Die Ovulationssynchronisation mittels Hormonen (OvSynch (OVS) =Synchronisation der Ovulation) ermöglicht eine terminorientierte Besamung und wird in Milchkuhbetrieben häufig eingesetzt. Die Anwendung empfiehlt sich beispielsweise dann, wenn Kühe nach der Kalbung nicht in Brunst gekommen sind und ihre freiwillige Wartezeit überschritten haben. Auch eignet sich das OvSynch-Verfahren als Therapie z.B. bei Tieren, bei denen sich die Gebärmutter nach der Kalbung nicht gereinigt hat, bei Kühen...
Die Ovulationssynchronisation mittels Hormonen (OvSynch (OVS) =Synchronisation der Ovulation) ermöglicht eine terminorientierte Besamung und wird in Milchkuhbetrieben häufig eingesetzt. Die Anwendung empfiehlt sich beispielsweise dann, wenn Kühe nach der Kalbung nicht in Brunst gekommen sind und ihre freiwillige Wartezeit überschritten haben. Auch eignet sich das OvSynch-Verfahren als Therapie z.B. bei Tieren, bei denen sich die Gebärmutter nach der Kalbung nicht gereinigt hat, bei Kühen mit Eierstockzysten oder, bei denen die Eierstöcke inaktiv sind.
Gezielter Hormoneinsatz ist notwendig
Möglich aber eventuell kritisch zu betrachten ist sicherlich die routinemäßige Brunstsynchronisation für eine terminorientierte Besamung aller Kühe der Herde. Denn der Medikamenteneinsatz ist nicht nur teuer, sondern auch immer wieder gesellschaftlich in der Diskussion.
Dem steht entgegen, dass beim OVS-Verfahren körpereigene Hormone mit sehr kurzen Halbwertszeiten eingesetzt werden. Die Besamungsergebnisse sind in der Regel nicht schlechter als bei der natürlichen Brunst. Beachtet werden muss bei der Beurteilung allerdings, dass das OVS-Verfahren vielfach bei Problemtieren eingesetzt wird. Nichtsdestotrotz wird eine durchschnittliche Konzeptionsrate von 33% erreicht. Somit sind Hormonprogramme wie das OvSynch-Verfahren in der Milchkuhhaltung wichtig und notwendig, vor allem dann, wenn es um die Behandlung von sogenannten „Sonderfällen“ geht.
Doch was geschieht eigentlich bei OvSynch-Kühen, die zur Besamung angespritzt wurden und was ist zu tun, wenn diese Kühe außer Plan brünstig sind oder eben keine Brunst zeigen?
Zyklus-Neustart
Üblicherweise erfolgen Trächtigkeitsuntersuchungen und Puerperalkontrollen mit dem Tierarzt bzw. dem zuständigen Repro-Experte in festen Zeit-/Wochenabständen z.B. alle zwei Wochen. Zu diesen Terminen steht auch die Sterilitätskontrolle der zur Besamung anstehenden Kühe an. Kühe, die bereits die freiwillige Wartezeit überschritten haben und bislang keine Brunstsymptome zeigen, können im OvSynch-Programm synchronisiert werden. So kommt der Zyklus der Kuh wieder in „Gang“.
„Einfaches“ OvSynch-Verfahren reicht
Die OvSynch-Programme unterscheiden sich in Dauer und Mengen der Hormongaben. Das gängige OvSynch-Verfahren bei Kühen, die zur Besamung anstehen jedoch bisher keine Brunst zeigen, muss ab einem vom Betrieb und betreuendem Tierarzt festgelegten Laktationstag (freiwillige Wartezeit) eingeleitet werden. Für die Synchronisation mit dem „klassischen“ OvSynch-Verfahren sind drei Hormongaben nötig. (siehe Abb. 1).
Was bewirken die Hormone?
Kühe, die beim OvSynch- Programm zur Besamung anstehen, bekommen bei der ersten Hormongabe GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon) gespritzt. Je nach Zyklusstand wird somit eine neue Follikelwelle induziert, die Ausreifung des dominanten Follikels eingeleitet oder ein vorhandener Gelbkörper in seiner Ausbildung und Progesteronproduktion nochmals gefördert.
