Wissenschaftler in Australien haben untersucht, wie oft Lahmheiten in Weidebetrieben erkannt werden. Dafür wurden 62 Betriebe mit insgesamt 19.000 Kühen im Bundesstaat New South Wales untersucht. Die Betriebsleiter wurden zur Häufigkeit von Lahmheit sowie nach ihrem Ansatz für Behandlung und Prävention von Lahmheiten (Mitarbeiterschulung, Klauenschneiden, Dokumentation) befragt. Außerdem wurden alle Kühe auf den teilnehmenden Betrieben von einem geschulten Untersucher nach einem...
Wissenschaftler in Australien haben untersucht, wie oft Lahmheiten in Weidebetrieben erkannt werden. Dafür wurden 62 Betriebe mit insgesamt 19.000 Kühen im Bundesstaat New South Wales untersucht. Die Betriebsleiter wurden zur Häufigkeit von Lahmheit sowie nach ihrem Ansatz für Behandlung und Prävention von Lahmheiten (Mitarbeiterschulung, Klauenschneiden, Dokumentation) befragt. Außerdem wurden alle Kühe auf den teilnehmenden Betrieben von einem geschulten Untersucher nach einem Bewegungsscore eingeteilt (nach Nordlund). Die mittlere Herdengröße über die teilnehmenden Betriebe lag bei 300 Kühen mit einer Durchschnittsleistung von 23,8 L/d.
Ergebnis: Die Betriebsleiter unterschätzten die Häufigkeit von Lahmheiten auf ihren Betrieben signifikant. Von den untersuchten Kühen waren im Mittel ca. 19 % Kühe lahm (Bewegungsscore 3 oder 4). Die meisten (56 von 62) Milcherzeuger gaben deutlich weniger lahme Kühe an, im Mittel 5%. Nur jeder Vierte der befragten Landwirte gab zudem an, Lahmheiten oder Behandlungen zu dokumentieren. Behandlungen von lahmen Kühen wurden überwiegend von geschulten Klauenpflegern oder Tierärzten durchgeführt (>70%). Klauenschnitte zur Prävention von Lahmheiten führten nur acht der 62 Betriebe durch. Der Rest gab an, Klauen nur bei Bedarf, z. B. bei langgewachsene Klauen, zu schneiden. Nur zwei Milcherzeuger gaben an, regelmäßig Klauenbäder durchzuführen.
Regelmäßiges Bewegungs-Scoring
Die Wissenschaftler empfehlen, zweimal jährlich die Klauen aller Kühe nach dem Bewegungsscore zu bewerten. So können Lahmheiten früher erkannt und verhindert werden, langfristig die Genesungsrate erhöht werden. Um diese Einteilung einfacher in den Arbeitsalltag zu integrieren, empfehlen sie zudem, ein Bewertungssystem mit wenig Kategorien zu wählen. Um die Ursachen für Lahmheiten besser zu kennen und gezielter zu behandeln, sollten Betriebsleiter alle Lahmheiten in der Herde dokumentieren.
Anstatt antimikrobielle Behandlungen als erste Behandlungsmaßnahme für lahme Kühe zu wählen, die den Heilungsprozess verzögern, sollten Milcherzeuger besser die Ursachen aufspüren und ausschalten. Zudem empfehlen sie einen zügigen Klauenpflegeschnitt, sobald eine Kuh nur leicht lahmt sowie gezielte Schulungen bezüglich der Klauengesundheit. Ob ein regelmäßiger Klauenpflegeschnitt auch für die Klauengesundheit von Weidekühen förderlich ist, soll in weiteren Studien untersucht werden.
Klauenpflege ist wichtig, kostet aber Zeit. Gut ist, wenn das Material schnell zur Hand ist. Das gilt sowohl für den Klauenstand als auch für das Klauenbad.
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