Erstmals wurden in Deutschland die Daten der Eutergesundheit von allen 3,7 Mio. MLP-Milchkühen ausgewertet. Das erlaubt einen bundesweiten Blick auf die Situation der Eutergesundheit.
Seit dem vergangenen Jahr erhalten die der Milchleistungskontrolle (MLP) angeschlossenen Erzeuger einen neuen Eutergesundheitsbericht. Auf der Basis von sechs...
Erstmals wurden in Deutschland die Daten der Eutergesundheit von allen 3,7 Mio. MLP-Milchkühen ausgewertet. Das erlaubt einen bundesweiten Blick auf die Situation der Eutergesundheit.
Seit dem vergangenen Jahr erhalten die der Milchleistungskontrolle (MLP) angeschlossenen Erzeuger einen neuen Eutergesundheitsbericht. Auf der Basis von sechs Kennzahlen werden Veränderungen der Eutergesundheit komprimiert dargestellt, was ein Monitoring auf Herdenebene ermöglicht (siehe Elite Spezial Eutergesundheit optimieren, 2015).
Entwickelt wurde der Eutergesundheitsbericht im Rahmen von milchQplus vom Deutschen Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen (DLQ) und der Hochschule Hannover. Die Daten werden von den Landeskontrollverbänden zur Verfügung gestellt.
In der hier vorgestellten Auswertung wurde als Zellzahlgrenze (Unterscheidung gesunder Euter von nicht gesunden Eutern) ein Zellgehalt von 100.000 Zellen/ml im Gesamtgemelk gewählt (Frühwarnsystem zur Erkennung von Eutergesundheitsveränderungen). Neben den regionalen Durchschnittswerten wurden zu jeder Kennzahl auch die Vergleichswerte der 25% besten Betriebe in puncto Eutergesundheit eines jeden Bundeslandes angegeben.
1. Anteil eutergesunder Milchkühe
In 2015 konnten in Deutschland nur 56% der Kühe als eutergesund (100.000 Zellen) eingestuft werden. Die meisten eutergesunden Kühe fanden sich im Durchschnitt mit knapp 63% in Baden-Württemberg, mit 53% war der „geringste“ Anteil eutergesunder Kühe in Hessen und Sachsen-Anhalt zu beobachten.
2. Neuinfektionsrate in der Laktation
Über das gesamte Bundesgebiet hinweg betrachtet, infizierte sich im Jahr 2015 jede fünfte Milchkuh (20%) neu (von 18% in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein bis zu 22% in Hessen und Sachsen-Anhalt).
Steigt die Zellzahl vieler Kühe bei zwei aufeinander folgenden MLP über 100.000 Zellen/ml, muss nach den Ursachen geforscht werden. Häufig sind diese im Bereich der Boxenpflege, der Zitzenkondition, der Qualität der Melkarbeit sowie der Melkhygiene zu finden. Letztere vor allem bei Problemen mit kuhassoziierten Erregern.
3. Neuinfektionsrate in derTrockenperiode
Die durchschnittliche Neuinfektionsrate in der Trockenperiode lag in 2015 bei 26,0% (23,7 bis 32,0%). Gemeinsam mit der Kennzahl Heilungsrate in der Trockenperiode (siehe unten) lässt die Neuinfektionsrate Rückschlüsse darauf zu, wie gut das Trockenstehermanagement funktioniert. Heilen bestehende Infektionen gründlich aus und wird die Kuh vor Neuinfektionen geschützt? Hinweis: Bis zu 60% der klinischen Mastitiden in der Frühlaktation sind auf Infektionen in der Trockenperiode zurückzuführen.
4. Heilungsrate in der Trockenperiode
Die durchschnittliche Heilungsrate in der Trockenperiode lag über das gesamte Bundesgebiet bei 55,6% (50,8% bis 57,9%). Entscheidende Einflussfaktoren sind auch hier die Aufstallungshygiene, vor allem zu Beginn und zum Ende der Trockenperiode, die Auswahl und Anwendungshygiene von antibiotischen Trockenstellern und internen Zitzenversieglern, viele chronisch kranke Tiere im Bestand als Infektionsquelle, das Geburtsmanagement und die Körperkondition zum Trockenstellen.
5. Färsenmastitis
Die Kennzahl Färsenmastitisrate weist den Anteil der Erstlaktierenden aus, die beim Anmelken eine gestörte Eutergesundheit zeigen. Der Bundesdurchschnitt lag bei 31%. Im Ländervergleich schnitt Bayern mit 27% am besten ab. Hohe durchschnittliche Raten in einigen Bundesländern von bis zu 40% (Brandenburg und Sachsen-Anhalt) machen deutlich, dass im Färsenmanagement noch besser gearbeitet werden muss. Wichtige Stellschrauben sind dabei Aufstallungshygiene vor allem im Abkalbe-Zeitraum, eine erfolgreiche Fliegenbekämpfung, eine bedarfsgerechte Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sowie eine optimierte Anfütterung vor Laktationsbeginn.
Die genannten Fütterungsmaßnahmen sind wichtige Faktoren, um eine übermäßige Ödembildung an Euter und Zitzen um die Abkalbung herum zu vermeiden. Diese stellt wie auch eine vorzeitige Öffnung des Strichkanals durch Verlust des Keratinpfropfes einen wichtigen Risikofaktor für die Entstehung von Färsenmastitiden dar.
6. Chronisch euterkranke Kühe
Die sechste Kennzahl weist den Anteil der chronisch euterkranken Kühe aus, also Tiere mit schlechten Heilungsaussichten, die in aller Regel nicht mehr behandlungswürdig sind und eine gefährliche Infektionsquelle darstellen. Der durchschnittliche Anteil dieser Tiere ist über Deutschland gesehen mit 1,3% durchweg niedrig (Spannweite von 0,7% bis 1,9%).
Die sechste Kennzahl weist den Anteil der chronisch euterkranken Kühe aus, also Tiere mit schlechten Heilungsaussichten, die in aller Regel nicht mehr behandlungswürdig sind und eine gefährliche Infektionsquelle darstellen. Der durchschnittliche Anteil dieser Tiere ist über Deutschland gesehen mit 1,3% durchweg niedrig (Spannweite von 0,7% bis 1,9%).
Die Auswertung wurde von Dr. Britta Behr (DLQ) auf dem Kongress des Bundesverbandes praktischer Tierärzte (BPT) im November 2016 präsentiert.