GnRH sorgt für die Ausschüttung von FSH (Follikelstimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon). Diese beiden Hormone fördern in den nächsten sieben Tagen die Bildung eines dominanten Follikels und bzw. oder die Ausbildung eines Gelbkörpers (Corpus Luteum).
Das in der zweiten Hormongabe enthaltene PGF2α (Prostaglandin) löst den Gelbkörper auf, wodurch der Progesteronspiegel im Blut abfällt. Durch das Fehlen von Progesteron produziert der Hypothalamus (Zwischenhirn) verstärkt GnRH, welches dazu führt, dass der dominante Follikel nun weiter heranreift. Außerdem wird von diesem Follikel vermehrt Östrogen produziert, was unter anderem für die Brunstsymptome verantwortlich ist. Um die Ovulation auf einen Zeitraum von wenigen Stunden zu beschränken, erfolgt deshalb eine weitere GnRH-Injektion 48 Stunden nach der PGF2α-Applikation. Das Hormon unterstützt die Reifung des dominanten Follikels zum Eisprung, sodass die künstliche Besamung 16 bis 20 Stunden nach der letzten Hormongabe ohne Beachtung weiterer Brunstsymptome terminiert erfolgen soll.
*LH: LH hat je nach Funktionskörper auf dem Eierstock verschiedene Wirkungen: In der Follikelphase wirkt es auf die Follikelreifung. Es ermöglicht die endgültige Reifung des Follikels mittels dem sogenannten LH-Peak der in der Brunst den Eisprung auslöst. Bei Anwesenheit eines Gelbkörpers stimuliert es dessen Wachstum und somit dessen Progesteronproduktion.
*FSH: FSH stimuliert das Wachstum und die Reifung der Follikel (Eibläschen) im Eierstock.
Die Spermabehandlung bis zur Kuh hat großen Einfluss auf den späteren Besamungserfolg. Diese Stellschrauben sollten Sie regelmäßig überprüfen.
Andere OvSynch-Verfahren sind aufgrund des Einsatzes von mehr Hormongaben nicht nur teurer sondern auch nur bei guter Organisation des Fruchtbarkeitsmanagements möglich bzw. nötig. Sie eignen sich natürlich bei Sonderfällen (z.B. trotz einzelner Hormongaben keine Brunst, klassisches OvSynch war erfolglos) zur Behandlung. Zwei Beispiele für andere OvSynch-Verfahren sind das Pre-(Ov)Synch, bei dem vor den oben dargestellten Hormongaben (siehe Abb.1) zwei Prostaglandingaben in Abstand von je 14 Tagen vorlaufen oder das Double-OvSynch. Hier wird das OvSynch-Verfahren (siehe Abb.1) ohne künstliche Besamung am zehnten Tag eine Woche nach der dritten Hormongabe (GnRH) wiederholt. Erst nach dem zweiten OvSynch-Durchlauf wird die Besamung durchgeführt.
Tipp: Das Wichtigste bei der Durchführung aller OvSynch-Programme ist die exakte Hormongabe, d.h. die genaue Einhaltung der Hormonmengen und der Applikationszeiten, der Applikationsorte um den bestmöglichen Erfolg zu erzielen. Stellen Sie sich 15 Minuten vor jeder Hormongabe einen Wecker, damit Sie die Hormone pünktlich injizieren können.
OvSynch-Plan ist einfach- Doch was, wenn die Kühe nicht mitspielen?
