Kompostställe bieten idealen Kuhkomfort – wenn sie richtig bewirtschaftet werden. Mittlerweile gibt es sichere Erfahrungswerte aus und für Mitteleuropa.
Mit den aktuellen Diskussionen über Tierwohl rückt vermehrt der Kompostierungsstall in den Fokus. Die Kühe liegen hier frei in einer weichen, feinkrümeligen und trockenen Einstreu und laufen auf einem nachgebenden griffigen...
Kompostställe bieten idealen Kuhkomfort – wenn sie richtig bewirtschaftet werden. Mittlerweile gibt es sichere Erfahrungswerte aus und für Mitteleuropa.
Mit den aktuellen Diskussionen über Tierwohl rückt vermehrt der Kompostierungsstall in den Fokus. Die Kühe liegen hier frei in einer weichen, feinkrümeligen und trockenen Einstreu und laufen auf einem nachgebenden griffigen Untergrund. Die freie Aufstallung ermöglicht es den Kühen, ihr natürliches Verhalten fast ungebremst auszuleben, besonders profitieren sie im Sozialverhalten. In der Regel wird mit einem Platzangebot von 9 bis 10 m2 pro Kuh gearbeitet.
Damit der Kompostierungsprozess und damit das ganze Stallsystem funktionieren, muss man das richtige Maß für Bodenbearbeitung (Durchmischung und Durchlüftung), Einstreumenge und Einstreuintervall finden. Verlässliche Richtwerte hierfür haben sich mittlerweile auch für die kühlgemäßigten Klimaregionen aus der Praxis entwickelt.
Der Rotteprozess muss funktionieren
Nur wenn sich in der Kompostmatratze Temperaturen von 35 bis 45°C entwickeln (bis zu 65°C möglich!), kompostiert das Material und die Feuchtigkeit kann aus dem Material entweichen. Die Temperaturen im Material zu messen ist daher ein Standard im Management eines Kompoststalles. Die Oberflächentemperatur des Kompostes von max. 25 bis 35°C beeinflusst die Kühe nicht in ihrem Liegeverhalten.
Damit der Kompostierungsprozess (Rotte) funktioniert, benötigen die Mikroorganismen Sauerstoff und Nährstoffe. Dafür muss der Kompost zweimal täglich „bearbeitet“, also gewendet und vermischt werden.
- Am effektivsten gelingt die tägliche Bearbeitung mit einer Fräse, die das Material sowohl ausreichend durchmischt, als auch zerkleinert. Um noch mehr nicht kompostierte Stellen an die Oberfläche zu befördern, fahren einige Praktiker rückwärts mit der Fräse durch den Stall. Grubber und Kreiselegge eignen sich nur bedingt. Als optimal hat sich die Kombination aus zweimal täglicher Fräsarbeit mit einer Tiefgrubberbearbeitung alle 14 Tage herausgestellt.
- Die Sauberkeit der Kühe im Kompostierungsstall hängt maßgeblich von der Dauer der Bearbeitung der Liegefläche ab. Denn je länger und gründlicher die tägliche Bearbeitung der Kompostschicht ausfällt, desto trockener bleibt das Material.
- Ebenso wie in der Bearbeitung sollte nicht mit dem Einstreumaterial gegeizt werden! Sobald das Material klumpig und feucht wird („es beginnt an den Kühen zu kleben“), muss frisch eingestreut werden. Jährlich wird eine Einstreumenge von 15 bis 20 m3/Kuh benötigt. Gestreut wird alle 3 bis 7 Wochen eine Menge von 0,4 bis 1,3 m3 pro Tier.
- Am effektivsten gelingt die tägliche Bearbeitung mit einer Fräse, die das Material sowohl ausreichend durchmischt, als auch zerkleinert. Um noch mehr nicht kompostierte Stellen an die Oberfläche zu befördern, fahren einige Praktiker rückwärts mit der Fräse durch den Stall. Grubber und Kreiselegge eignen sich nur bedingt. Als optimal hat sich die Kombination aus zweimal täglicher Fräsarbeit mit einer Tiefgrubberbearbeitung alle 14 Tage herausgestellt.
