lässt sich mit der Milch Geld verdienen. Trotzdem ist auf den Milchkuhbetrieben der Anreiz die Produktionsmenge zu erhöhen durch z.B. politisch oder klimatische Unsicherheiten gering.
In zwei aufeinanderfolgenden Quartalen hat sich die produzierte Milchmenge in den wichtigsten Exportregionen der Welt nicht gesteigert. Das Angebot am Markt wird knapp, die Preise klettern in ungeahnte Höhe. Wie wird es wohl weiter gehen? In der neuen Ausgabe „The World Dairy Situation...
Im Moment lässt sich mit der Milch Geld verdienen. Trotzdem ist auf den Milchkuhbetrieben der Anreiz die Produktionsmenge zu erhöhen durch z.B. politisch oder klimatische Unsicherheiten gering.
In zwei aufeinanderfolgenden Quartalen hat sich die produzierte Milchmenge in den wichtigsten Exportregionen der Welt nicht gesteigert. Das Angebot am Markt wird knapp, die Preise klettern in ungeahnte Höhe. Wie wird es wohl weiter gehen? In der neuen Ausgabe „The World Dairy Situation 2022“ des Internationalen Milchwirtschaftsverbands (IDF) schätzen Experten die Marktentwicklungen ein.
Kein Wachstum mehr in den Big-7
Zu den sieben größten Milchexportregionen zählen Argentinien, Brasilien, Uruguay, Australien, Neuseeland, die EU-27 und die USA. Die Rabobank schätzt, dass in der ersten Hälfte des Jahres 2022 die produzierte Milchmenge in diesen Ländern um 1,6 % gegenüber dem Vorjahr geschrumpft ist. Auch wenn derzeit die Produktion leicht gestiegen ist, wird für das gesamte Jahr 2022 ein Rückgang der Menge von 0,6 % geschätzt.
In Neuseeland und Deutschland schränken vor allem Umweltauflagen das Wachstum ein. Trotz hoher Milchpreise werden die Kuhbestände nicht aufgestockt, da das Wachstumspotential begrenzt ist. Ganz interessant ist zum Beispiel, dass das geplantes Investitionsvolumen in Ställe derzeit in Deutschland am Tiefpunkt ist.
Chinas Durst nach Milch gelöscht?
Das Angebot ist knapp, aber auch die Nachfrage geht zurück. Inflation und weitere Unsicherheiten dämpfen das Kaufverhalten. Das zeigte sich zum Beispiel jüngst bei der letzten Auktion auf der internationalen Handelsplattform „Global Dairy Trade“ auf welcher der Preisindex über alle Produktkategorien erneut zurück ging (mehr dazu
hier).
Aber nicht nur das: Der bisher größte Milchimporteur China hat den Selbstversorgungsgrad in den letzten Jahren von 70 % (2018) auf fast 80 % gesteigert. Es wird erwartet, dass Chinas Flüssigmilchimporte in der zweiten Jahreshälfte um 40 % im Vergleich zur Importmenge des Vorjahres sinken. Für 2022 wird ein Rückgang von 30 % prognostiziert. Die Einschätzungen der Experten gibt aber das Signal, dass China zumindest bis 2030 noch der größte Milchimporteur bleiben wird.
In Brasilien ist Milch teurer als Benzin
Auch bei der nationalen Nachfrage in den großen Produktionsländern wird eine Veränderung des Kaufverhaltens erwartet. Denn die gravierend steigenden Energie- und Kraftstoffpreise erhöhen die Verbraucherpreise für Milchprodukte drastisch. In Brasilien stieg der Verbraucherindizes für Molkereiprodukte im Juli 2022 um 41 %. Die Milchpreise überstiegen im August in einigen Regionen des Landes sogar den Preis für Benzin (mehr dazu
hier). In den Niederlanden stieg der Verbraucherindizes um binnen einen Monats um 17 %, in den USA um 15 %.
Die aktuellen Schlagzeilen:
Deutschland: Milchmenge geht weiter zurück
Die an die Molkereien gelieferte Milchmenge in Deutschland folgt dem saisonalen Abwärtstrend. In der ersten Oktoberwoche wurde 0,6 % weniger Milch geliefert im Vergleich zur Vorwoche. Das geht aus Daten der Zentralen Milchmarkt Berichtserstattung (ZMB) hervor. Das Vorjahresniveau wurde mit einem Abstand von 1,4 % deutlich überschritten.
Pulverpreise stark gefallen
Die Preise für Magermilchpulver in Futter- und Lebensmittelqualität sind in der 41. Kalenderwoche deutlich gefallen. Das zeigen die aktuellen Zahlen der Süddeutschen Butter- und Käsebörse e.V. Kempten. Demnach fiel der Durchschnittspreis um 115 €/t für Ware in Lebensmittelqualität und um 195 €/t für Ware in Futtermittelqualität.
Grund für den Preisrückgang ist das derzeitig sehr ruhige Marktgeschehen. „Die Verfügbarkeit von Ware und die Verkaufsbereitschaft haben in den letzten Wochen zugenommen“, berichtet Monika Wohlfahrt, Geschäftsführerin ZMB, in einem aktuellen Marktbericht. Doch die Nachfrage am Markt sei derzeit zurückhaltend aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage am Weltmarkt.
Es wird berichtet, dass die Anfragen weiter hinter den für die Jahreszeit üblichen Mengen zurückbleiben.
Monika Wohlfarth, ZMB
Butterpreise gleich geblieben
Die Preise für abgepackte Markenbutter- (250 g) bleiben bei ihrer Spanne von 7,50 bis 7,70 €/kg. Die Nachfrage wird von der Süddeutschen Butter- und Käsebörse e.V. als gut beschrieben. Die Preise für lose Markenbutter (25 kg) sind um 17 Cent in der unteren und 15 Cent in der oberen Preispanne gefallen. Grund dafür sei abwartendes Käuferverhalten und ein ruhigerer Markt, so die Börse.
Quellen: u.a. ZMB, VMB, Süddeutsche Butter- und Käsebörse e.V. Kempten, AMI, MIV, moproweb.de, ife, BLE, DCA, TrigonaDairyTrade, MIR, milchland.de, AgE, Rabobank, MEG Milch Board