Die Theorie hört sich einfach an. Doch die Praxis zeigt oft ein anderes Bild beim Durchlaufen eines OvSynchs: Kühe oder auch Rinder, die dem Hormonplan nicht folgen. Doch was ist zu tun, wenn die Kuh anders als geplant bullt? Wie gehe ich dann mit Besamungen und möglichen weiteren Hormongaben um? Wir zeigen Ihnen fünf Praxisbeispiele und wie Sie damit umgehen können:
Die Kuh zeigt wenige Stunden nach der ersten Hormongabe mit GnRH Brunstsymptome:
- Grund? Je nach Zyklusstand der Kuh induziert GnRH eine neue Follikelwelle oder fördert die Reifung des dominanten Follikels. Zeigt die Kuh nach der ersten GnRH-Gabe eine Brunst, ist letzteres eingetreten und es war bereits ein dominanter Follikel vorhanden, der nun zum Sprung bereit und durch die Östrogenausschüttung für die Ausbildung der typischen Brunstsymptome verantwortlich ist.
- Was ist zu tun? Unbedingt eine Besamung durchführen.
Die Kuh zeigt kurz vor der PGF2α-Applikation (2.Gabe) Brunstsymptome:
- Grund? Hier war der „körpereigene“ Zyklus mit seiner natürlichen PGF Ausschüttung „schneller“ als das Ovsynch Programm.
- Was ist zu tun? Eine Besamung kann beim entsprechendem Fallbeispiel richtig sein, muss aber nicht. Die Kuh sollte einem Tierarzt oder Besamungstechniker am selben Tag vorgestellt werden, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Die Kuh zeigt Brunstsymptome vor der dritten Gabe (GnRH):
- Grund? Die Auflösung des Gelbkörpers hat bereits vor der PGF2α-Gabe begonnen, die Follikelreifung und Östrogenausschüttung erfolgt schon und Brunstsymptome sind früher zu erkennen.
- Was ist zu tun? 12 Stunden-Regel für die Besamung beachten und die GnRH Injektion des Ovsynch Programms mit zur („verfrühten“) Besamung spritzen.
Die Kuh zeigt keine Brunstsymptome:
- Grund? Einige Kühe reagieren weniger deutlich auf die Hormone und sind stillbrünstig. Teilweise ist die Brunst nur durch sogenannte sekundäre (weniger deutliche) Brunstanzeichen dem Tier anzumerken. Zum Beispiel ist die Brunst dann nur durch Brunstschleim bei der Besamung zu erkennen. Doch auch dieser ist nicht immer sichtbar. Bei negativem Besamungserfolg zeigen die Kühe in der Folgebrunst meist jedoch wieder deutlichere Symptome, da ihr Zyklus durch die Hormone wieder „in Gang“ gebracht wurde.
- Was ist zu tun? OvSynch Plan inklusive Besamung nach Plan durchführen.
Die Kuh bullt wenige Tage nach OvSynch-Besamung:
- Grund? Hierfür gibt es verschieden Gründe! 1. Es ist zur vorherigen OVS- Besamung eine nicht bullige Kuh (erfolglos) besamt worden. 2. Es ist trotz bzw. beim OvSynch- Verfahren z.B. eine Follikelzyste entstanden.
- Was ist zu tun? In dem Fall könnte die Kontrolle der Eierstöcke (Eigenkontrolle, Besamungstechniker oder Tierarzt) Aufschluss geben. Ist dies nicht möglich, kann die Kuh nachbesamt werden oder muss in einem neuen OvSynch-Programm neu synchronisiert werden. Die Entscheidung hierzu sollte nach unten genannter Datenauswertung betriebsindividuell festgelegt werden (siehe unten).
Mit Hilfe dieser Fallbeispiele können Sie beim nächsten Mal besser auf Kühe, die dem OvSynch-Plan nicht folgen, reagieren.
Dokumentieren Sie bei jeder Besamung den entsprechenden Besamungscode/-fall (KB aus stehender Brunst, OVS- Besamung, „zu frühe“ OVS- Besamung, Besamung nach PGF- Gabe). Nur so können Sie die Verfahren für Ihren Betrieb individuell korrekt auswerten. Außerdem lohnt sich mit diesen Daten die kurze Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt bzw. Repro-Betreuer über Ihr betriebsindividuell bestes Verfahren!
In Zusammenarbeit mit Nico Beckers-Schwarz und Dr. Linda Dachrodt Tierarztpraxis LandVET.
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