- Die Sauberkeit der Kühe im Kompostierungsstall hängt maßgeblich von der Dauer der Bearbeitung der Liegefläche ab. Denn je länger und gründlicher die tägliche Bearbeitung der Kompostschicht ausfällt, desto trockener bleibt das Material.
- Ebenso wie in der Bearbeitung sollte nicht mit dem Einstreumaterial gegeizt werden! Sobald das Material klumpig und feucht wird („es beginnt an den Kühen zu kleben“), muss frisch eingestreut werden. Jährlich wird eine Einstreumenge von 15 bis 20 m3/Kuh benötigt. Gestreut wird alle 3 bis 7 Wochen eine Menge von 0,4 bis 1,3 m3 pro Tier.
Ventilation ja, Unterflurbelüftung nein
Wichtig ist zudem, dass der Stall gut durchlüftet ist. Denn die bei der Bearbeitung aufsteigende Feuchtigkeit soll möglichst schnell aus dem Stall abgeführt werden. Daher gehören Ventilatoren über der Liegefläche im Kompostierungsstall mit dazu. Die vor einigen Jahren noch beworbene Unterflurbelüftung hat sich meist nicht bewährt. Zu häufig sind die Löcher der Belüftungsrohre durch das feine Material verstopft. Eine ausreichende Belüftung des Materials ist mit einer gewissenhaften Oberflächenbearbeitung und guter Raumdurchlüftung sichergestellt.
Am LFZ Raumberg-Gumpenstein wurde in 23 Kompoststallbetrieben untersucht, welche Eintreumaterialien sich eignen. Neben den klassischen Säge- bzw. Hobelspänen oder feinen Hackschnitzeln, die zwar einfach im Handling, allerdings mit bis zu 20 € pro m3 relativ teuer sein können, gibt es inzwischen einige Erfahrung mit Alternativen (Übers. 1, Seite 71).
Dinkelspelzen sind derzeit preislich interessant und gut verfügbar. Sie fördern eine schnelle Temperaturentwicklung und sind daher ein idealer Mischungs- und Steuerungspartner. Miscanthus ist ebenfalls relativ günstig und zeichnet sich durch eine hohe Strukturstabilität aus (trittfest). Allerdings ist die Verfügbarkeit eingeschränkt. Lediglich zur Kombination in Mischungen eignen sich separierte Gülle (max. 30%) sowie Sieb- und Absaugmaterial aus der Kompostierung oder Hackschnitzelproduktion.
In der Regel wird die komplette Stallfläche zweimal pro Jahr ausgemistet. Durch die Kompostierung reduziert sich das Ausgangsvolumen der Einstreu um rund 30 bis 40%. Die Einstreuschicht wächst so bis zum Misten auf bis zu 60 cm heran. Es wird empfohlen, einen Rest des alten Komposts zur „Beimpfung“ der frischen Einstreu im Stall zu belassen, damit der Rotteprozess schnell wieder in Gang kommt. Der „Kompostmist“ soll bis zum Streuen noch einige Wochen zur Endrotte gelagert werden. Die frische Einstreuschicht soll mindestens 20 bis 40 cm dick sein.
Geht es mit weniger Platz?
Ein Kompostierungsstall kann auch mit einem geringeren Platzbedarf pro Kuh funktionieren. Florian Enzenhofer aus Vorderweissenbach (AT) bewirtschaftet seinen Stall mit nur 5 m2 Fläche pro Kuh. Der Milcherzeuger erklärt: „Es läuft durch den höheren Eintrag an Exkrementen einfach alles schneller ab.“ Das Einstreuintervall ist auf alle 2 bis 4 Wochen verkürzt, zudem wird bis zu fünfmal jährlich der ganze Stall entmistet. Auch der Einstreubedarf ist mit 20 m3 pro Kuh und Jahr deutlich höher. Der Kompostprofi verwendet als Einstreu eine Mischung aus 30% Dinkelspelzen „als Turbo“ zur Wärmeentwicklung und 70% Sägespänen. „Mit dem geringen Platzbedarf lassen sich zwar Baukosten sparen. Auf Dauer möchte ich aber lieber ausreichend Platz anbieten, um die Einstreukosten zu minimieren“, sagt er. F. Greil