Abkalbung

Anhand der Körpertemperatur Kalbungen vorhersagen

Wiederholte Messungen der Rektaltemperatur können genutzt werden, den Zeitpunkt der Kalbung besser abzuschätzen. Geht die Temperatur runter, geht's los!

In verschiedenen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass Kühe vor Beginn der Kalbung einen Abfall der Körpertemperatur aufweisen. Ziel der im Folgenden beschriebenen Studie war es, Testkriterien eines Abfalls der vaginalen und rektalen Temperatur zur Vorhersage von Geburten bei Milchkühen zu untersuchen.

In der Arbeit wurden die Daten von insgesamt 85 Holstein-Friesian Kalbinnen bzw. Kühen aus drei Studienabschnitten ausgewertet. Den Tieren sechs bis neun Tage vor dem erwarteten Kalbetermin ein Temperaturfühler zur kontinuierlichen Messung in die Scheide gelegt. Die Vaginaltemperatur wurde jede Minute bzw. alle zehn Minuten mithilfe eines Temperatur-Datenloggers aufgezeichnet. Kalbte die Kuh, so wurde der Temperaturfühler zusammen mit der Wasserblase herausgepresst. Die vom Temperaturfühler aufgezeichneten Daten wurden dann heruntergeladen. Außerdem wurde bei den Kühen die rektale Temperatur mit einem Fieberthermometer morgens und abends gemessen.

Ergebnisse

  • Die vaginale Temperatur war am Tag der Kalbung durchschnittlich um 0,2 bis 0,3°C niedriger als 24 Stunden zuvor. Verglichen mit einem Ausgangswert 48 Stunden vor der Kalbung, sank die Temperatur sogar um 0,4 bis 0,6°C ab.
  • Der rektal gemessene Abfall der Temperatur betrug im gleichen Zeitraum 0,3 bis 0,5°C bzw. 0,4 bis 0,6°C.
  • Durch die erfasste Absenkung sowohl in der vaginalen als auch rektalen Temperatur über die 24h- und 48h-Intervalle hinweg, konnte zwischen Kühen, die innerhalb der nächsten 24 Stunden abkalbten oder nicht abkalbten unterschieden werden. Bei einem Abfall der vaginalen Temperatur über 24 Stunden hinweg von mehr als 0,3°C konnte die Kalbung relativ genau vorhergesagt werden.
  • Fiel die Temperatur nicht ab, so kalbten ca. 85 % der Kühe auch nicht innerhalb der nächsten 24 Stunden.
  • Fiel allerdings die rektale Temperatur um mindestens 0,3 °C ab, konnten nur 55 % der Kalbungen richtig vorhergesagt werden. Konnte aber kein Abfall der rektalen Temperatur beobachtet werden, so kalben 86 % der Kühe nicht innerhalb der nächsten 24 Stunden.


Fazit
Wiederholte Messungen der Rektaltemperatur können, zusätzlich zur üblichen Tierbeobachtung, genutzt werden, um den Zeitpunkt der Kalbung abschätzen und so eventuell notwendige Geburtshilfe effizienter organisieren zu können.

Quelle: Dr. Onno Burfeind, Prof. Dr. W. Heuwieser, Tierklinik für Fortpflanzung, Freie Universität Berlin

 


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