Geringe Innovationsfähigkeit

Große Molkereien sind in den letzten Jahren die Antwort schuldig geblieben, dass sie zu einem Mehrwert für die Milcherzeuger führen. Mittelgroße Milchverarbeiter werden deshalb auch weiterhin ihre Existenzberechtigung haben. Das erklärte Günter Berz-List, Vorstand der Schwälbchen Molkerei auf dem Molkereikongress der Lebensmittel Zeitung in München, der unter dem Motto stand: Umdenken. Neudenken. Positionieren! Mittlere und kleinere (Privat)-Molkereien würden wesentlich stärker durch Markenprodukte und Innovationen punkten und dadurch eine höhere Wertschöpfung erzielen. Auffällig viele Kongressteilnehmer kritisierten in diesem Zusammenhang die mangelnde Innovationsfähigkeit norddeutscher Milchverarbeiter.
Christian Däumler, GfK, warnte die Molkereien davor, sich nach dem Ende der Milchpreiskrise in Sicherheit zu wiegen. Eine mögliche Bedrohung für die Branche sieht der Marktforscher in Milchimitaten auf Reis-, Lupinen- und Nuss-Basis. Die Umsätze hätten in 2016 um 22% zugelegt. Das „Problem“ sei, dass junge Konsumenten mit solchen Alternativen aufwachsen würden. „Bio“ räumte er wenig Wachstumschancen ein, das Marktsegment sei als reif zu beurteilen. Stärker nachgefragt würden proteinreiche Produkte.
Thomas Capune, CSP Consultants, verwies auf dizunehmenden Bedenken gegen eine industrialisierte Milchverarbeitung. Die Diskussionen würden härter werden, speziell was deren Erzeugung (Tierwohl) und Umweltauswirkungen angehe. Um 2030 werde es wohl ein Verbot der Anbindehaltung geben; schon heute presche der LEH in einigen Teilbereichen vor.